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 einem  eventuell  hereinkommenden  Geist glauben zu  
 machen,  dass  ihm  ein  andrer  Geist  oder  Seele  (der  schwarze  
 Gegenstand)  bereits  zuvor  gekommen  ist. Das Schwarzmachen  
 kommt  auf  Nias  auch  noch  bei  anderen  Gelegenheiten  vor.  
 Wenn  der  Niasser  nämlich  zum  Streit  auszieht,  schwärzt  ersieh  
 häufig  das  Gesicht,  in der Absicht einem Geist zu gleichen.  
 Bei  Krankheit  oder  Tod  werden  in West-Nias die Götzenbilder  
 schwarz  gemacht,  um  ihnen  noch  mehr  den  Karakter  dessen  
 zu  geben,  was  sie  vorstellen  sollen,  nämlich  die  Seelen  der  
 Verstorbenen.  Auch  die  Eier,  die  man  bei  dieser  Gelegenheit  
 den  Götzen  opfert,  werden schwarz gemacht, um sie zu Geistereiern  
 zu  stempeln. 
 Es  kann  Vorkommen, 
   dass  ein  Kind  
 bald  nach  der Geburt  
 an Krämpfen leidet, die  
 den Bewegungen einer  
 sterbenden Katze gleichen. 
   Der  Vater  hat  Katzen-adu  der Niasser. 
 dann,  als  seine  Frau  mit  dem  Kinde  schwanger  ging,  entweder  
 eine  sterbende  Katze  gesehen  oder  selbst  eine  Katze  
 getötet.  Zur  Heilung  des  Kindes  muss  aus  den  langen  Bastfasern  
 (taliduk,  idjuk)  der  Arengpalme  ein  adu  in  der Gestalt  
 einer  Katze  hergestellt werden. Macht das Kind nach der Geburt  
 die  Bewegungen  eines  Krokodils  so  muss  ein  Krokodil-adu,  
 dem  mehrfach  geopfert  wird,  aus  Holz  verfertigt  werden.  Der  
 Vater  hat  dann  ehe  das  Kind  geboren  wurde  einen  Kaimann  
 gesehen  oder,  was  noch  schlimmer  ist,  getötet. 
 Den Krokodil-adu haben wir ausserdem schon kennen lernen,  
 wenn  eine  unverheiratete  Frau,  die  schwanger  geworden  ist,  
 zum  Geständnis  gebracht  werden  soll. 
 Es  kann jedoch  noch aus einem dritten Grunde nötig sein ein  
 solches  Bild  zu machen. Nach Sundermann 2) nämlich wird ein 
 1)  Kruijt,  Alb.  C.,  Het  animisme in den Ind. Arch. den Haag, 1906. 
 2)  Sundermann,  H.,  Der  Kultus  der  Niasser.  Globus.  1891. 
 Krokodil-adu auch wohl für eine Person aufgestellt, die nach dem  
 Auspruch  eines  richterlichen  Beschlusses wegen eines begangenen  
 Vergehens  plötzlich  erkrankt,  wenn  man  nämlich glaubt,  
 dass  es  bei  der  Beurteilung  des  Falles  nicht  ganz  ehrlich  zugegangen  
 ist, und darum die Krankheit als eine Strafe der höhere  n  
 Mächte  anzusehen  ist. 
 Modigliani  *)  meint,  dass  der  Gebrauch  ein  Krokodil-adu  
 anzufertigen,  wenn  der  Vater  vor  der  Geburt  des  Kindes  ein  
 Krokodil  getötet  hat,  mit  der  folgenden  Legende,  die Sundermann  
 2)  uns  mitteilt,  zusammenhängt: 
 '.„Buruti,  die  Frau  von  Razo,  nahm  als  sie  schwanger  war,  
 ein  Bad  im  Flusse  und  wie  sie sich auf den Wellen wiegte, sah  
 sie  ein  Krokodil  erscheinen,  das  zu  ihr  sprach:  „Ich  werde  
 Dich  verschlingen.”  Weinend  bot  die Frau ihm Gold, das Krokodil  
 aber  antwortete,  dass  es,  selbst  wenn  sie  das  Gold  mit  
 der  lauru  (ein  Hohlmass)  messen  oder  ihm  eine  ganze  Kiste  
 voll  geben  würde,  doch  nicht  befriedigt  sei. „ Du bist dazu d a ,  
 mir meinen  Bauch zu füllen,” rief das Tier ihr zu. Buruti drohte  
 ihm  darauf  mit  der  Rache  und  dem  Zorn ihres Gatten; da bekam  
 das  Krokodil  Angst,-und  liess  sich  von  ihr  versprechen,  
 dass  sie  ihm  statt  ihrer,  ihr  Kind  geben  werde,  wenn  es  zur  
 Welt  käme.  Als  nach  einiger  Zeit  das  Kind  geboren w urde,  
 erschien  das  Krokodil  bei  der  Frau  um  das  Kind  zu fordern.  
 Buruti  wusste  ihm  jedoch  so  eindringlich vorzustellen, dass es  
 jetzt  nur  wenig  an  dem  Kinde  haben  würde, weil es noch viel  
 zu  klein  und  mager  sei  um  ihm den Magen zu füllen, dass das  
 Krokodil  auf  ihren  Vorschlag  noch  neun  Jahre  zu  warten,  
 einging.  Als  die  neun  Jahre  um  waren,  erschien es aufs Neue  
 bei  Buruti.  Diese  wusste  es  jedoch  noch  einmal  davon  zu  
 überzeugen,  dass  es  zu  früh  gekommen  sei, denn das Kind sei  
 noch  kaum  im  Stande  allein  das  Haus  zu  verlassen.  „Ich  
 werde  das  Kind  eine  Kokosnusspalme  pflanzen  lassen,”  sagte  
 die  umsichtige  Mutter  ,;und  wenn  der  Baum  Früchte  trägt, 
 1)  Modigliani,  E.,  Un  viaggio  a Nias.  Milano.  1890. 
 2)  Sundermann,  H.,  Kleine  Niassische  Chrestomathie.  Bijdragen  
 van  het  Kolon.  Instituut,  5e  volgr.  dl.  VII,  1892.