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 zu  fangen,  darf  er  in  der  darauf  folgenden  Nacht  keine  Gemeinschaft  
 mit  seiner  Frau  pflegen.  Tut  er  es  trotzdem,  so  
 wTird  die  Jagd  ohne  jeden  Erfolg  bleiben  und  er  wird  keine  
 Schweine  in  seiner  Grube  fangen  J).  Der Besitzer eines ladang  
 darf  nach  dem  Pflanzen  des  Reis  nicht  mit seiner Frau coha-  
 bitieren. 
 In  West-Nias  (Lölöwua)  muss  die  schwangere  Frau  und  
 ih r  Mann  gleichfalls  vermeiden  ein  Tier  zu  töten;  das  Kind,  
 das  ihnen  geboren  wird,  muss  sonst  bald  sterben.  Die  Frau  
 darf während der Schwangerschaft keine zerrissenen Kleidungsstücke  
 nähen,  das  Kind  würde  darunter  leiden. 
 Ebenso  wenig  ist  es  den  Gatten  gestattet  eine  Kokosnuss  
 zu  zerschlagen,  dadurch  kann  nämlich  der  Kopf  der  Frucht  
 vom  Rumpfe  fallen.  Wenn  der Mann während der Schwangerschaft  
 seiner  Frau  einen  schweren  Baum  fällt,  wird das Kind  
 später  Geschwülste  in  der  Achselhöhle  bekommen.  Auch darf  
 er  kein  Schmiedewerk  verrichten,  dadurch  könnte  eine  Geschwulst  
 auf  dem  Gesäss  des  Kindes  entstehen; auch in West-  
 Nias  müssen  die  Eltern  vermeiden  sich  in  die  Öffnung,  die  
 den  Zugang  zum  Hause  bildet,  zu  setzen,  weil  dadurch  die  
 Entbindung  eine  langwierige  wird. 
 Wenn  Jemand  von  einer  schwangeren Frau eine Sirihprieme  
 annimmt,  darf  er  den  Sirih  nicht  mit  den  Fingern  aus  der  
 tempat  sirih  n ehm en ,  denn  dadurch  wird  die Entbindung der  
 Frau  erschwert.  E r  muss  die  tempat sirih ganz umkehren; auf  
 diese  Weise  kann  man  sicher  se in ,  dass  die Entbindung ohne  
 Hindernisse  verlaufen  wird. 
 Dem  Ehemann  ist  verboten  einen  Toten  aufzuheben,  denn  
 dadurch  wird  das  Kind bald sterben, ebensowenig darf er einen  
 Toten  berühren, dann wird das Kind später schwach und mager  
 sein.  Die  zukünftige  Mutter wird gewarnt einen Affen zu berühren 
 ,  weil  das  Kind  sonst  einem  Affen  gleichen  wird. 
 Auch  die  Eingeborenen  von West-Nias  meiden  während  der 
 1)  Thomas,  J.  W.,  De  jacht  op  het  eiland  Nias.  Tijdschr.  Ind.  
 T.  L.  en  V.  K.  Deel  XXVI.  1888. 
 Schwangerschaft  ihrer  Frau  so  viel  wie  möglich  die  Stellen,  
 an  denen  sich  Jemand  erhängt  hat;  sie glauben n ämlich , dass  
 sonst  das  Kind  mit  einer  Falte  um  den  Hals  geboren  wird,  
 als  ob  ein  Strick  darum  gebunden  sei.  Wenn eine schwangere  
 Frau  ein  totes  Tier  liegen  sieht,  wird  sie  nicht  über die Stelle  
 gehen,  sondern  einen  Umweg  machen,  aus  F u rch t,  dass  ihr  
 Kind  sehr schwach bleiben wird. Beim Weben der tikar (Matten)  
 darf  eine  schwangere  niassische  Frau  die  föso  nicht  in  die  
 olita  ö   stechen,  täte  sie  es,  so  würde  das  Kind  nach der Geburt  
 ein  Loch  in  den  Körper  bekommen.  Ausserdem muss sie  
 beim  Weben  darauf  bedacht  sein  mit  der  famasulena  stets  
 voraus  zu  arbeiten  und  sie  niemals  zurück  führen;  hält  sie  
 sich  nicht  an  diese  Vorschrift,  steht  zu  erwarten,  dass  ihre  
 Entbindung  keinen  guten  Verlauf  haben  wird.  Dagegen  hält  
 man  es in West-Nias für sehr wünschenswert, dass eine schwangere  
 Frau  Obstbäume  pflanzt;  die Eingeborenen glauben, dass  
 von  ih r  eine befruchtende Kraft ausgeht und die Bäume infolgedessen  
 mehr  Früchte  tragen  werden. 
 Man  glaubt  auch,  dass  ein  von einer Frau gepflanzter Palmweinbaum  
 mehr  Saft  liefert,  als  wenn  es  von  einem  Mann  
 geschieht.  Dass  die Person des Pflanzenden nach ihrer Meinung  
 überhaupt Einfluss auf das Gedeihen der Pflanzen hat, geht auch  
 deutlich  daraus  hervor,  dass  der  Niasser  seinen  Reis  nur  in  
 durchaus  gesättigtem Zustand pflanzt, weil sonst seiner Meinung  
 nach  die  Aehren  leer  bleiben  werden.  Dieselbe  Idee trifft man  
 auch  bei  den  Batak an (van Ophuysen: Kijkjes in het huwelijks-  
 leven  der  Bataks,  Leiden  1910).  Die  Batak lassen ihren Pfeffer  
 durch  besonders  heftige  jähzornige  Personen  säen,  damit  der  
 Pfeffer  auch  heiss  und  scharf  wird. 
 Andere  Niasser  wieder  halten  es  für  geraten,  dass  eine  
 schwangere  Frau  nicht  am  Haus  zimmere  oder  an  der Dachbekleidung  
 arbeite,  sie  darf  keine  Nägel  einschlagen,  keinen  
 Tabak  oder  Sirihblätter  in  die  Sirihdose  brechen,  nicht  über