wenigstens d a , wo man es mit einem bösen Geiste als Veranstalter
des Übels zu tun hat und zwar s o , dass man ihm den
Schatten eines Opfertieres anstatt des Schattens des Menschen
zur Speise giebt.” —
Bei vielen dieser a d u , ebenso wie auch bei einigen adu zatua
findet man die Geschlechtsorgane in auffallender Weise abgebildet,
besonders sind bei den männlichen adu die Genitalien
häufig übertrieben gross. Der Penis ist dann stets nach oben
gerichtet abgebildet. Es braucht dies jedoch noch nicht den
Erectionszustand wieder zu geben, es kann auch n u r einfach
eine getreue Nachbildung der Art und Weise sein, auf welche
die Niasser ih r Geschlechtsorgan zu tragen pflegen, nämlich
unter dem Lendentuch nach oben umgeschlagen.
Die enorme Grösse der Geschlechtsorgane bei manchen adu
spricht jedoch wohl für eine besondere Bedeutung und da
möchte man in erster Linie, besondere bei dem adu zatua,
an ein Fruchtbarkeitsymbol denken. R a p p a rd 1) giebt an , dass
auf Nias vor den Wohnungen der Häupter und angesehenen
Personen zu Ehren verstorbener Angehörigen Steine errichtet
werden, die sogenannten gowe salawa, die manchmal menschliche
Figuren darstellen, manchmal aber die Form eines Phallus
haben. Am Fusse eines solchen vertikalen Steines befindet sich
häufig ein andrer platter horizontaler Stein. Sie werden männlicher
und weiblicher Stein genannt und nach Rappard mit
der Verehrung der Pudenda als Symbolisierung des Verlangens
nach einer zahlreichen Nachkommenschaft in Verbinding gebracht.
Mir wurde von den Eingeborenen mitgeteilt, dass der vertikale
Stein zu Ehren,des Hauptes selbst, der horizontale für
seine Frau errichtet werde, damit könnte dann auch die Benennung
männlicher und weibleicher Stein Zusammenhängen.
Analoge Gebräuche jedoch bei ändern indischen Volksstämmen
legen es nahe auch bei den Niassern an ein Fruchtbarkeitsymbol
zu denken. So pflegen z. B. auch die den Niassern in
1) Rappard, Th. E., Het eiland Nias en zijne bewoners. Bijdragen
T. L. en V. K. van N. Indie. Bd. 7 und 8, 1909.
vieler Hinsicht verwandten Battak, welche ihre debata-idup’s ,
die Abbilder der silaon’s oder Geister längst verstorbenen Ahnen,
ebenfalls um reichen Kindersegen anflehen, die Genitalien an
den Götzenbildern häufig übertrieben gross darzustellen. Ebenso
findet man in den rumrams der Papua, den Gebäuden, die
eigens für die Seelenverehrung der Ahnen bestimmt sind,
Figuren männlichen und weiblichen Geschlechtes mit unverhältnismässig
grossen Genitalien. Alle diese männlichen und
weiblichen Figuren haben bestimmte Namen und stellen die
Stammeltern der Bewohner von Dorei vor. F ü r die Auffassung
als Fruchtbarkeitsymbol spricht vor allem , dass einige dieser
Götzenbilder in actu copulationis dargestellt sind.
Adriani und Kruijt fanden bei den Bare’e-Toradja in Celebes in
den Tempeln für die Seele der im Kriege Gestorbenen menschliche
Figuren mit ausserordentlich grossen' Genitalien. In fast
jedem Tempel von einiger Bedeutung sieht man auch Frauenbrüste
und Genitalien auf den Pfeilern. In dem Dorftempel (lobo)
von Langgadopi befindet sich eine Vorstellung des Coitus, nämlich
zwei in einander geschobenen Genitalien. Wenn man dieToradja
nach der Bedeutung davon fragt, sagen sie immer: „das bedeutet
nichts, es hat n u r den Zweck die Augen zu erfreuen.”
Es kann aber nicht ohne Bedeutung sein, dass man in diesen
Tempeln die Symbole der Tapferkeit (zwei Krokodilfiguren,
von welchen die eine auf einen Affen lauert und die andere
einen Affen im Munde hält) und Fruchtbarkeit zusammen
findet; denn wie bei allen primitiven Völkern gelten auch bei
den Toradja Tapferkeit, welche den Fortbestand des Stammes
sichert und Fruchtbarkeit, wodurch Stamm und Geschlecht
sich fortpflanzen, für die höchsten Volkstugenden. Hier und
da, wie in Labongia und Buju Mapipi wurden auch Abbildungen
von Eidechsen neben einer Vagina oder einem Paar Frauenbrüsten
angetroffen 1).
Mit Recht schreibt denn auch Wilken 2) : „Zu den Segnungen,
1) Adriani en Kruijt, De Bare’e-sprekende Toradja’s. Den Haag, 1912.
2) Wilken, G. A., Het animisme bij de volken van den Indischen
Archipel. Verspr. Geschritten III. 1—287.