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 ist  die  njai  Lara  Kidul, oder auch Ratu Segara Kidul oder Ratu  
 Lara  Kidul  genannt.  Diese  Göttin  von  Java’s  Südküste  ist  die  
 Reschiitzerin  der  in  den  Spalten  und Grotten der unwirtlichen  
 und  steilen  Küste  nistenden,  um  ihrer  Nester  willen  so  sehr  
 geschätzten  Salanganen;  man stellt sie sich vor als junge schöne  
 nackte  Frau. 
 Sie will von menschlichen Wesen nicht belauscht und gesehen  
 werden;  wagt  es  dennoch  jemand,  so  straft  sie  ihn  mit  einer  
 schweren  Krankheit;  ausserdem  schliesst sie eine Übereinkunft  
 mit  ihm  ab.  Sie  verpflichtet  sich ,  ihn  für  eine bestimmte Zeit  
 reich  zu  machen  und  ihn  auf  alle  mögliche  Weise  zu begünstigen  
 ,  er  seinerseits muss versprechen, dass er ih r nach seinem  
 Tode  in  ih r  Schloss  folgen  und  ih r  dienen  wird.  In  diesem  
 Schloss  wimmelt  es  von  einer  grossen Anzahl  Unglücksgefährten  
 ,  die  auf  dieselbe  Weise in die Macht der Göttin geraten  
 sind  und  bis  in alle Ewigkeit in niedrigster Knechtschaft gebunden  
 allerlei Martern auszustehen h ab en , wenn nicht eine andere  
 höhere  Macht  sie  aus  ihrem  Elend  erlöst. 
 Ein  gleichartiger  andrer  böser  Geist  ist  die  blorang,  die  
 man  sich  meistens  als  eine  besonders  schöne  Frau  vorstellt  
 mit einem schlangenförmigen Unterkörper, der ganz von goldnen  
 und mit Edelsteinen besetzten Schuppen bedeckt ist. Ihre Paläste  
 stehen  in  sumpfigen  Gegenden,  sie  kann den Menschen Reichtümer  
 verschaffen,  verlangt  aber  als  Gegendienst,  dass  sie  
 nach Ablauf der ausbedungenen Frist, in der Regel sind es sieben  
 Jah re,  sich  ih r  ganz  übergeben.  Die  Frist  darf  zweimal  verlängert  
 werden,  wenn  jedesmal  ein  Stellvertreter  für  den  
 habgierigen  Sünder  aufgeopfert  wird,  aber  schliesslich  muss  
 er  selbst  ih r  folgen  und  bis  in  Ewigkeit  helfen  ihren  Palast  
 zu  bilden und zu tragen; im grössten Elend unter unerträglichen  
 Schmerzen  büsst  er  so  für  seine  Habgier.  Ihre  Paläste  sind  
 ganz  aus  den  Körpern  ihrer  Opfer  gebildet. 
 Ein  dritter  derartiger  Geist  der  Javanen  ist  der gundul oder  
 setan  gundul,  der  sich  meistens  in  der  Gestalt  eines  nackten  
 vier-  his  fünijährigen Knaben mit kahlgeschorenem Kopfe zeigt.  
 Auch  mit  ihm  kann  man  zur  Erlangung  von  Reichtümern 
 einen  Kontrakt  schliessen.  F ü r  geringere Reichtümer ist er mit  
 einem  Karbouwen  oder  einem  ändern  Tier  oder  Gegenstand  
 zufrieden,  er  fordert  aber  ausserdem,  dass  ihm  jeden  Abend  
 katjang  idjo  (die  Samen  des  Phaseolus  radiatus  L.)  vorgesetzt  
 werd en ,  und  wenn  die  Frau des Kontraktanten einen Säugling  
 hat,  muss  ihm  erlaubt  werden,  sich  von  Zeit  zu  Zeit an ihrer  
 Rrust  zu  laben.  F ü r  grosse  Reichtümer  aber  fordert  er  den  
 Retreffenden  selbst,  nach Ablauf des festgesetzten Termins wird  
 er  mit  nach  der  Unterwelt geführt, um allerlei Höllenqualen zu  
 erleiden  1). 
 Nach  den  Galelaresen  auf  Halmehera  g'iebt  es Zwerggeister,  
 hoga  genannt, welche die Menschen necken, zuweilen aber auch  
 reich  machen  können.. Man ehrt sie als Gartengeister und bringt  
 ihnen  Opfer,  um  bei  der  Reisernte  die  Scheuer ganz gefüllt zu  
 bekommen,  da  man  glaubt,  dass  diese  Kobolde  bei  anderen  
 Reis  stehlen  und  diesen  in  die  Scheunen  ihrer  Günstlinge  
 bringen  2). 
 Auch  die  Eingeborenen  von  Minahassa  kennen  eine  Art  
 Zwerggeister,  lolok  genannt,  welche  den  Menschen  Unglück  
 bringen  können.  Risweilen  kann  man  sie  eben sehen, aber sie  
 sind  so  glatt,  dass  man  sie  kaum  fassen  kann. 
 Wenn  das  aber  gelingt,  so  soll  man  den  Kobold  nicht  eher  
 frei  lassen,  bis er seinen Segen gegeben hat. Dann sorgt er dafür,  
 dass  man  viel  Reis  bekommt,  eine  grosse  Reute  auf  der  Jagd  
 gewinnt  u.  s.  w.  3). 
 Aenliche  Auffassungen  finden  wir  auch bei anderen Völkern.  
 Die  Albanesen  z.  R.  fürchten  sich  vor  einer  Art böser Geister,  
 ora  genannt,  welche  in  Räumen  hausen.  Wenn  ein  Albanese  
 sich  in  der  Nacht  unter  einen  Ulmenbaum  setzt,  kommt  der  
 ora  auf  einen  Ast  desselben,  und  der Mann  kann  den  Geist  
 um  die  Erfüllung  eines  Wünsches  bitten. 
 1)  Van Hien, H. A., De Javaansche geestenwereld. Semarang, 1896. 
 2)  M.  J.  van  Baarda,  Fabelen,  verhalen  en  overleveringen  der  
 Galelareezen.  Bijdr.  tot  de  T.  L.  en V.  K.  van Ned. Indie. 6 ,1,1896. 
 3)  J.  A.  T.  Schwarz,  Manewas.  Mededeel.  Nederl.  Zend.  Genoot-  
 schap.  Deel  47.  Rotterdam,  1903.