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 aus  dem  Niassischen  übersetzten  Aussprüchen:  r) 
 1.  Es  hängt  von  Lowalangi  ab,  ob  jemand  gesund  wird  
 oder  nicht. 
 2.  Wenn  Du  einen  Lowalangi  hast,  wird  di.e  Krankheit  
 Deiner  Mutter  weichen;  hast  Du  aber  keinen  Lowalangi,  so  
 wird  Deine  Mutter  nicht  wieder  gesund  werden. 
 3.  Ohne  Lowalangi  bin  ich  immer  krank  auf  dieser  Erde,  
 und  meine  Kinder  sterben  alle. 
 4.  Es  hängt  von  Lowalangi  a b ,  ob er die Menschen lebendig  
 machen  will. 
 5.  Lowalangi  tötet,  Lowalangi  macht  lebendig. 
 Auch  der  Körperbau  und  das  Äussere  des  Menschen  wird  
 als von Lowalangi beeinflusst gedacht; dies beweist die niassische  
 Redensart:  Du  sollst  deinen  Nächsten  nicht  verlegen m ach en ,  
 wenn  sein  Körper  nicht  schön  gebildet  ist.  Nach  einer  niassischen  
 Legende  hat  Lowalangi  aus  einer  handvoll  Erde  ein  
 Gebilde  in  menschlicher  Gestalt  geformt.  Auf  den  Mund  des  
 Gebildes  legte  Lowalangi  seinen  Mund,  darauf begann der Adu  
 zu  sprechen  wie  ein  Mensch.  Der  Gott  gab  dem  Bilde  den  
 Namen Sihai  und  befahl  ihm  auf die Erde hernieder zu steigen.  
 Noch  ehe  Sihai  Nachkommen  bekam,  legte  er  sich  eines  
 Tages  nieder  und  starb.  Da  wuchsen  aus  seinem  Munde  
 Simahara  alitö  und  Simahara  simbo,  d.  h.  der Feuer—Sima-  
 hara  und  der  Rauch—Simahara  und  ausserdem der Feto alito  
 und  der  Feto  simbo,  zwei  [Bäume.  Diese  Bäume  begannen  
 zu  blühen,  doch  die  Blüten  der  Bäume  fielen  ab ,  wenn  der  
 Wind  sie  schüttelte,  dadurch  entstanden  die  Krankheiten. 
 Bei  von  Rosenberg (Nieuwenhuisen und von Rosenberg, Ver-  
 slag  omtrent  het  eiland Nias en deszelfs b ewoners, Yerh. Batav.  
 Gen.  Band  30,  1863)  lesen  wir  eine  andere  Legende,  in  der  
 uns  Folgendes  über  die  Entstehung  von  Krankheiten  mitgeteilt  
 wird:  Lubulangi,  nach  den  niassischen  Religionsbegriffen  
 der  oberste  der  Götter,  der  über  der  Erde  wohnt,  liess  auf 
 1)  Chatelin,  L.  N.  H.  A.,  Godsdienst  en  bijgeloof  der  Niassers.  
 T.  I.  T.  L.  en  V.  K.  Band  XXVI. 
 die  damals  noch  wüste  und  unbebaute Insel vier seiner Kinder,  
 mit  Namen  Tuada,  Hiah,  Bua,  Hulu  und  Tuda  Heijli  herniedersteigen, 
   und  jeder  von  ihnen  brachte  eine  Frau  als  
 Gefährtin  mit.  Tuada  Hiah  kam  in  das  Innere  der  In se l,  
 Bua  an  die  Ostküste,  Hulu  an  die  Westküste  und  Heijli  
 an  die  Nordküste.  Nachdem  sie eine zahlreiche Nachkommenschaft  
 erzeugt  h a tte n ,  wurden die vier aus dem Himmel Herabgestiegenen  
 mit  ihren  Frauen  von  Lubulangi  wieder  in  den  
 Himmel  aufgenommen, ohne jemals Krankheit und Tod kennen  
 zu  lernen.  Ihre  auf der Erde zurückgebliebenen Nachkommen,  
 die  aus  ebensoviel  männlichen  als  weiblichen  Mitgliedern  
 bestanden,  erzeugten  ebenfalls  eine  zahlreiche  Nachkommenschaft  
 und  wurden  die  Stammeltern  der jetzigen  Bevölkerung.  
 Da  sie  sich  Sünden  zu  Schulden  kommen  liessen,  hielt  Lu-  
 bulängi  sie  nicht mehr  für würdig, um  lebend  in  seinem überirdischen  
 Wohnplatz  aufgenommen  zu  werden.  Er  stellte  sie  
 deshalb  bloss  an  Krankheit  und  Tod,  um  sie  einer  Läuterung  
 zu  unterwerfen,  durch  welche  sie  a u f  s Neue würdig befunden  
 wurden,  sich  zu  ihren  Vätern  zu  versammeln. 
 Ein  anderes  höheres  Wesen,  Lowalangi  sehr  ähnlich,  ist  
 Lature,  der  ebenso  wie  Lowalangi  aus  einer  der  drei  Früchte  
 des  Baumes  Tora’a  entstanden  ist;  dieser  Baum  ist  nach  der  
 Auffassung  der Niasser aus dem Herzen van Tuha Alölöa-n-angi  
 hervorgesprossen,  ein  Wesen,  das  in  einer  über  unsrer  Erde  
 sich  befindenden Welt  lebt.  Auch  Lature werden bei bestimmten  
 Krankheitsfällen  Ehren  bewiesen  «und  Opfer  gebracht.  
 Nach  der  Auffassung  der  Niasser  sind  die  Menschen  nichts  
 anders  als  die  Schweine  von  Lature,  deshalb  haben sie Lature  
 den  Namen  Lature  Sobawi  Sihonö  gegeben,  d.  h.  Lature,  
 der  tausende  von  Schweinen  besitzt,  oder Lature Sobawi Sato,  
 d.  h.  Lature  der die  Menschheit  als  Schweine  bezitzt  ‘). Wenn  
 sich  bei  Lature  ein  Gast  einstellt,  so fängt er eins oder mehrere  
 Schweine,  d.  h.  Menschen,  um  seinen  Gast  zu  bewirten.  Es  
 ist  dies  so  zu  verstehen,  dass Lature den Seelenstoff von einem 
 1)  Lett,  Aug.,  Im  Dienste  des  Evangeliums  auf  der W.  Küste  
 von  Nias,  Missionstraktat,  Barmen  1901.