ehern Gegenden auf die Missionare setzen, wird sich gewiss
auch auf die Missionar-ärzte übertragen.
Zur Zeit meines Aufenthaltes auf der Insel war die ärztliche
Hülfe durchaus ungenügend; in Gunung Sitoli war ein „ Doctor-
Djawa ”, in Telok Dalam der Militärarzt, der natürlich in erster
Linie die kranken Soldaten zu behandelen hatte. Das war alles;
freilich suchten auch die Missionare den kranken Eingeborenen
so viel wie möglich mit Rat und Tat beizustehen, aber dies beschränkte
sich n u r auf einen verhältnismässig kleinen Teil
der Insel und konnte n u r im Verteilen einzelner Medikamente
und im Behandeln und Verbinden von Wunden bestehen.
Das medizinische Wissen der Missionare ist ausserdem n ur
ein beschränktes, sodass ihre Behandlung in der Regel n u r
eine symptomatische sein kann.
In letzter Zeit geht man mit der Vaccination auch kräftiger
vor und nach den kürzlich von mir erhaltenen Berichten des
Assistent-residenten, sind bereits sehr günstige Resultate zu
verzeichnen.
Die Verbesserung der Wege und die Anlage von neuen Wegen
sind ebenfalls sehr geeignete Massregeln zur Hebung der hygienischen
Verhältnisse und des Gesundheitszustandes, denn
dadurch ist es dem ärztlichen Vaccinator möglich sich schnell
an den Ort zu begeben, wo seine Hülfe nötig ist; auch die
Kontrolle ist in einem Land mit guten Wegen bequemer.
In Bezug auf die Pocken teilten mir die Ostniasser in Lölö-
wua mit, dass diese Krankheit den Menschen von der Gottheit
als Strafe für ihre Sünden auferlegt wird, und zwar werden
die Krankheitskeime in der Form von ganz kleinen Tierchen
über die Menschen ausgestreut. Wer durch ein solches Tierchen
getroffen wird, muss unabänderlich die Pocken bekommen.
Frü h er pflegte man dort die Pockenkranken in eine kleine
Hütte mitten im Busch zu bringen, wo sie durch Leute, die
bereits die Pocken gehabt h a tte n , gepflegt und versorgt wurden.
Nach der Genesung wurden die Hütte und Kleider des Patienten
verbrannt. Dies geschah, um zu verhüten, dass die Tierchen
(ular ular) des Kranken sich ändern mitteilen und auch sie
erkranken. Nach der Beschreibung der Eingeborenen dieser
Gegend haben diese Tierchen eine weisse Farbe, sind besonders
klein und kaum wahrnehmbar. In derselben Weise behandeln
die Bewohner von Nord-Nias (Lahewa) die Pockenkranken.
Sie beschauen einen bösen Geist, der die Krankheitskeime
über die Menschen ausstreut, als den Urheber der Krankheit.
Die Pockenkranken werden ebenfalls irgendwo im Walde in
einer Hütte isoliert; wer sich nicht vor der Krankheit fürchtet
oder Mitleid mit den Erkrankten hat tritt als Pfleger auf. Es
ist dann aber sowohl dem Kranken als dem Pfleger streng verboten
in den Kampong zurückzukehren ;
was zu ihrer Ernährung nötig is t, wird in
einiger Entfernung von der Hütte, in welcher
sich der Patient befindet, niedergelegt;
der Pfleger holt es dann dort a b , ohne m it
den gesunden Bewohnern des Dorfes in Berührung
zu kommen.
Bietet sich niemand zur Pflege des Erkrankten
a n , so beschränkt man sich darauf,
dicht neben seine Hütte Speisen für ihn
hinzulegen, die er sich dann selbst holen
kann.
Ist der Kranke genesen, so wird alles was
in seinem Besitz is t, verbrannt und er kehrt
in’s Dorf zu rü ck ; stirbt er dagegen, so wird
er dicht bei der Hütte begraben und darauf
alles verbrannt. Ein obat gegen die Pocken
kennen die dortigen Eingeborenen nicht.
Um zu verhüten, dass eine Pockenepidemie,
die in benachbarten Kampongs
Adu. der die Pocken vom
Dorfe abhält.
wütet, auch in ih r eignes Dorf eindringt,
Nach Modigliani, Un viaggio
a Nias.
stellen sie vier adu von dunkler Holzart
(taliano- und manawadanoholz) zu beiden Seiten des Weges
auf, er zu dem Kampong führt. Diese adu sind mit dem
Gesicht nach dem Kampong, in dem die Krankheit herrscht,
gerichtet, in die Augen, Mund und Ohren hat manScherben
gesteckt; sie sollen den bösen Geist in Schrecken versetzen, sodass
er nicht heranzukommen wagt. Die Beine fehlen diesen adu