nicht mehr in Übung, man sieht n u r noch hier und da einen
abgebleichten Schädel (binu) hängen. Am Ufer des Ojo sahen
wir am Ständer eines Hauses ein hölzernes Bild, auf dessen
d ü rren hölzernen Hals man einen solchen Totenkopf gesteckt
hatte. Die Irano Lase sollen ganze Reihen von Schädeln in
ihren Häusern haben.”
Dass dieses Kopfabschlagen mit dem Götzendienst weiter
nichts zu tun haben soll, steht in Widerspruch mit den Mitteilungen
von Friess 1)| N ach Friess muss man annehmen, dass „sind
die äusseren Anlässe auch verschieden, der religiöse Zweck
doch stets der gleiche ist und dieser religiöse Zweck steht auf
das Innigste in Verbindung mit der heidnischen Ahnenverehrung.”
Wenn in Nias ein Häuptling gestorben ist, schreibt
Friess, muss eine Anzahl Köpfe abgeschlagen werden. Hat
man sich diese Köpfe verschafft, so begiebt man sich an das
Grab und der älteste Sohn bietet dem Toten sein Opfer an mit
den Worten, die Friess wie folgt übersetzt:
„Frei von Vorwurf ist der Mann,
Los von Schuld ist nun Dein Sohn,
Hast empfangen Deinen Anteil,
Deine Ehre, Deinen Lohn
Vor den Genossen Deines Adels.”
Darauf geht man nach Hause, wo dann unter ändern auch
der Priester den adu des Verstorbenen anruft:
„Erwürg nicht unsere Knaben mehr,
Gezollt ist Dir Dein Anteil schwer;
Erwürg nicht unsre Söhne mehr
Du hast nun Deinen Ruhm und Ehr!”
Darauf erfleht er von dem adu den Segen für eine reiche
Ern te , für das Gedeihen der Schweine,, für die Erhaltung
der Macht des Hauptes, für eine reiche Nachkommenschaft,
Gesundheit u. s. w.
Hat man versäumt die geforderte Anzahl Köpfe für einen
1) Friess, E., Das Kopfensnellen auf Nias. Allgem. Missionszeitschrift
1908.
Schädelornament aus Süd-Nias.
Schädel aus Süd-Nias mit hölzerner Nase