oder mehreren Menschen nimmt, um damit seinen Gast, der ein
Geist ist, zu speisen. Wenn es dem Niasser nicht gelingt den
Gott zu bewegen ein anderes Schwein zu wählen, so muss
der Unglückliche sterben.
Manche Niasser halten Leuchtkäfer für Funken, die aus dem
Himmel fallen zum Zeichen, dass dort Schweine, (d. h. Menschen)
geschlachtet werden. Daher hat der. Niasser vor einem
Leuchtkäfer grosse Fu rch t; wenn ein Leuchtkäfer in sein Haus
fliegt, so ist das ein Zeichen, dass bald einer der Hausgenossen
erkranken und sterben wird. In einigen Gegenden von
Nias pflegen die Eingeborenen Lature regelmässig Opfer darzubringen
, um die Gottheit zu bewegen ihre Schweine (Menschen)
am Lehen zu lassen. In der Nacht schon fängt der Priester
an zu trommeln und zu beten, was bis zu Morgenfrühe fortdauert.
Sowie die Sonne aufgegangen ist, breitet der Priester
ein Tuch aus, um darin den Schatten des Menschen, den
Lature sich bereits zur Beute bestimmt h a t, aufzufangen.
Wenn die Sonnenstrahlen in das Tuch fallen, ist dies für den
Priester ein Zeichen, dass der Schatten in dasselbe zurückgekehrt
ist. E r schlägt das Tuch vorsichtig zusammen, damit
der Schatten nicht mehr entfliehen kann. Darauf zieht er
mit der Hand den Schatten hervor und bestreicht mit derselben
Hand die Stirn der Hausbewohner. Der Priester befiehlt
dann Lature, ein Huhn und ein Schwein als Opfer zu
schlachten x)l
Ein Teil der Niasser glaubt, dass Lature n u r den Schatten
aufisst, der von den Menschen an den Himmel geworfen wird,
im Gegensatz zu den beg h u , den bösen Geisten, welche den
auf die Erde fallenden Schatten der Menschen aufessen können
und so die Menschen krank machen. Nach der Meinung anderer
soll Lature die Menschen regelmässig speisen, um sie gesund
zu erhalten.
Ausser Lowalangi und Lature giebt es noch andere niedrigere
Gottheiten, die ebenfalls Einfluss auf den Gesundheitszustand
1) Kramer Fr., Der Götzendienst der Niasser. T. I. T. L. en V. K.
Band XXXIII. 1890.
des Menschen ausüben können. Zunächst Baluwa-dano, eine
unter der Erde lebende Gottheit, die in Zeiten von schweren
Sünden einen bösen Geist auf die Erde schickt, um die
Menschen durch Krankheiten für ihre Sünden zu bestrafen x).
Barasi-luluö und Baliu, die Diener von Lowalangi sind
Gottheiten von geringerem Ansehen. Nach dem Glauben mancher
Niasser soll Baliu, wenn das Herz der Menschen sich
gebildet h a t, ihm die Seele zuerteilen. Von dem Quantum
Seele, welches ausgeteilt wird, hängt die Lebensdauer des
Menschen ab, ebenso mehr oder weniger Glück undUnglück
während seines Lebens, die Krankheit, welche sein Ende herbeiführen
wird u. s. w. Andere Niasser schreiben diese Aufgabe
jedoch Barasi-luluö zu.
Wenn der Priester vermutet, dass eine Krankheit durch eine
dieser Gottheiten verursacht worden ist, so befiehlt er der
Gottheit Opfer darzubringen; zugleich wird dann ein Abbild
der Gottheit am Meeresufer aufgestellt.
Auch wenn man glaubt, dass eine ansteckende Krankheit die
Folge ist eines begangenen Betruges, über den die Gottheit
zü rn t, werden derartige Opfer gebracht, um die Gottheit
wieder zu versöhnen.
Die Nord-Niasser haben, wie mir Kontrolleur E. Schröder
mitteilte, eine etwas andere Vorstellung von der Austeilung
des Seelenstoffes. Sie glauben, dass dies unter dem Einfluss
von drei Gottheiten geschieht, nämlich Sibarassia Nosso, Ture
Luluwe und Lowalangi. Aller Seelenstoff soll im Besitz der
erstgenannten Gottheit se in ; der Seelenstoff eines Verstorbenen
kehrt zu ih r zurück; wird ein Mensch geboren, so wird ihm
durch diese Gottheit von dem in ihren Bewahrsein befindlichen
Seelenstoff ein Teilchen zuerkannt. Bei jeder Geburt hat die
zweite Gottheit die für den Menschen bestimmte Menge Seelenstoff
abzuwiegen. Von dem erteilten Gewacht des Seelenstoffes
hängt die Lebensdauer ab. Die dritte Gottheit bestimmt
wieviel Seelenstoff einem jeden zuerteilt wird.
1) Chatelin L. N. H. A., Godsdienst en bijgeloof der Niassers.
T. I. T. L. en V. K. Band XXVI.