Güte. Viele Eingeborene suchen dem Impfen zu entgehen, weil
sie sich nach dem Impfen nicht ganz wohl fühlen.
Von den Ostniassern werden die Pockenkranken auf folgende
Weise behandelt. Solange das Exanthem sich noch nicht zeigt,
besprenkeln sie den Körper mit Kokosnussmilch, um es zum
Ausbruch zu bringen. Sowie die Blattern reif geworden sind,
werden sie einzeln aufgestochen und der herauslaufende Eiter
wird abgewaschen; dies geschieht in der Regel von Leuten,
welche die Pocken bereits gehabt haben. Auch das Begraben
der an den Pocken Gestorbenen wird durch solche Personen
verrichtet.
Über die Vaccination im westlichen Teil von Nias erhielt
ich von dem dortigen Civilbeamten, Herrn Laverman, folgende
Auskunft: Im April des Jahres 1908 kam der jetzige
Manteri-vaccine (Mandri-tjatjar, inländischer Impfer) nach
West-Nias; es ist der zweite Manteri, der in diesem Teil der
Insel arbeitet. Wie lange sein Vorgänger dort tätig gewesen
is t, konnte nicht mehr genau festgestellt werden. Besonders in
den Jahren 1908 und 1909 wurde diese Gegend von den Pocken
heimgesucht. Der Manteri-vaccine befolgte damals ‘folgende
Regel. Sowie bekannt wu rd e , dass in dem einen oder ändern
Ivampong die Pocken ausgebrochen seien, wurden alle Kam-
pongs im Umkreise besucht und die Bewohner geimpft. Brach
die Krankheit zugleicherzeit auch in einem ändern Kampong
aus, so wurden die Kreise um die beiden von der Krankheit
ergriffenen Dörfer zugleich bearbeitet; zwei Tage z. B. blieb
der Vaccinator in den Kampongs, die den einen verseuchten
Kampong umgaben und darauf zwei Tage in dem Dörferkreis
uni den ändern Kampong. In letzter Zeit hat man jedoch in
West-Nias landschaftsweise gearbeitet; West-Nias ist nämlich
in zwölf u ri’s oder Landschaften eingeteilt. Im Januar 1911 ist
auch noch ein Hiilfsvaccinator angestellt worden, wodurch
es möglich wurde im Laufe des Jahres alle Kampongs zu besuchen.
Jetzt werden jeden Monat zwei Landschaften besucht,
die eine von dem Manteri und die andere von seinem Assistenten;
auf diese Weise werden alle Säuglinge und diejenigen, die
sich bis dahin geweigert hatten, geimpft.
Die Resultate sind folgende: Als im Jahre 1909 die geimpften
Personen verschont blieben, strömten von nah und fern die Eingeborenen
herbei um sich von dem Vaccinator impfen zu lassen.
Das Jahr 1910 ergab eine kleinere Anzahl Pockenkranker als
das vorige J a h r, und in Jahre 1911 wurde die Anzahl noch
geringer. Der grösste Teil der Bevölkerung auf West-Nias fasste
die Vaccination günstig auf und war ih r freundlich gesinnt. Im
Anfang des Jahres 1909 jedoch lief der Manteri ein einzelnes
Mal Gefahr, während seiner Arbeit erstochen zu werden, denn es
gab Leute, die sich der Vaccination feindlich gegenüber stellten
, weil sie beobachteten, dass die Operation nicht selten eine
leichte Erkrankungzur Folge hatte. Im Allgemeinen jedoch wurde
die Impfung als eines anhaltend wirkenden obat betrachtet,
aber über die Art und Weise, auf welche diese obat wirkt, wurde
nicht nachgedacht.
Die meisten Eingeborenen in diesem Gebiet glauben, dass
der Pockenkranke von einem beghu besessen oder dass eine
Hautmade, tunge genannt, in die Haut eingedrungen ist. Vor
der Vaccination pflegten sie santen (Kokosnussmilch) oder
Reismehl mit in Wasser zerrührter Kunjit santen (curcuma)
vermengt als obat anzuwenden.
Herrn R. Th. Maidman, dem obersten Civilbeamten auf
Nord-Nias, verdanke ich folgenden vom 14ten Juli 1911 datierten
Bericht über die Vaccination in seinem Gebiet. Es wurde dort
im Oktober 1909 mit den Impfungen angefangen; ein Vaccinator
und zwei Hiilfsvaccinatoren besuchten die verschiedenen
öri’s und impften Männer, Frauen und Kinder in einem öri
nach dem ändern.
Ungefähr am 25t<m jeden Monats kehrten sie nach Lahewa
zurück und schrieben die Anzahl der geimpften Personen in
ein Register ein, von welchem der Assistent-resident und der
Dokterdjawa in Gunung-Sitoli Abschriften erhielten. Durch
Vermittlung des inländischen Arztes wurde den Vacci-
natoren monatlich die Lymphe in kleinen gläseren Büchsen
aus Gunung-Sitoli zugesandt. Jetzt wo die gesammte Bevölkerung
von Nord-Nias geimpft ist, wird n u r noch der Manteri
mit der Impfung beauftragt. Wenn in dem Monatsbericht ge