
 
        
         
		der  Masse  und  Gewichte  begangenes  Unrecht  rächen will. „Le  
 misure  sono  sacre  essendo  state  mandate  sulla  terra  altempo  
 della  sua  creazione  con  Hiavalangi,  un  patriarca  e  percio  gli  
 spiriti  tutelari  die  esse misure, che dal nome di quelle sono detti  
 bechu-lauru  e  bechu-gafore  1)”. 
 Um  der  Rachsucht  dieses  Geistes  zu  entgehen,  werden  alle  
 Gewichte  und  Masse  revidiert  und  auf  ihren  ursprünglichen  
 Wert  zurückgebracht;  in  bestimmten Gegenden von Nias pflegt  
 danach  jede  Familie  ein  Opfergeschenk  darzubringen,  zum  
 Zeichen,  dass  sie  das  unrechtmässig  erworbene  Gold  wieder  
 zurück  giebt.  Dieses  Geld  wird  in  einem  gemeinsamen  Beutel  
 gesammelt,  den  der  Priester  in  die  Höhe  hält,  damit  es  die  
 Gottheit  im  Himmel  sieht.  Darauf  kehrt  er  ihn  der  Erde  z u ,  
 damit  die  Gottheit  der  Erde  es  sehen  kann  und  schliesslich  
 wirft  er  den  Beutel  entweder  in  den  Fluss  oder  gräbt  ihn  
 neben  den  adu  in  die  Erde.  Im  letzteren  Falle,  so  meldet  
 Kramer 2) , nimmt der Priester es zweifellos unbemerkt fo rt, und  
 die  Eingeborenen  glauben,  dass  der  böse  Geist  es in Empfang  
 genommen  hat.  In  und  vor  den  Häusern  werden  dann  adu  
 aufgestellt  und  daneben  häufig  ein  Massstock  zum Messen der  
 Schweine  und  ein  Kulak,  in  dem  man  die  Quantität  Reis  zu  
 bestimmen  pflegt.  Durch  diesen  Kulak  und  den  Massstock  
 wollen  die  Eingeborenen  den  adu  deutlich  machen,  dass  sie  
 ehrlich  handeln  und  ihren Nächsten nicht betrügen. Zum Lohn  
 dafür  erwarten  sie,  von  der  gefürchteten  Krankheit  verschont  
 zu  bleiben.  Um  ein  infiziertes  Haus  spannt man einen tali von  
 Palmenblättern,  acht Tage lang darf ausser den Hausbewohnern  
 niemand  die  Wohnung  betreten.  Die  Bewohner  selbst müssen  
 als  Opfer  ein  Schwein  und  ein  Huhn geben. Das Huhn nimmt  
 der  Priester  in  die  Hand  und  drückt  es  gegen  die Köpfe aller  
 Familienmitglieder.  Kurz  darauf  wird  das  Tier  geschlachtet  
 und  neben  die  adu  in  den  Kulak  gelegt.  Es  ist  zur Speise für  
 den  bösen  Geist  bestimmt  und  wird  ihm gegeben, damit er die 
 1)  Modigliani,  E.,  Un  viaggia  a  Nias.  Milano,  1890.  S.  381. 
 2)  Kramer,  Fr.,  Der  Götzendienst  der Niasser.  T.  I.  T. L. enV. K.  
 Band  XXXIII. 
 Seele  der  Menschen  nicht  aufesse;  es  muss  also  als  Stellvertreter  
 dienen.  Mit  dem  Blute  werden  die  a d u ,  der  Kulak und  
 der  Massstock  bestrichen. 
 Man  trifft  auf  Nias  auch  manchmal  den  Glauben  an ,  dass  
 Pockenepidemien von einem Tiger verursacht werden; der Tiger,  
 der  sonst  auf Nias  nicht vorkommt, soll manchmal die Insel besuchen  
 und  viele  Leute  müssen  dann  sterben,  weil  er  ihre  
 Seelen  verschlingt. 
 Wie  bereits  gesagt,  hat  die  Regierung  in  letzter  Zeit  die  
 Vaccination  auf Nias  mit grösserer Energie durchgeführt. Nach  
 der  von  dem  Assistent-residenten  Herrn  N.  van Vuuren erhaltenen  
 Auskunft  sind  in  den  Jahren  1909  und  1910 im Ganzen  
 wenigstens  60000 Niasser geimpft worden. Die Missionare unterstützen  
 die  Regierung  nach  Kräften  und  tun  ih r  Möglichstes  
 um  die  Eingeborenen  von  der  heilsamen  Wirkung  derVacci  
 nation  zu  überzeugen. 
 Der  inländische  Arzt  (doctor-djawa)  Abdul  Karim ,  der  im  
 Auftrag  der  Assistent-residenten  die  Freundlichkeit  hatte  eine  
 Untersuchung  über  die  Vaccination  auf  Nias  anzustellen,  berichtet, 
   dass  man  die  Impfung  gegen  die  Pocken  bis  in  das  
 Jahr  1857  verfolgen  kann.  Sie  beschränkte  sich jedoch damals  
 und  noch  lange  Zeit  danach  auf  den  Hauptort  Gunung-Sitoli  
 mit  seiner  nächsten  Umgebung  und  auf  einzelne  Orte  an  der  
 Küste.  Das  Impfen  geschah  von  Mensch  auf Mensch,  erst seit  
 einigen  Jahren  gebraucht  man  animalische  Lymphe,  welche  
 zweimal  wöchentlich  aus  dem  Impfinstitut  in  Batavia  nach  
 Nias  geschickt  wird.  Vaccinatoren  und Hiilfsvaccinatoren sind  
 mit  der  Impfung auf Nias beauftragt und auch der Doctordjawa  
 impft  regelmässig  eine  Anzahl Leute. Mit Impflanzetten werden  
 auf  der  Aussenfläche  beider  Oberarme,  je   vier  bis  fünf  Einritzungen  
 gemacht.  Man  impft  Ivampong  nach  Kampong  und  
 zwar  fängt  man  mit  dem  Kampong  an ,  in  dem  die  Pocken  
 ausgebrochen  sind.  Zuerst  versucht  man  die  Bevölkerung von  
 dem  Nutzen  der  Vaccination  zu  überzeugen  und  sie  zu überreden  
 sich  impfen  zu  lassen.  Gelingt  es  nicht und widersetzen  
 sich  die  Eingeborenen,  so  werden  sie  dazu  gezwungen  und  
 in  der  Regel  kommt  man  damit  schneller  zum  Ziel  als  mit