Riese aber war ein Wollüstling und nahm alle Frauen zu
sich.
Um nun recht mit Müsse den Anblick der nackten Frauen,
die sich im Flusse zu baden pflegten, gemessen zu können,
holte er einen grossen Stein aus dem Meere und wälzte ihn
mitten in den Fluss. Den Coitus übte er dann aus, indem er
unter dem Wasser seinen Penis, der die Grösse und Form einer
Wasserschlange annahm, in die Vagina der badenden Frauen
kriechen liess. Als, er dies eines Tages wieder bei einei der
Frauen tun wollte, schlug dieselbe seinem wie eine Schlange
aussehenden Penis mit einem Hackmeissel den Kopf a b ; an
der Wunde verblutete Sedawa.
Wie ich hörte, findet man in dieser Gegend in jedem Hause
einen adu horo, welcher den Kriegsgott darstellen s o ll, ei ist
der Vertreter von Sedawa und ist darum mit besonders grossen
Schamteilen versehen.
In Hili Samaetane (Lagundri) steht im Hause des zweiten
Siiilu ein Götzenbild mit einem Penis, der bis an das Kinn
reicht.
Nach allen vorhergegangenen Mitteilungen dürfen wir wohl
annehmen, dass die aussergewöhnlich grossen Genitalien dei
niassischen Götzenbilder ursprünglich mehr bedeutet haben
als eine Angabe des Geschlechtes.
Wir finden sie jedoch nicht n u r an den adu in menschlicher
Gestalt, sondern auch bei den Tier-adu.
Neben den Geistern, die wir als die hauptsächlichsten Krankheitserreger
kennen lernten, spielen Vergiftung und Zaubeiei
in der Pathologie der Niasser beim Entstehen von Krankheiten
eine grosse Rolle.
In Lölöwua (Ost-Nias) teilten mir die Eingeborenen mit, dass es
möglich ist, in dem man bulu darah unter die Speisen einer verhassten
Persönlichkeit mischt, eine Krankheit, marano genannt,
hervor zu rufen, die sich in Abmagern, Austrocknen und Blut-
husten äussert. Um einen solchen Kranken zu heilen , zerreibt
der Priester aufgerollte ado n ara und presst sie aus. Den Saft
muss der Patient trin k e n ; mit dem Stuhlgang wird dann das
Gift den Körper des Kranken wieder verlassen.
ERSTES KAPITEL 71
Wenn man jemand bulu malahi unter das Essen mischt,
kann man bewirken, dass der Unglückliche nicht mehr zu
Erektio Penis im Stande ist und dadurch der Coitus unmöglich
wird. Wollen die Eingeborenen bei Jemanden grosse Geschwüre
an den Beinen (fanorobuu) hervorrufen, so mischen
sie die bu-mau (Haare der Katze), bu teu (Haare der Maus), bu
nassu (Haare des Hundes), nachdem sie fein geschnitten sind
und etwas Kokosnussöl hinzugefügt worden is t, dem Betreffenden
unter sein Essen. In manchen Fällen kann der Priester einen
solchen Patienten auf folgende Weise heilen: Er nimmt eine
bulu bio und bestreicht sie mit etwas Kokosnussöl, darauf hält
er das Blatt über das Feuer und legt es dann auf die schwärenden
Stellen. Diese Blätter sollen eine ziehende Kraft besitzen.
Will man bei einer gehassten Person Anschwellungen einzelner
Körperteile hervorrufen, so muss man eine vertrocknete
und halbverweste Schlange nehmen und diese an eine Stelle
legen, über welche der Gehasste geht. Zum gleichen Zwecke
kann man auch eine verwesende Schlange zerreiben und diese
Substanz mit Kokosnussmilch (santen) koch en , worauf man das
obenaufschwimmende Fett abschöpft, in dieses Öl ein Stöck-
chen taucht und damit unbemerkt sein Opfer berührt.
Dasselbe Resultat ist zu erreichen, wenn man etwas von
diesem Öl unter die Speisen des Betreffenden mengt.
Bluterbrechen kann man verursachen, wenn man dem
Gehassten den abgehackten Schwanz eines tongo (Mal. Kalo),
mit etwas Fleisch vermischt, zu essen giebt.
In Lahewa (Nord-Nias) wurden mir noch folgende Gifte und
Zaubertränke genannt: .
1. Man zerreibt langu hoto (Menschenknochen) zu Pulver
und mischt etwas davon in das Essen oder den Sirihkalk
des Opfers; dieses wird dann andauernd magerer und stirbt
schliesslich an Schwäche.
2. Man schneidet den mao nassi (Kutjing laud), einen Fisch,
der einer Katze gleicht, der Länge nach durch und gebraucht
die linke Hälfte als Gift. Sie wird getrocknet, zerstampft und
unter Aussprechen einer Zauberformel in die Speisen oder
den Sirihkalk gemischt. Nach dem Genuss stirbt der Betreffende