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 oberen  Ende  man  in  roher  Weise  ein  Gesicht  geschnitzt  hat.  
 Als  Kopfbedeckung  dient  eine  Art Hut aus jungen Kokospalm-  
 blättern. 
 Bereits  Modigliani  *)  hat  uns  über  ein  derartiges  Schreckbild  
 berichtet  und  auf  folgende  Weise  plastisch  beschrieben: 
 „Quell’  idolo  detto  Adú  Fan g u ru ,  era  tagliato  rozzamente  
 in  un  tronco  di  cocco :  presentava  lineamenti  umani  a  mala  
 pena  sbozzati  e  nelle  orbite  per  renderlo  più  monstruoso  o  
 torse  per  raffigurare  il  bianco  dell’ occhio di uno che muore in  
 contrazioni  spasmodiche,  erano  state  cacciate  due  pietruzze  
 bianchissime.” 
 Einen adu, wie ihn Modigliani beschreibt und abbildet, konnte  
 ich  auch  von  Nias  mitnehmen. 
 Auch  die  in  mancher  Hinsicht  mit den Niassern verwandten  
 Bataker  stellen  zur Abwehr von Krankheiten derartige Schreckbilder  
 auf,  si  patupak-begu  genannt.  Sie  haben  menschliche  
 Formen,  sind  häufig  mit  Lanze  oder  Schwert  bewaffnet  und  
 zeigen  ein  schreckenerregendes  Aussehen. 
 Um die Wirkung der adu zu verstärken, schlägt der niassische  
 Priester  die  Trommel,  wobei  er  den  bösen  Geist  beschwört  
 nicht  in  den  Kampong  zu  kommen;  dies geschieht täglich um  
 die  Mittagszeit.  Ausserdem  errichten  die  Niasser  bei  den  adu  
 ein  kleines  Haus,  wo  zwei  Leute  je  vier  Tage  lang  Wache  
 halten  müssen.  Zwischen  den  zu  beiden  Seiten  des  Weges  
 stehenden  adu  wird  durch  ein  Band  von  Kokospalmblättern  
 eine  Barrière  hergestellt.  Niemand  aus  dem verseuchten Kampong  
 darf  diese  Barrière  durchschreiten,  sollte  es  jemand  
 wagen,  so  wird  er  von  der  Wache  in  dem  Häuschen  getötet.  
 Unsre  Verwaltung  verbietet  jedoch  jetzt  eine  derartige  Strafe  
 und  demjenigen,  der  die  Barrière  zu durchschreiten versucht,  
 wird  statt  dessen  eine  schwere  Geldbusse  auferlegt. 
 Ausserdem  machen  die Niasser zur Abwehr des bösen Geistes  
 ein  Feuer  an ,  worin  sie  allerlei  übelriechende  Ingredienzien  
 werfen,  die  der  beghu  verabscheut.  Die  Feuer  müssen  jede 
 1)  Modigliani,  E.,  Un  viaggio  a  Nias.  Milano,  1908. 
 Nacht  angezündet  werden,  bis  der  Kampongvorsteherbefiehlt  
 damit  aufzuhören.  Auch  durch  Lärm und Geschrei, durch um-  
 sichschlagen  mit  Schwertern  und  Stöcken  suchen  die  Niasser  
 den  gefürchteten  Geist  dem  Kampong  fernzuhalten.  Analoge  
 Massregeln,  wie  die  eben  beschriebenen bei Pockenepidemien,  
 werden  von  den  Nordniassern  auch  bei  ändern  ansteckenden  
 Krankheiten  angewendet. 
 In  Telok  Dalam (Siid-Nias) hörte ich ebenfalls, dass ein beghu  
 der  Erreger  der  Pocken  sei.  Man  g laubt,  dass  dieser  Geist an  
 dem  Orte  haust,  an  den  die  Leichen  der  Eingeborenen  gebracht  
 und  aufgestellt  werden  und  ganz besonders d a , wo sich  
 die  Leichen  der  an  Pocken  Gestorbenen  befinden.  Der beghu  
 soll  sich  n u r  alle  neun  Jahre  einmal  zeigen und die Menschen  
 krank  machen. 
 Kontrolleur  Schröder  fand  auf  seinem  Zug  nach dem Süden  
 der  Insel  im  Jahre  1908 bei dem Kampong Sifalago eine Schnur  
 von  an  einander  gebundenen  Kokospalmblättern  über  den  
 Susuafluss  gespannt.  Es  hiess, dass dieses Band zur Abwehr des  
 bösen,  krankheitverursachenden  Geistes  diene. 
 Auch  in  West-Nias  erzählten  mir  die Eingeborenen, dass die  
 Pocken  periodisch,  in  der  Regel  alle  zehn  Jah re ,  auftreten;  
 sie  beschauen  dort  ebenfalls  einen  beghu  als die Ursache. Hier  
 soll  es  weniger  gebräuchlich  sein  die Pockenkranken im Wald  
 zu  isolieren,  man  behält  sie  in  den  Häusern  des  Kampong,  
 besonders  wenn  nur  einzelne sporadische Pockenfälle Vorkommen. 
   Die  Pockenkranken  werden  mehrmals  am Tage gebadet,  
 was  auch  in  ändern  Teilen  von  Nias  gebräuchlich  ist;  auch  
 nach  der  Genesung  setzt  man  das  Baden  meistens  noch  eine  
 Zeitlang  fort. 
 In  manchen  Gegenden  von  Nias  suchen  die  Eingeborenen  
 den  pockenerregenden  Geist dadurch aus ihrem Kampong fernzuhalten  
 ,  dass  sie  die Zugänge zu demselben mit Baumzweigen  
 und  Strauchwerk  versperren  und  einen  Fussweg  oder  eine  
 Gracht  rundum  das  Dorf  anlegen.  Es  giebt  auch  Niasser, die  
 glauben,  dass  besonders  der  Geist,  der  über  die  Masse  und  
 Gewichte  wachen  m u ss,  die Kraft besitzt, eine Pockenepidemie  
 hervorzurufen;  er  tut  es  dann,  wenn  er  durch  Verfälschung