bilder, die sie bereits fortgeworfen hatten, hervor. Auf dem
First des Hauses wurde wieder der „ab u ba mumbu ” angeb
racht, das kostbarste niassische Sühnopfer, die siraha wurden
wieder zur Abwendung der Krankheit au f dem Dorfplatz aufgestellt.
Missionar Friess selbst verlor im Laufe einiger Tage
seine beiden Töchterchen.
An anderen Orten herrschten zugleich mit Dysenterie noch
die Pocken. In manchen Kampongs fand man n u r menschliche
von Hunden angenagte Leichen in den Häusern. Die Priester
verboten den Eingeborenen häufig sich bei den Missionaren
Hülfe und Arzeneien zu holen. Die armen Tröpfe mussten in
dieser an sich schon so schweren Zeit den Priestern noch grosse
Opfergaben bringen, und doch zürnten sie ihnen nicht,
wenn trotz der grossen Opfer der Erfolg ihrer Arbeit ein so
geringer war. „E s ist w a h r”, sagten sie, „ unser Geld, unsre
Schweine, alles ist fo rt, aber den Priestern können wir keinen
Vorwurf daraus machen. Wenn die Zeit, welche die Seele
für sich erbeten hat, als sie auf die W e lt.k am , verstrichen
ist, dann geht sie fort, das ist nun einmal so.” Dies beweist
deutlich den Fatalismus der Niasser. Sie suchten sich hauptsächlich
durch das Tragen von Amuletten vor der Krankheit
zu schützen.
In der Umgegend von Sifaoröasi starben allein nach Friess
+ 1000 Heiden und ausserdem noch eine grosse Anzahl Christen.
Viele dieser zum Christentum Bekehrten blieben auch unter
diesen traurigen Verhältnissen ihrem neuen Glauben treu.
Auch auf der Westküste der Insel herrschten Dysenterie und
Pocken auf das Heftigste. Über Sirombu schreibt Missionar von
E rle n : „ Auch in der hiesigen Gemeinde herrschte so wie überall
Dysenterie und forderte manches Opfer. Es gab beinahe kein
Haus, in dem nicht Einer oder Mehrere krank lagen.”
In Ombolata sah es nicht weniger traurig aus. „Bereits im
Jahre 1909”, schreibt Fehr, „waren viele Menschen an Pocken
und Dysenterie gestorben, aber im Jahre 1910 war das Elend
weit grösser und hatten wir noch weit mehr Todesfälle zu betrau
e rn , auch von Kindern, die an Keuchhusten starben. In
den 28 Jah ren , die ich hier zugebracht, habe ich so etwas auch
nicht annährungsweise erlebt. Fast in jedem Hause lagen ein
oder mehrere Menschen krank und starben trotz aller Arzenei,
die wir ihnen gaben, nach einigen Tagen ”. Auch in Ombolata
blieben die Christen trotz all’ dieses Elendes ihrem neuen
Glauben treu. In einem Haus starben nacheinander der Grossvater
und alle fünf Kinder. In einer ändern Familie waren
zwei Jahre vorher die beiden ältesten Kinder kurz nacheinander
plötzlich an den Masern gestorben und nun starben im Laufe
von wenigen Tagen die beiden letzten Kinder an Dysenterie,
während der Vater an derselben Krankheit schwer darnieder
lag. Mit den Kindern zugleich wurde der Onkel aus demselben
Hause begraben. Im Hause des Hauptes starben hintereinander
der jüngste Sohn, seine Mutter und Tante.
In Sogae Batu waren es ausser Dysenterie besonders die
Pocken, die viele Opfer forderten. Es gab fast kein H a u s , das
verschont blieb, denn Impfungen hatten überhaupt noch
niemals stattgefunden. In wenigen Monaten starben dort siebzig
Menschen; mancher suchte in seiner Verzweiflung wieder
Hülfe bei den Götzen, die meisten jedoch blieben dem Christentum
treu.
Während meines Aufenthalts auf Nias starb auch der Civil-
beambte von West-Nias, Leutenant Tersteege, ein junger,
kräftiger Mann, in einigen Tagen an Dysenterie. In der Gegend
von Gunung Sitoli musste ich zusehen, wie in demselben Haus
trotz aller meiner Bemühungen kurz hintereinander der Sohn
und die Mutter der Dysenterie erlagen. Einer der Bedienten
von Kontrolleur Schröder, mit dem ich zusammen wohnte,
kehrte von einem Bundgang mit einer Pockeninfektion zurück.
In den ersten Tagen mussten wir ihn selbst pflegen, bis wir
Gelegenheit fanden ihn in einer Hütte zu isolieren und die
weitere Behandlung dem dokter-djawa anzuvertrauen. Trotz
einer schweren Bauchwunde, die der Knabe sich im Fieberde-
liriurn mit einem Messer selbst beigebracht hatte, gelang es
uns ihn zu erhalten. Ein halbes Jahr später sah ich ihn als
Diener des Herrn Schröders, dem er treu geblieben war in
Padang wieder, erkannte ihn aber zuerst nicht, so sehr hatten
die Pocken sein Gesicht entstellt.