In Central-Nias hält man Nadaoja für das Oberhaupt (Salawa)
der bela, Geister die dort belada genannt werden.
Auch Aföcha wurde mir in Süd-Nias als ein Geist von menschlicher
Gestalt, der in den Bäumen wohnt, beschrieben. Da
in den Bäumen treibt er allerlei tolle Streiche, die jedoch nur
durch den Priester, den Ere, bemerkt werden. Aföcha schwenkt
mit den Armen durch die Luft; wenn ein Mensch von dem
Luftzug, der durch das Schwenken des Geistes verursacht is t,
berührt wird, erkrankt er ernstlich. Wenn es stürmt, pflegt
Aföcha aus den Bäumen hernieder zu steigen und in das
Innere der Häuser zu dringen; die Bewohner werden dann
erkranken.
Ausser Nadaoja und Aföcha giebt es noch eine Anzahl
anderer beghu, welche den Menschen Krankheiten bringen
können. Als solche wurden mir noch von den Eingeborenen
g en an n t: der beghu sibua, welcher es besonders auf schwangere
Frauen abgesehen hat. Wenn der Schatten, der lume-lume,
eines dieser Geister in Berührung mit einer schwangeren Frau
kommt, so erzählten mir die Eingeborenen von Lölöwua
(Ost-Nias) wird die Schwangere k r a n k , sie fängt an zu fiebern,
wodurch Abortus herbeigeführt wird. Neid auf das Kind, das
geboren werden soll, ist die Ursache, warum der Geist
Schwangeren auflauert.
Der beghu salawa kann jemanden krank machen, indem
er ihn erschreckt. Man beschrieb mir diesen Geist als ein
Wesen von menschlicher Gestalt, jedoch von schwarzer Hautfarbe.
Auch diesen Geist stellen sich die Eingeborenen riesenhaft
gross vor.
Der beghu lauweha haust im Meere. Er berührt den Menschen
mit seinem Schatten, wodurch der getroffene Körperteil
schwarz wird. Weder von ihm noch dem vorher genannten
beghu wussten die Eingeborenen zu sagen, welchem Geschlecht
er angehöre. Nach der Meinung andrer Eingeborenen haust der
beghu lauweha im Walde und hat die Gestalt eines ostindischen
Büffels (karbouw).
Noch ein gefährlicher Geist ist der beghu nassi, der sich
an verschiedenen Orten aufhält. Wenn ein Mensch die glühenden
Augen dieses Geistes sieht, fängt er vor Schreck an zu
vomieren. Eine besondere Liebhaberei des beghu nassi besteht
darin, die Fahrzeuge auf der See umzukehren und die Bemannung
ertrinken zu lassen; nicht nur bei stürmischem, sondern
auch bei dem ruhigsten Wetter sucht er die Seeleute in ’s
Verderben zu stürzen.
Im Walde hausen die beghu hedoja, Geister von menschlicher
Gestalt und schwarzer Hautfarbe. Sie haben die Grösse
einer Kokospalme und machen die Menschen durch die Berührung
mit ihrem Schatten ebenfalls k rank; diese bekommen
dadurch Fieber.
Ein anderer Geist, der im Busch haust, ist der beghu
buka bukai, der ebenfalls ein menschliches Aussehen hat
aber weiss von Farbe ist. Er lässt die Menschen in derselben
Weise, wie der beghu hedoja krank werden.
Der beghu di bunu hält sich besonders gerne da auf,
wo sich ein Mensch durch Erhängen das Leben genommen
hat. Kommt jemand an einen solchen Ort, so wird er vor Schreck
vom Fieber befallen. Besonders müssen schwangere Frauen
vermeiden in die Nähe der Stelle zu kommen, an der ein
Mensch durch Erhängen Selbstmord begangen hat.
Doch auch in der Erde hausen nach der Meinung der
Niasser gefährliche beghu. So z. Bsp. beghu djumbala tan ah ,
der aussieht wie ein schwarzes Tier mit vier Füssen und
Hörnern auf dem Kopf. Dann und wann verlässt der Geist seinen
Schlupfwinkel und setzt sich dann mit Vorliebe auf einen
umgefallenen Baum im Walde. Wenn ein Mensch es wagt über
einen solchen Baum, auf dem der beghu sitzt, hin zu k lette rn ,
wird der Geist ihn mit seinem Schatten berühren und
infolgedessen wird der Unglückliche an trockner Beri-Beri
erkranken. Der Geist bringt sowohl Männern wie Frauen Unheil.
Manchmal dringt er auch in die Häuser um den Bewohnern
eine schwere Krankheit zu bringen. Um ihm den Eintritt in
die Wohnungen zu weh ren , ^stellen die Niasser vor dem Hause
einen männlichen und einen weiblichen Adu auf. Auch neugeborene
Kinder lässt er nicht gerne in Buhe; manches Neugeborene
stirbt durch die Schuld dieses bösartigen Wesens.