Glauben der Niasser manche Krankheiten entstehen, wenn
man versäumt den adu zatua die schuldigen Ehren zu erweisen.
Wir werden später sehen, wie ein Ehepaar v o r , während und
nach der Niederkunft der Frau eine ganze Anzahl Vorsorg-
massregeln beachten m u ss, will es vermeiden wegen Pflichtversäumnis
mit allerlei Krankheiten oder einer schweren Niederkunft
bestraft zu werden.
Wenn die Niasser auf der Saujacht eine Anzahl Schweine
erbeutet h a b e n , müssen dieselben nach dem adat an einen
bestimmten Platz, Anunua genannt, gebracht werden auf einem
Wege, der um den Kampong herumführt; dort müssen sie
unter die Anspruchberechtigten verteilt werden, im Kampong
selbst darf es nicht geschehen. Wer sich nicht an diese Vorschrift
h ä lt, wird mit Steifheit der Glieder bestraft.
Will man ein Stück Schweinefleisch aus dem einen in das
andere Haus herüberbringen, so darf es nicht durch die Öffnung,
die als Zugang zum Wohnraum dient, gereicht w erden; wer diese
Vorschrift nicht befolgt, wird wahnsinnig oder wird mit einer
ändern Krankheit b e stra ft1).
Nachdem die Familienangehörigen eines Verstorbenen die
moko-moko (die Seele) von seinem Grabe geholt und in ihre
Wohnung gebracht haben, müssen sie sich vier Tage lang in
einem mit Matten abgeschlossenem Raum aufhalten. Um ihnen
etwas Gutes zukommen zu lassen, wird ein Schweinchen geschlachtet,
von dem sie jedesmal ein Stückchen zu ihrem Reis
bekommen. Sind sie genötigt den Raum zu verlassen um ihre
Notdurft zu verrichten, so müssen sie mit geschlossenen Augen
gehen und um zu v e rh ü ten , dass sie straucheln, wird da, wo
sie gehen müssen, vorher gefegt. Halten sich die Familienangehörigen
nicht an diese Vorschrift, so bekommen sie zur Strafe
eine Hüftenentzündung 2).
Wenn ein Niasser die Absicht hat Gold zu schmieden, muss
1) Thomas, J. W., De jacht op het eiland Nias. T. I T. L. en
V. K., Bd. XXVI.
2) Chatelin, L. N. H. A., Godsdienst en bijgeloof der Niassers.
Tijdschr. van Indische T. L. en V. K. Bd. XXVI.
er seine Kamponggenossen mit Reis und Schweinefleisch und
Palmwein bewirten; dabei teilt er ihnen dann seinen Plan mit.
Sie hängen das Gold in einem Beutelchen an einen der adu
zatua und der Priester teilt den adu m it, was aus diesem Gold
Geschmiedet werden soll. Versäumt man e s , so läuft man Gefahr,
dass einer der Hausgenossen des Goldschmiedes erkrankt. Auch
glauben die Niasser, dass sie mit Krankheit gestraft werden, wenn
sie irgend eine Arbeit oder einen Plan an einem dafür ungünstigen
Tage zur Ausführung bringen.
Andere Krankheiten werden als Strafe für ein begangenes
Unrecht aufgefasst, z. B. gelten Pocken oder Wahnsinn als
Strafe für den Gebrauch falscher Gewichte und Masse. Manche
Niasser glauben, dass, wenn ein Mann während der Schwangerschaft
seiner Frau gegen die Verbote handelt, die ihm während
dieser Zeit vorgeschrieben s in d , er dafür durch die Geburt eines
epileptischen Kindes gestraft wird.
Ferner müssen wir noch unter einer besonderen Rubrik die
Krankheiten nennen, welche nach dem Glauben der Niasser durch
ein Tier verursacht werden, wie z. B. Zahnleiden und Hautkrankheiten;
auch Sterilität kann durch ein Tier verursacht werden.
Bandwürmer (bojo) und andere Würmer können ebenfalls Anlass
zu Krankheiten geben; da die Würmer sich im Körper des
Menschen bewegen, bekommt der Patient Leibschmerzen und
magert langsam ab. Als obat wenden die Niasser in diesem
Fall die bulu laembuwoja (daun buaja) an; diese Blätter werden
in Wasser gekocht und der bittere Abguss dem Patienten
eingegeben; der 'Wurm wird darauf den Ivörpei veilassen. Auch
andere W ü rm e r, die sich im Körper des Menschen auf halten,
wie der sauja, werden auf dieselbe V eisc verhieben.
Wenn einem Niasser irgend ein Insekt in das Ohr gekrochen
ist, versucht er es zunächst mit einem Ohrlöffelchen zu entfernen.
Dies gelingt nicht immer. Ich erinnere m ich , wie eines
Morgens früh ein Niasser kreischend und schieiend zu mii
k am , weil ihm des Nachts ein Kakerlak in das Ohr gekrochen
war. Es war ihm nicht gelungen das Tier zu entfernen, auch
mir oelana das erst nach wiederholten Einspiitzungen mit
Ö Ö
warmem Wasser.