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 und  die  Oberbeine  der  Frau  fest  an ,  erst  jetzt  denkt  man  
 daran  die  Nabelschnur  zu  durchschneiden  und  das  Kind von  
 der  Placenta  zu  trennen.  Die  dukun windet zu diesem Zwecke  
 drei  Bändchen  um  die  Nabelschnur,  das  erste  wird  in  einem  
 Abstand  von  der  Länge  eines  Fingergliedes von dem Nabel des  
 Kindes  ab  angelegt,  das  zweite  auf  zwei,  das  dritte  auf  drei  
 Fingergliederabstand  von  dem  Nabel.  Diese  drei  Bändchen  
 werden  gut  angezogen  und  der  funiculus  wird  mit  einem  
 scharfen  Stück  Bambus  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  
 Bändchen  durchschnitten. 
 Das  an  dem  Kinde  bleibende  Stückchen  Nabelschnur  wird  
 gegen  den  Bauch  des  Kindes  angedrückt und mit Sirihspeichel  
 befeuchtet.  Die Nachgeburt wird in einen Sirihsack gesteckt und  
 von  der  Geburtshelferin  in  einiger  Entfernung von dem Hause  
 begraben. 
 Die  Mutter  muss  sich  hüten  das  Kind  oder  die  Placenta  
 nach  der  Geburt  mit  der  linken  Hand  änzufassen,  weil  ihr  
 Kind  dadurch  später  links  werden  kann.  In  Lahewa  (Nord-  
 Nias)  teilten  mir  die  Eingeborenen  mit,  dass  Linkssein  die  
 Folge  davon  ist,  dass  die  Mutter bei der Geburt die linke Hand  
 des  Kindes  ergriffen  hat.  Fasst  die  Mutter  das  Kind  mit  der  
 linken  und  die  Placenta  mit  der  rechten  Hand  a n ,  so  wird  
 das  Kind  sowohl  die  linke  wie  die  rechte  Hand  gebrauchen. 
 In  Süd-Nias  sucht  man  die  Ursache  des  Linkssein  in  der  
 Tatsache, dass die dukun das Kind am linken Arm angefasst hat. 
 Linkssein  scheint  in  Nias  häufiger  vorzukommen;  beim  
 Messen der Handkraft habe ich beobachtet, dass manche Niasser  
 das  Instrument  am  liebsten  mit  der  linken  Hand  drückten, 
 1)  Anmerk.  Wir  haben  bereits  bemerkt,  dass  die  Niasser  ihre  
 kleinen  Kinder,  nachdem  sie  ihre  Bedürfnisse  verrichtet  haben.,  
 von  einem  Hund zur Reinigung ablecken lassen. Derselbe Gebrauch  
 kommt  nach  von  Brenner  (Joachim Freiherr  von Brenner,  Besuch  
 bei  den  Kannibalen  Sumatra’s)  auch  bei  den  Battaks  vor.  Jeder  
 Säugling  hat  seinen  eignen  Hund,  den  kaban,  dem die Reinigung  
 des  Kindes,  nachdem  es  seine  Bedürfnisse  verrichtet  hat,  obliegt. 
 weil  sie  meinten  mit  der  linken  Hand  mehr  Kraft  zu  haben. 
 Nach  der  Entbindiing  darf  die  Puerpera  etwas  schlafen,  
 beim  Erwachen  erhält  sie b ubur (Brei) und santen (Kokosnussmilch) 
   zur  Stärkung.  Nach  zwei Tagen ist es ih r erlaubt wieder  
 aufzustehen  und  zu  b a d en ,  aber  erst  nach  einem  Monat darf  
 sie  wieder  an  die  Arbeit  gehen  und  andere  Ingredienzien  als  
 bubur  und  santen  gemessen;  auch  die  Leibbinde trägt sie den  
 ersten  Monat  hindurch.  Im  zweiten  Monat  darf sie wieder mit  
 ihrem  Manne  cohabitieren.  Ich  machte  die Beobachtung, dass  
 die  Striae  auf  dem  Bauch  bei  Frauen,  selbst  bei  denen,  die  
 mehrmals  geboren  hatten,  n u r  sehr  selten  zu  sehen  w’aren. 
 Wenn  das  Kind  mit  dem  Steiss nach vorne gekehrt zur Welt  
 kommt,  giebt  man  der  dukun  die  Schuld,  weil  sie  es vor der  
 Geburt  nicht  umgedreht  hat.  Kinder,  die  mit den Füssen nach  
 vorne  zur  Welt  kommen,  werden  später,  wenn sie erwachsen  
 sind,  geschickte  dukun,  die  ein  besonderes  Talent  besitzen,  
 Knochenbrüche  und  Luxationen  heilen  und  gute  adu  verfertigen  
 zu  können.  Man  hält  sie  für Glückskinder, ebenso wie  
 die  Kinder,  die  mit  dem  Helm  geboren  wrerden.  Man  pflegt  
 diese  Haut  in  Ost-Nias  zu  trocknen  und  in  einem  Bambusköcher, 
   den  das  Kind  stets  bei  sich  trägt,  zu  bewahren;  es  
 gehen  Zauberkräfte  von  ih r  aus.  Ein  solches  Kind k a n n , zum  
 Jüngling  herangewachsen,  das  Haus,  in  dem  sich  die  Frau  
 befindet,  die  er  begehrt,  unbemerkt betreten, denn die übrigen  
 Bewohner  schlafen  bei  seinem  Eintritt  augenblicklich  ein. Im  
 Kampfe  ist  er  unüberwindlich,  auch  wird  er  Reichtümer  erwerben  
 und  ihm  sonst  allerlei  Glück  zu  teil  werden. 
 Bei  einem  Mädchen  bewahrt  man  die Haube nicht, sondern  
 wirft  sie  weg.  Ein  Mädchen,  damit  geboren,  kann später sehr  
 reich  werden,  unter  der  Bedingung,  dass  es viele adu machen  
 lässt;  wird  dies  versäumt,  so  bleibt  es  ebenso  arm  wie  jede  
 andre  Frau. 
 In  Ost-Nias  (Lölöwua) darf der Gatte wohl bei der Entbindung  
 seiner  Frau  zugegen  sein,  anderen  Männern  ist  es  jedoch  
 untersagt, ebenso werden kleine Kinder, die noch nicht begreifen,  
 was  vorgeht,  aus  dem  Raum  fern  gehalten.  Die  Ostniasser  
 glauben,  dass  die  Frucht  selbst  genau  den  Zeitpunkt  kennt,