Eine andere Art der beghu die Menschen krank zu machen ist
sie zu erschrecken; ein beghu kann allerlei wunderliche Bockssprünge
machen, er kann mit seinen feurigen Augen jemand
einen derartigen Schrecken einjagen, dass er wahnsinnig wird,
besonders die nachts umher irrenden Geister sind dazu im
Stande. Durch den Schrecken kann man auch Rückenschmerzen
bekommen. Ist letzteres der F all, so giesst der Nordniasser
etwas Öl in ein Schiisselchen, rü h rt mit einem Stück Eisen
darin und reibt die schmerzhafte Stelle mit dem Öl ein.
Auch pflegen die bösen Geister jemand durch ihre Berührung
oder durch den Windzug, den der beghu durch Hin- und Herschlenkern
der Arme verursacht hat, krank zu machen. Es giebt
auch böse, Geister, welche die Menschen beissen; nach der Meinung
mancher Niasser sind dann die Eindrücke der Zähne
des Geistes im Fleisch zu sehen; in diesem Fall lässt m an den
Priester holen, der die Spuren aussaugen muss.
Auch ein gewisser Ausschlag bei Kindern wird der Berührung
böser Geister zugeschrieben; um diese Hautkrankheit zu heilen,
schlägt die Mutter mit ihrem eignen Haar auf die kranken Stellen.
Endlich sind manche bösen Geister noch im Stande in den Körper
der Menschen einzudringen und können ihn z. B. dadurch,
dass sie das Herz in die Höhe stossen oder ihm Blut aussaugen
krank machen.
Herrscht in einem Hause anhaltend Krankheit und glaubt
man, dass ein böser Geist, der in das Haus eingedrungen ist,
sie verursacht, so machen manche Niasser eine Art Treppe,
aus Zweigen und Blättern zusammengestellt, die vom Hause
aus herunter führt. Dann erheben sie innerhalb des Hauses
grosses Geschrei, schlagen auf die Trommel, schwenken mit
Stöcken und Schwertern und hoffen dadurch den Geist so zu
erschrecken, dass er eilends über die Treppe aus dem Hause
flieht.
Nach derselben Methode verfährt man bei Epidemien um
den bösen Geist, der sie verursacht hat, aus dem Kampong
zu verjagen. Alle Zugänge zu dem Kampong bis auf einen
werden versperrt, dann schlägt man fürchterlich auf die Gongs,
schreit und rast und schlägt mit Waffen um sich her.' Sowie
man glaubt, dass der böse Geist aus dem Kampong geflohen
is t, wird schnell auch noch der eine Ausgang geschlossen und
eine Weile werden alle Zugänge zum Kampong geschlossen
gehalten, damit der böse Geist nicht O ’ zurückkehren kann.
Missionar Thomas erzählt, wie er einst in einen Kampong
kam, der fast ganz ausgestorben war. Die Ursache wurde ihm
später mitgeteilt. Der Priester dieses Kampongs hatte den bösen
Geist vier Mal auf die eben beschriebene Weise vertrieben, doch
jedesmal war es dem beghu gelungen in das Dorf zurück zu
kehren, bis er schliesslich von dem Priester tot gestochen
wurde. Die Stelle, an welcher der beghu tot niedergestürtzt
war, konnte man noch seh en , das Gras war dort etwas platt
gedrückt. Da war aber die ganze Familie des beghu über die
Bewohner des Kampongs hergefallen und hatte fast alle durch
Krankheit umgebracht.
Wir haben bereits Gelegenheit gehabt zu bemerken, wie die
Niasser mittels verschiedener Opfergaben versuchen die bösen
Geister günstig für sich zu stimmen und zu bewegen ihre
Opfer wieder frei zu geben; ebenso wollen sie durch Opfergaben
verhüten, dass die beghu den Menschen Krankheiten bringen.
Das Aufstellen von Schreckbildern soll bezwecken, ebenfalls
die bösen Geister aus dem Kampong fern zu halten, ein Brauch,
der besonders häufig vorkommt, wenn in benachbarten Kampongs
eine Epidemie ausgebrochen ist.
Ausserdem besitzen die Niasser gegen die Krankheit erregenden
beghu allerlei Amulette, die sie um den Hals tragen.
Meistens sind sie aus Metall, Gold, Silber, Messing oder Blei
verfertigt; manchmal werden auch von den genannten Metallarten
längliche Plättchen gemacht, auf welche die an der Küste
lebenden Niasser von einem Malayen einen Spruch eingravieren
lassen. Auch aufgerollte Papierchen mit derartigen
Sprüchen werden von den Küstenniassern um den Hals getragen.
Dann giebt es noch eine ganze Anzahl anderer Amulette
gegen Krankheiten, z. Bsp. auffallend geformte Steinchen,
Muscheln, Zähne von Tieren, versteinerte Früchte, Fossilien
u.s.w., an welche der gewinnsüchtige Priester irgend eine Legende
knüpft. Im ethnographischen Museum in Leiden befindet sich