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 Auch  ist  man  oft  der  Meinung,  dass  die Agens  der Krankheit  
 zugleich  mit  der Blutentziehung entfernt werden kann. Anstatt  
 eines  Ivarbouwhornes  gebrauchen  die  Niasser  auch  wohl  ein  
 Bambusröhrchen;  Blutigel werden von den Niassern bei Krankheiten  
 zum  Blutabziehen  nicht  angewendet. 
 Ebenso  stellten  die  Niasser  in  Abrede,  dass  sie  Menschenblut  
 als Medikament  verwenden.  Wohl  wird  Blut  von  Tieren  
 zu  therapeutischen  Zwecken  benutzt;  z.  B.  wenn  Jemand von  
 einer  Schlange  gebissen  ist,  bringt  man  manchmal Schweineblut, 
   welches  man  durch  einen  Schnitt  in  das  Ohr des Tieres  
 erhalten  h a t,  auf  die  Wunde.  Dass  in  vielen  Fällen  die  ad u ,  
 welche für den Kranken gemacht worden s in d , mit dem Blut des'  
 Opfertieres  bestrichen  werden ,  haben  wir bereits gesehen; dies  
 geschieht  nach  Albert  Kruyt  J),  damit die adu vollauf von dem  
 im  Blut  vorhandenen  Seelenstoff  gemessen  können. 
 Kauterisation  findet  ebenfalls  manchmal  Anwendung;  z.  B.  
 um das Durchbrechen eines Abscesses zu befördern, tröpfelt man  
 rundum  den  Kopf des Abscesses  kochendes  Öl. 
 Massage  ist  ein  besonders  beliebtes  Mittel  bei  Schmerzen in  
 irgendwelchen  Körperteilen.  Schmerzende  Glieder  massieren  
 die  Niasser  meistens  von  oben nach unten, wobei der Daumen  
 auf  die  eine  und  die  vier  Finger  auf  die  andere  Seite  der  
 Extremität  appliziert  werd en ;  das  zu  behandelnde  Glied wird  
 vorher  mit  Kokosnussöl  eingerieben. 
 Wenn  ein Nordniasser in der Lendengegend Schmerzen fühlt,  
 zieht  er  die  Haut  an  der  Stelle  in  die  Höhe  und  lässt  die  
 emporgezogene  Hautfalte  wieder  schnell  zurückfallen.  Bei  
 Kopfschmerzen  fängt  man  über  der  Nasenwurzel  mit  beiden  
 Daumen  zu  massieren  a n ,  dann  über  den  Augenbrauen  late-  
 ralwärts  nach  den  Schläfen  zu.  Es soll besonders dann helfen,  
 wenn die Kopfschmerzen durch Blutandrang verursacht worden  
 sind;  durch  Massage  kann man das überflüssige Blut entfernen.  
 Das  Emporziehen  der  Haut  bei  Lendenschmerzen  beruht  auf 
 1)  Kruyt,  Alb.  C.,  Het  animisme  in  den Indischen Archipel. Den  
 Haag,  1906. 
 der  Vorstellung,  dass  diese  Schmerzen  durch  Mischung  des  
 Blutes  mit  Luft  hervorgerufen  werden;  durch  das  Emporziehen  
 der  Haut  kann  die  Luft  entweichen. 
 Nach  Missionar  Lett  *)  „k an n   man  überhaupt  sagen,  dass  
 die  Leute  (Niasser)  im  Vergleich  zu uns Europäern gutes Heil-  
 fleisch  haben;  Wunden  heilen  wunderbar  schnell  und  von  
 schweren  Krankheiten  erholen  sie  sich  bald.  Das macht wohl,  
 weil  sie  von  Jugend  auf  mit  den  Naturelementen  mehr  in  
 Berührung  kommen,  von  Mutter  Erde  nicht so losgelöst leben  
 und  immer  sehr  einfache  Speisen  ohne  Zusatz  von  allerlei  
 reizhaften,  gesundheitschädlichen  Beimischmitteln  gemessen.  
 Daher  giebt  es  auch  keine  nervösen  Erscheinungen.  Unregelmässigkeiten  
 in  der  Lebensweise  ertragen  sie mit Leichtigkeit;  
 so  können  sie  Tag  und  Nacht  wachen,  eine  Mahlzeit  einmal  
 auslassen,  wenn  möglich  Tag  und  Nacht  schlafen  und  für  
 zwei  essen.” 
 Auch  ich  habe  häufig  voller Staunen beobachtet, wie schnell  
 unter  sorgfältiger Behandlung grosse infektierte Wunden heilen.  
 Um  so  bedauernswerter  war  es,  dass  sich  so  viele  meiner  
 inländischen  Patienten  meiner  Behandlung  entzogen,  ehe  die  
 Wunde  ganz  genesen  war.  Nach  einiger  Zeit  kamen  sie  in  
 der  Regel  wieder  zu  mir  zurück,  doch  war  es  dann  wieder  
 ebenso  schlimm,  wenn  nicht  noch  schlimmer  geworden,  als  
 anfangs. 
 Zu  den  chirurgischen  Operationen,  die in Nias gebräuchlich  
 sind,  müssen  auch  die  Beschneidung,  das  Durchbohren  der  
 Ohrläppchen  und  das  Feilen  der  Zähne  gerechnet  werden. 
 Die  Beschneidurig  (laboto  oder  mamoto)  findet  auf  Nias  
 n u r  bei  Knaben  und  nicht  bei Mädchen  statt.  In  der  Regel  
 werden  die  Knaben  im  Alter  von  fünfzehn  oder  sechszehn  
 Jahren  beschnitten.  Der  Priester  von  Lölöwua  (Ost-Nias)  sagte  
 mir,  dass  alle  Knaben  sich  dieser  Operation  unterwerfen und  
 keine  Angst  davor  zeigen;  auf jeden  Fall  findet  die Operation  
 vor  der  Hochzeit  statt.  In  Ost-Nias  hat  man bestimmte Leute,