Kälte mit der W ärme, die aus dem Herzen strömt, zu kämpfen an,
ohne dass die eine die andere besiegt. Tritt hierin keine Aende-
rung ein, wird der Patient sterben müssen. Die Krankheit
wird durch den bösen Geist siheloe dane verursacht. Um die
Genesung herbeizuführen wird auf Rat des Priesters ein Huhn
oder ein junges Schwein geopfert. E r schlägt auf die Priestertrommel
(fondrahi) und bittet den Geist den Patienten wieder
gesund zu machen. Dies kann nur geschehen, wenn der böse
Geist in dem Augenblick, in dem der Priester auf die fondrahi
schlägt und das Opfertier geschlachtet w ird , die Seele des
Patienten noch nicht aufgegessen oder vernichtet hat.
Ausser Malaria kam während meines Anfenthaltes aufNias
unter den Eingeborenen viel Dysenterie vor; mehrere daran
erkrankte Eingeborene habe ich mit den gebräuchlichen Heilmitteln
behandelt; in der Regel jedoch mit geringem Erfolg.
Die meisten Patienten starb en , manchmal schon nach wenigen
Tagen. Die ungünstigen hygienischen Verhältnisse beförderten
eine rasche Ausbreitung der Krankheit. Mehrmals sah
ich an Dysenterie Leidende ihre Redürfnisse durch eine Öffnung
im Fussboden des Hauses verrichten, sodass das sehr
ansteckende Material unter dem Hause fiel. Die unter der
Wohnung umherlaufenden Schweine liess man dies Material
auffressen. Auf diese Weise ist eine Infektion des Trinkwassers
natürlich unausbleiblich. Zwar habeich die Eingeborenen immer
wieder darauf gewiesen, dass sie ih r Trinkwasser kochen müssen,
sie sind aber noch viel zu sorglos und stehen noch auf
zu niedriger geistiger Entwicklungsstufe um einen solchen Rat
genau befolgen zu können.
Die Nordniasser glauben, dass Dysenterie dadurch verursacht
wird, dass ein böser Geist die Krankheitskeime in ’s Wasser
wirft, sodass die Menschen, wenn sie dieses Wasser trinken,
erkranken müssen; sie glauben sich durch das Tragen von
Amuletten (hazima’s) vor der Krankheit schützen zu können.
Das Heilmittel gegen Dysenterie besteht in dem Saft der
zerriebenen nnd zerstampften bulu genaosi und bulu masi-
ambu (daun djambu). E r wird dem Kranken mit Wasser vermischt
ogereicht.
Gegen Dysenterie sowohl wie gegen Diarrhöe wird durch
die Nordniasser auch noch folgendes Mittel angewendet. Man
sammelt bulu laeguwara, — golalu, genaosi, —• siluluwö
und ri nidonilehe. Van jeder Sorte nimmt man ein Bündel-,
schneidet die Spitzen der Blätter ab, zerteilt die Blätter der
Quere nach und fügt etwas Salz hinzu. Den Abguss hiervon
muss der Patient so warm wie möglich trinken. Auch Regenwasser,
worüber eine Beschwörungsformel ausgesprochen w ird ,
trinkt man in Nord-Nias als Mittel gegen Diarrhöe. Die Eingeborenen
glauben, dass verschiedene Darmkrankheiten auch
die Folge sein können vom Genuss von Trinkwasser, welches
durch Blätter oder Früchte verunreinigt worden ist. Die Süd-
niasser in Telok-Dalam teilten mir m it, dass Dysenterie durch
einen beghu verursacht wird, sie konnten mir jedoch nicht
angeben, auf welche Weise der Geist diese Krankheit bewirkt.
Ein obat gegen Dysenterie k a n n ten ! sie nicht.
Um sich eine Vorstellung von der Verwüstung zu machen,
die sowohl durch Dysenterie als durch die Pocken angerichtet
wurde, muss man die Berichte der Missionare lesen. Besonders
in den Jahren 1909 und 1910 sind zahllose Eingeborene
an diesen beiden Krankheiten zu Grunde gegangen , ja ganze
Kampongs fast ausgestorben. In der „Rijnsche Zending”
vom Jahre 1910 giebt. Missionar Friess eine Beschreibung
der Dysenterie, welche zu der Zeit im Inneren des Landes
wütete.
„Diese fürchterliche, verräterische Krankheit,” schreibt er
- „ pflanzte sich fort von Dorf zu Dorf, von Stamm zu Stamm,
von Haus zu Haus, bis Sifaoro’asi von drei Seiten eingeschlossen
war und die schnellen Schläge der Trommel fast jeden Tag
von neuen Opfern redeten. Das Elend fing zunächst in unsrer
Filiale Gido a n , die Hälfte der Bewohner s ta rb ; innerhalb von
zehn Tagen starben die drei Frauen des Häuptlings Bawadua,
zwei seiner Kinder, zwei Schwiegertöchter und vierzehn Tage
später drei Brüder, und so ist est überall gegangen. Doch dies
sind viel zu k a lte , wenig sagende Zahlen um auch n u r einiger-
massen ein Bild des Elends wiederzugeben”.
In ihrer Angst holten die Eingeborenen wieder ihre Götzen