
 
        
         
		Aehnliche  Abbildungen  befinden  sich auf einem klambu, der  
 in  Lombok  in  meinen  Besitz  kam. 
 Manche  Niasser  geben  dem  adu  höre  einen krummen Penis  
 um  anzudeuten,  dass  Ehebruch  eine  sehr schlimme Sache ist.  
 Bereits  Von  Rosenberg  meldet,  dass  „anstatt  einer  Rosette  in  
 der Mitte  der Paneele, aus denen die W and des Hausses besteht,  
 mehr oder weniger verändert, aber nicht unerkennbar, der Phallus  
 angebracht  ist.” 
 Fischer *)  hält  es  ebenfalls für wahrscheinlich, dass die Holzfiguren  
 an  den  Balken  der  niassischen  Häuser  als  stylisierte  
 Phallen  aufgefasst  werden  müssen.  Mir  kommt  es indessen ge- 
 Im  Museum  zu  Leiden  befindet  sich  ein  ubi  
 Mörser  ftutu  g'owi),  dessen  Griff eine Hand mit vier  
 gebogenen  Fingern  vorstellt.  Nach  Fischer müsste  
 man  aüch  hierbei  vielleicht  an  eine ithyphallische  
 Darstellung  denken,  jedoch  ist  der  Daumen  bei  
 diesem  Sirihmörser  gestreckt  und  nicht  zwischen  
 Zeige-  und  Mittelfinger  durchgesteckt.  Dasselbe  
 Ornament  findet  man  am  Ende  des  Stieles^ eines  
 ebenfalls  im  Leidner  Museum  befindlichen  Rühr-  
 spatels. 
 Manche  Beobachtung  jedoch spricht wohl dafür,,  
 vor. 
 Tutu  Gowi. 
 dass  der  Phallus  auf Nias  noch  eine  andere  Bedeutung, nämlich  
 die  böse  Geister  abzuschrecken,  haben kann, trotzdem die  
 Niasser  auf meine  direckte  Frage  danach  verneinend  antworteten. 
   Zunächst  finden  wir  die  ausserordentlich  grossen  Genitalien  
 manchmal  an  den  Schreckbildern  angebracht,  welche  
 am Eingang zu dem Kampong aufgestellt werden, wenn in einem  
 benachbarten  Kampong  eine  Epidemie  ausgebrochen  ist.  Sie  
 bezwecken  den  bösen  Geist,  der  die  Epidemie verursacht hat,,  
 abzuschrecken  und  zu verhindern auch in diesen Kampong einzudringen. 
   Auch  spricht  dafür,  dass  die  Central-Niasser  zur  
 Abwehrung  der  matianak,  der  bösen  Geister  der  im Wochensucht  
 1)  Fischer,  H.  W.,  Mitt.  über  die  Niassammlung  deé  Ethnogr.  
 R.  Museums. 
 bett  gestorbenen  Frauen,  in  ihren Häusern Hirschgeweihe anf-  
 zuhängen  pflegen,  weil  nach  ihrer  Meinung  die  matianak  die  
 Spitze  des  Geweihes für einen erigierten Penis ansehen, vor dem  
 sie  sich  fürchten.  In  diesem  Fall  ist die Furcht vor dem männlichen  
 Geschlechtsorgan  begründet,  denn  die  matianak  sehen  
 in  dem Penis den Verursacher der Schwangerschaft, die den Tod  
 im  Wochenbett  zur  Folge  hatte. 
 Merkwürdig  ist  es  jedenfalls,  dass  auch  in  vielen  ändern  
 Ländern  Hirschgeweihe,  überhaupt  Geweihe  als  Mittel  zur  
 Abwehr  böser  Einflüsse  gelten. 
 Auf  den  Häusern  der  Batak in Sumatra sieht man Köpfe von  
 Karbauen,  welche  die  bösen  Geister  abwehren  sollen. 
 Die ländliche Bevölkerung in manchen Gegenden Frankreichs  
 hält  ein  Hirschgeweih  für  ein  Schutzmittel  gegen  Krankheit  
 und  Zauberei.  In  Süditalien  hängt  man  den  Kindern  kleine  
 Stückchen  von  Hirschgeweihen  um  den  Hals  als Schutz gegen  
 den  bösen  Blick,  während man sie in Andalusien speciell gegen  
 den  bösen  Blick  der  Zigeuneir  trägt.  In  Persien  hängt  man  
 Hirschgeweihe  gegen  die  Geister  in  den  Wohnungen  auf  und  
 in  Norwegen  glaubt  man  gleichfalls,  dass  ein  Hirschgeweih  
 die  Dämonen  vertreiben  kann.  Die  Kinder  in  Italien  tragen  
 geweihförmige  Korallen  als  Amulett  gegen  Gefahren.  Bei  den  
 Neapolitanern  besteht  die  Gewohnheit  zum  Schutz  gegen böse  
 Einflüsse  eine  Geberde  zu machen, die sie far le corna n en n en ,  
 wobei  der  auseinander  gespreizte  Daumen  und  Zeigefinger  in  
 die  Höhe  gehalten  und  die  ändern  Finger  in  die  Handfläche  
 gebogen  werden.  Dieser  Gebrauch ist sehr a lt , bereits auf einem  
 Fresco  aus  Pompeji  im  Museum  zu  Neapel  kann  man  es  
 abgebildet  sehen. 
 Die  Bevölkerung  von  Montenegro gebraucht Geweihe um die  
 Hexen  damit  auf  die  Flucht  zu  jagen.  Auch  in  Griechenland  
 und  Klein-Asien  wird  mit  zwei Fingern die Geste des Geweihes  
 gemacht,  um  sich  gegen  den  bösen  Blick  zu  sichern.  Andere  
 Völker  strecken  zu  demselben  Zweck  bei  geschlossener  Faust  
 den  Zeigefinger  und  den  kleinen  Finger  in  die  Hohe. 
 Derartige  Gebräuche  hat  Seligmann (Der böse Blick und Verwandtes  
 ,  Berlin  1910)  unter  ändern  auch  bei der Bevölkerung