oben angeführten Worte, das Stampfen unterbleibt v).
Die Ostniasser (Lölöwua) geben dem Kind in der Regel einen
Namen, wenn es zehn Tage alt is t; bei dieser Gelegenheit wird
ein Fest veranstaltet und ein Schwein geschlachtet.
Wird angesehenen Leuten ein Kind geboren, so bestimmt
das Haupt des Distriktes in der Regel den Namen desselben;
dies ist eine Ehrung des Hauptes, man will dadurch zeigen,
dass man seine Würde anerkennt und ehrt. Das Haupt nimmt
auch an dem Festmahl teil.
Rei armen Leuten, die nicht die Mittel besitzen das Haupt
zu bewirten, bestimmt der Vater den Namen seines Kindes.
In Nord-Nias wählt der ere — der Priester, oder der Vater den
Napaen.
Häufig geben die Niasser ihren Kindern ausser ihrem eigentlichen
Namen noch einen Scheltnamen, mit dem das Kind
im täglichen Umgang gerufen wird. Dies geschieht, um die bösen
Geister nicht eifersüchtig auf das Kind zu machen.
Die Namengebung findet in Nord-Nias in der Regel bereits
vier Tage nach der Geburt statt und wird mit einem kanduri
gefeiert. Der Name des Kindes darf dem Namen des Vaters
nicht ähnlich sein. Zum Fest wird ein Schwein im Werte von
zehn Gulden geschlachtet, an dem Festmahl nehmen die Familie
und der Priester teil. Mit den Haaren und dem Herz des
Schweines streicht man über den Mund der adu z a tu a , wobei
man sie anruft, dem Kind im ferneren Leben Reistand und
Schutz zu verleihen. Dann erst wird das Schwein verspeist.
Wenn ein Kind viel krank ist, glaubt m an, dass es daran
liegt, dass man ihm einen zu vornehmen Namen gegeben h a t;
man ändert ihn dann in einen einfacheren um.
In West-Nias (Lölöwau) bestimmt der selawa, das Kampong-
haupt, den Namen des Kindes. In manchen Gegenden wird gleich
bei der Geburt des Kindes ein adu gemacht, lawölö wanöcho
genannt, an den man Rlätter und ein Ei bindet. Der Priester
nimmt den adu in die eine Hand und in die andere ein Stäbchen,
ebenfalls in der Form eines adu, mit dem er das Ei
beklopft und gleichzeitig jedesmal mit dem Ei die Wangen des
Kindes berührt.
Dabei singt er ein Versehen, das von Lagemann *) folgender-
massen übersetzt ist:
„ Sie beklopfen das Kindlein das n eu e ,
Sie beklopfen das Kindlein das junge,
Es möchte begegnet sein seinen Erzeugern,
Es möchte begegnet sein seinen E lte rn ,
Sie wären vorbeigegangen, wo einer ertrunken,
Sie wären vorbeigegangen, wo einer hinunter getaucht,
Sie wären vorbeigegangen, wo eine Schlange geschlagen worden,
Oder dass sie ein Schwein geschlachtet hätten,
Oder dass sie ein Huhn getötet h ä tte n ,
Oder wären vorbeigegangen an einem Hundeaas,
Oder wären vorbeigegangen an einem Katzenaas,
Oder an dem Ort einer Verfluchung vorbeigekommen:
Nicht trifft es ferner die Seele,
Nicht trifft es ferner den Schatten
Des Kindes des neugeborenen.
Über es hinweg geht das Versehen der Erzeuger
Nicht trifft es das Versehen der Eltern.”
Durch dies Lied hofft der ere die nachteiligen Folgen etwaiger
Unvorsichtigkeiten der Eltern während der Schwangerschaft
der Frau beschwören zu können.
Nach dem Absingen der Sprüche, zerschlägt der Priester das
E i; und streicht etwas von seinem Inhalt über den Mund des
adu. Darauf backt er das Ei in einem Pisangblatt auf glühenden
Kohlen und isst es auf.
Um des Segens der Ahnen sicher zu sein, feiern die Eingeborenen
in den ersten Tagen noch ein anderes Fest, zu dem
sowohl das Haupt als die Kamponggenossen eingeladen werden.
Rei dieser Gelegenheit verziert der Priester die adu zatua mit
frischen Rlättern und macht aus Palmenblättern eine G uirlande,
1) Lagemann, H., ,Das Niassische Mädchen von seiner Geburt
bis zu seiner Verheiratung. Tijdschr. Ind. T.L. en V. K. Deel XXXVI.