auf Nias wieder zum Vorschein zu kommen. In dieser Gestalt
wird er seitdem von den Niassern verehrt. !)
Die Eidechse hat noch stets für den Niasser besondere Bedeutung.
Albert Kruyt 2) teilt uns mit, dass ein Niasser, der
kurz nachdem er einem verstorbenen Angehörigen ein Opfer
gebracht hat, eine Eidechse rufen hört, dies als Zeichen nimmt,
dass die Seele des Verstorbenen mit dem Opfer nicht zufrieden
ist. E r stellt dann einen neuen Vorrat von Speisen zum Opfer
hin, an Stelle der zuerst, geopferten, von denen die Seele des
Verstorbenen den Duft aufgegessen hat, und die er nun unter
die Hausgenossen verteilt.
Ich selbst fand in Nias vielfach Abbildungen von Eidechsen angebracht,
z. B. auf Häusern, Särgen, Messern, Spazierstöcken und
Feuerfächern. Dieses häufige Auftreten des Eidechsenmotives
macht es wohl wahrscheinlich, dass es mehr bedeutet als ein
einfaches Verzierungsmotiv. Wilken vermutet, dass auch die
Form der niassischen Schilde die Eidechsenfigur nachahmt.
Eine spontane Fehlgeburt, so erzählten mir die Niasser, kommt
bei den niassischen Frauen sehr selten vor. In der Regel hält
man einen bösen Geist, meistens die matianak, für den Verursacher
von abortus. Fehlgeburt kann aber auch eintreten, wenn
die Frau sich während ihrer Schwangerschaft nicht an die für
diese Zeit bestimmten Vorschriften gehalten hat, oder wenn sie
versäumt hat den adu zatua die schuldigen Ehren zu erweisen;
es ist dann als Strafe zu betrachten.
Ein einzelnes Mal kommt es auch vor, dass eine schwangere
Frau mutwillig abortus hervorruft, besonders sind es unverheiratete
Frauen, die trotz des strengen Verbotes, aus Angst
und Scham den Versuch machen die Schwangerschaft aufzuheben.
Es war sehr schwierig über die-dabei gebräuchlichen
Kunstgriffe etwas, zu erfahren, denn weder die Priester noch
die dukun zeigten Lust sich darüber zu äussern, nur auf Umwegen
gelang es mir einzelnes zu vernehmen.
1) Wilken, G. A., De hagedis in het volksgeloof der Malayo-
Polynesiers. Bijdr. tot de T. L. en V. K. van N. Indie. 5. IV. 1889.
2) Kruyt, Alb. C., Het animisme in den Indischen Archipel. Den
Haag, 1906.
In Ost-Nias (Lölöwua) sucht die Schwangere besonders durch
Arzeneien abortus hervorzurufen. Sie zerschneidet papaja-
Blätter, kocht diese in Wasser und nimmt den Abguss e in ; oder
sie trinkt mit feingeriebenem rotem lombok vermengtes Wasser.
Auch äussere Mittel werden angewandt. Man reibt den Leib
mit heissem Kokosnussöl oder mit heissgemachten jungen
Kokosnüssen, oder legt einen Stein, so heiss man es vertragen
kann, auf den Leib.
Auch die Ruptur der Embryonalhüllen wird in Ost-Nias angewandt,
man benutzt dazu den Stiel eines Blattes.
In Nord-Nias setzt die Schwangere, in der Hoffnung die Frucht
zu töten, einen Kessel mit heissem Wasser auf den Leib oder
sie wendet Massage an.
Noch vereinzelter ist der Fall, dass eine verheiratete Frau
abortus hervorzurufen sucht. Geschieht es jedoch und wird es
bekannt, so begeben sich alle Frauen des Kampong zu der
Schuldigen. Man stellt sie den adu zatua gegenüber und sie muss
im Beisein aller vor diesen adu der Ahnen den Eid ablegen,
es niemals wieder zu tun. Ausserdem ist sie verpflichtet dem
Kamponghaupt ein Schwein im Werte von zehn Gulden abzutreten,
von dem alle Leute des Kampong ih r Teil erhalten.
In Ost-Nias wird eine verheiratete Frau für dasselbe Vergehen
mit einer Geldbusse, die sie dem Kamponghaupt zu
entrichten h at, bestraft.
Die Frauen in West-Nias essen, um abortus hervorzurufen,
bubur mit zerriebenem lombok vermischt, oder wenden Massage
an , auch legen sie heisse Scheiben von Lehmerde auf
den Leib. !) Der Eihautstich ist auch hier bekannt.
Die Strafen für die unverheiratete F rau , die eine Fehlgeburt
herbeiführt, sind sehr streng. In Ost-Nias muss sie eine hohe
Geldstrafe an das Kamponghaupt bezahlen und auch demje1)
Weiche Erde (tambu sombuju, tanah luma) gebrauchen die
Niasser auch bei der sakit ati. Sie legen etwas von der Erde in
der Herzgegend auf die Brust und blasen darauf. Besonders
wirksam soll djese Therapie sein, wenn die Erde in der Form
eines Kreuzes aufgelegt wird. Die weiche Erde muss so lange auf
derselben Stelle liegen bleiben, bis sie von selbst abfällt.
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