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 jedoch  kneift  man  die  Nabelschnur  von der Placenta aus nach  
 dem  Kinde  hin  zusammen,  um  die  nosso,  die  Seele,  aus  der  
 Placenta  in  das  Kind  übergehen  zu lassen. Darauf werden drei  
 Bändchen  um  die  Nabelschnur  gelegt, jedes einen Finger breit  
 vom  ändern  entfernt,  die  Nabelschnur  wird  auf  ein  Stück  
 Holz  gelegt  und  zwischen  dem  zweiten  und  dritten Bändchen  
 mit einem scharfen Bambus durchgeschnitten. An dem Nabelrest  
 des  Kindes  bleiben  also  zwei  Bändchen  zurück. 
 Das  Kind  wird  nun  gewaschen,  auf  den  Nabel legt man ein  
 obat,  das  aus  mit  Kokosnussöl  vermischten,  verkohlten Spinneneiern  
 und — Geweben  besteht. Man glaubt, dass der Best der  
 Nabelschnur  hierdurch  schnell  vertrocknet  und  abfällt  und  
 zugleich  Fäulnis  verhütet  wird. 
 Die  Placenta  wird  gleichfalls  mit  Wasser  abgewaschen,  in  
 ein  weisses  Tuch  gewickelt  und  an  einen  Baum  gehängt oder  
 in  den  Fluss  geworfen. 
 Nach  Bappard  ist  es  in  Nord-Nias  auch  gebräuchlich,  
 die  Placenta  in  den  Schweinestall  unter  die  Wohnung  zu  
 werfen. 
 Gleich  nach  der  Entbindung  massiert  die  dukun den Bauch  
 der  Wöchnerin,  darauf wird  ein  weisses  Tuch  um ihren Leib  
 gebunden  und  sie  kann etwas schlafen. Vier Tage lang legt man  
 sie  dicht  neben  den  Heerd,  damit  durch  die Wärme das Blut  
 im  Bauch  eintrocknet;  von  Zeit  zu Zeit wird ihr zu demselben  
 Zweck  ein  Topf  mit  warmem  Wasser  auf  den  Bauch  gestellt. 
 Nach  vier  Tagen  darf  die  Wöchnerin  wieder  aufstehen und  
 im  Hause  umhergehen;  aber  man  hält  sie,  wenn  es  möglich  
 ist,  noch  einen  Monat  lang  im  Hause;  so  lange muss sie auch  
 die  Leibbinde  tragen,  dann  erst  geht  sie  wieder  regelmässig  
 an  die  Arbeit,  n ur  wenn  die  Verhältnisse  sie  dazu  zwingen,  
 geschieht  es  früher.  Erst  nach  vier  Tagen  post  partu  darf die  
 Frau  gereinigt werden und zwar geschieht es mit kaltem Wasser  
 durch  den  Gatten  selbst.  Man  glaubt  es  sei  gefährlich  die 
 1)  Rappard,  Th.  C.,  Het  eiland Nias en zijne bewoners. Bijdragen  
 tot  de  T.  L.  en  V.  K.  van  Ned  Indie.  Deel  XII.  1909. 
 Waschung  früher  vorzunehmen,  weil  man fürchtet, neue Blutungen  
 zu  erregen. 
 In  den  ersten  Wochen  erhält  die  Wöchnerin  nur.  Reis  mit  
 santen  (Kokosnussmilch),  erst  nach  Verlauf  eines Monats darf  
 sie  von  allen  Speisen  essen,  und  ist  es  ih r  gestattet wieder geschlechtlich  
 mit  ihrem Mann  zu  verkehren;  vorher würde  es  
 ih r  schaden,  weil  ihr  Leib  noch  zu  schlaff  ist. 
 Nach  Durdik  4)  soll  die  Leibbinde  der Frau sofort nach der  
 Geburt  des  Kindes  angelegt werden und einen doppelten Zweck  
 erfüllen;  erstens  soll  die  Gebärmutter,  die  wie  man  meint,  
 sonst  zum  Herzen  heraufsteigt  und  dadurch  den  weiteren  
 Verlauf der Entbindung verzögert, zurück gehalten, und zweitens  
 die  Placenta,  die für ein lebendes Wesen gehalten wird, dadurch  
 getötet  werden;  dies  ist  nötig,  da  sie  lebendig  nicht  ausge-  
 stossen  werden  kann.  Um  den  Austritt  der  Placenta  zu  beschleunigen  
 giebt man  der  Frau  Salzwasser  mit  Öl zu trinken. 
 Kinder,  die  mit  der  Haube  geboren  sind,  gelten auch bei den  
 Nordniassern  als  Glückskinder;  man  glaubt, dass sie im Leben  
 viele Erfolge haben und grossen Reichtum erwerben werden. Die  
 Glückshaube  wird  in  ein  Läppchen  gewickelt  und  an  einer  
 Schnur befestigt als hazima (Amulett) um den Hals getragen oder  
 an  das  Schwert  gehängt.  Der  älteste  Sohn  ist  der  Erbe dieser  
 hazima;  . hat  der  Besitzer  keine  Söhne,  so  muss  sie  mit  ihm  
 begraben  werden.  Töchter  erben  sie  nicht;  die  Nordniasser  
 beschauen  die  Glückshaube  als  eine  Mütze,  und  da  Frauen  
 keine  Kopfbedeckung  tragen,  hat  es  für  sie keinen Zweck, die  
 Haube  zu  besitzen.  Auch  in  Nord-Nias machen die Kampong-  
 genossen nach der Geburt einen Gratulationsbesuch und bringen  
 Geschenke  für  Mutter  und  Kind  mit.  Das  Ivamponghaupt verehrt  
 der  Wöchnerin  ein  weisses  Tuch,  in  welches  das  Kind  
 eingewickelt  wird. 
 Störungen  bei  der  Entbindung  kommen  ziemlich  oft  vor,  
 als  Ursache  wird  dan  meistens  angenommen,  dass  die  Frau  
 oder  ih r  Mann  während  der  Schwangerschaft  die zu beobach