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 Nias)  teilte  mir  mit,  dass  unter  den  dortigen  Eingeborenen  
 sowohl  Tripper  wie  Syphilis  vorkommt. 
 Gonorrhoe  wird  gerau  genannt |  die Syphilis sigi oder hambai  
 (d.  h.  Scheere  einer  Krabbe; Sundermann Q  übersetzt hambae  
 mit  Krebs.  Der  sogenannte  Spaansche  Ivraag  heisst  Famage  
 Gerau. 
 Als  Ursache  dieser  Krankheiten  nehmen  die  Eingeborenen  
 Folgendes  an:  Am  Ufer  des  Flusses wohnen zwei böse Geister,  
 Si  Rau  Uwu  Djiheune  und  Si  Rau  Uwu  Ranuwa. Wenn diese  
 Geister  im  Flusse  baden  und  ein  Eingeborener  stromabwärts  
 von  ihnen,  so  bekommt  er  Geschlechtskrankheit. 
 Zur  Genesung  derselben  müssen  verschiedene  adu  gemacht  
 werden,  zwei  adu  namens  adu laweule sofucho und zwar einer  
 aus  menawedane-  und  einer  aus enausie-Holz, ausserdem zwei  
 fama  howuadu,  wieder  einer  aus  menawedane-  und einer aus  
 enausie-Holz. 
 Schliesslich  noch  zwei  adu  laweule  gerau. 
 Die  beiden  letzteren  werden  an  die  Quelle  des  Flusses  gebracht, 
   man  schlachtet  dort  ein  Huhn,  wobei  der Priester für  
 die  Heilung  des  Kranken  Gebete ausspricht. Die adu laweule so  
 fucho  und  fama  howu  werden  im  Hause  des  Patienten an die  
 Wand  gehängt.  Vor  dem ersteren schlachtet man ein Huhn und  
 dem  fama  howu  wird  ein  Schweinchen  geopfert. 
 Ferner  müssen  noch  fünf  adu  nitune  ose  gemacht werden,  
 nämlich  zwei  aus  menawedane-  und  drei  aus  enausie-Holz.  
 Diese  Götzenbilder  werden  mit  jungen  Kokospalmblättern  
 aneinander  gebunden  und  vor  das  Haus  gestellt,  unter  den  
 Gebeten  des  Priesters  opfert  man  ihnen  ein  Schwein. 
 Das  Huhn  für  den  adu  laweule  gerau  wird in zwei Teile geschnitten  
 und  in  den  Fluss  geworfen.  Die  übrigen  Opfertiere  
 werden  von  dem  Patienten  und  dem Priester gekocht und aufgegessen. 
   F ü r  seine  Dienste  erhält  der  Priester  etwas  Gold  
 im  Werte  von  einem  Gulden  und  einen  Teller  von  ungefähr  
 demselben  Wert. 
 Die  Behandlung  ist jedoch hiermit noch lange nicht zu Ende.  
 Es  müssen  nämlich  noch  fünf adu fanauwe bahili oder fanedro  
 hedelageho  verfertigt  werden  und  zwar  drei aus menawedane-  
 und zwei aus enausie-Holz. Sie werden an einen Baum im Walde  
 festgebunden,  und  man  opfert  ihnen  ein  Schwein. 
 Dann  macht  man  noch  fünf  adu fondoro benidano, drei aus  
 menawedane-  und  zwei  aus  enausie-Holz.  Auch  diese  adu erhalten  
 ein  Schwein,  worauf  man  sie  ganz  in  der  Nähe  des  
 Kampong  in  den  Fluss  wirft,  sodass  sie  nach  dem  Meere  
 treiben.  Auch  muss  noch  ein  adu  siraha  fohanige famache aus  
 menawedane-Holz angefertigt werden, sowie ein kleiner Bambus  
 köcher  von  der Länge einer Hand, der forombu famache heisst.  
 Dieser  kleine  Köcher  wird  mit  Krebsen,  Schaltieren,  Kohle  
 von  Kokosnussschalen, abgeschnittenen Nägeln und Haaren des  
 Patienten  gefüllt.  F ü r  den  siraha  fohanige  famache  und  den  
 forombu  famache  schlachtet  man ein H u h n , darauf werden sie  
 in  den  Fluss  gewrorfen  um  gleichfalls in ’s Meer zu treiben. Man  
 glaubt  wahrscheinlich,  dass  auf  diese Weise die Krankheit den  
 Patienten verlassen und forttreiben wird in das Meer. Der Patient  
 darf mit  seiner  Frau  nicht eher cohabitieren, bis die Krankheit  
 vollständig  geheilt  ist.  Weiss  die  Frau  jedoch  nichts  von  der.  
 Krankheit  des  Mannes,  so  darf  der  Beischlaf wohl  ausgeübt  
 werden.  Es  wird  nicht  für  strafbar  gehalten,  wenn  ein Mann  
 seine  Frau  geschlechtlich  ansteckt. 
 Von  mir  wurden  bei  den  Niassern  wiederholt  Ulcerationen  
 und  Knochenverdickungen  konstatiert,  die bei Anwendung von  
 Jodkali  sehr  schnell  verschwanden. 
 Auch  Dr.  Winckel  hat  die  gleichen Beobachtungen gemacht.  
 In  den  Leisten der Eingeborenen konnte ich häufig schmerzlose  
 geschwollene  Lymphdriisen  fühlen. 
 Unfruchtbarkeit  ist  bei  den  niassischen  Frauen  eine  nicht  
 selten  vorkommende Erscheinung. In Ost-Nias (Lölöwua) zeigen  
 die meisten Eingeborenen Frauen gegenüber, die nicht im Stande  
 sind  Kinder  hervorzubringen,  grosse  Geringschätzung.  Bleibt  
 dort  die  Ehe  geraume  Zeit  kinderlos,  so  befiehlt  der  Priester  
 zwei  adu  fangola  zu  machen  und  diese  über  das  Feuer  zu  
 hängen.  Sowie  der  Priester über dem Feuer etwas Rauch wahr