ein niassisches h a z im a r(Amulett) gegen Krankheiten, welches
aus einer braunen, schlingenförmig aus Fasern geflochtenen
Schnur besteht, die an dem einen End emit einer Schlinge, am
ändern mit einem braunen Holzknopf versehen ist; an der
Schnur sind in rotem Flanel gewickelte Steinchen, hölzerne
kleine Cylinder und zusammengefaltete Stückchen Blei befestigt.
Um zu erfahren ob Jemand durch den Einfluss eines bösen
Geistes oder auf andere Weise krank geworden ist, haben die
Eingeborenen von Lölöwua (Ost-Nias) folgendes Mittel. Sie
nehmen eine Ivunjitwurzel (Curcuma, longa) und schneiden
dieselbe der Länge nach in zwei Hälften. Diese Hälften werden
mit der Durchschnittfläche auf die Hand gelegt; man fragt
n un lau t: „ist es ein beghu, der den Mann krank gemacht
hat ?” Darauf lässt man die beiden Stücke fallen, und wenn die
eine Hälfte sich im Fallen umdreht, weiss man, dass man richtig
geraten hat. Dort in Ost-Nias tragen die Eingeborenen zur
Abwehr der Krankheit erregenden beghu ein Blatt in ihrem
Kopftuch. Der böse Geist meint dann, dass der Betreffende ein
Mitglied seiner Familie ist und lässt ihn deshalb in Ruhe.
Wenn es regnet und zugleich die Sonne scheint, die bösen
Geister also mit Vorliebe auf Raub ausziehen, tragen die
Niasser ein alang-alangblatt in ihrem Kopftuch. Die beghu
fürchten sich davor, weil sie das alang-alangblatt für eine
Lanzenspitze ansehen. Will man sicher sein, dass die bösen
Geister nachts nicht in das Haus dringen, so zündet man
unter der Zugangsöffnung der Wohnung ein Feuer an.
Mit der Geisterverehrung und Geisterfurcht steht auch das
Anfertigen der a d u , das besonders in Krankheitsfällen gebräuchlich
ist, in Verband. Der Priester bestimmt, wie der adu aussehen
muss, aus welchem Holz er gemacht werden so ll, wie er verziert
sein —, wo man ihn aufstellen muss, welche Opfer ihm
dargebracht werden müssen u.s.w.
Je ernstlicher die Krankheit is t, desto mehr Holzarten sind in
der Regel nötig. Durch verschiedene Zauberkünste kann der
Priester in Erfahrung b ringen, welcher adu in einem bestimmten
Fall von Nutzen sein wird.
E r nimmt z. Bsp. eine Flasche, bestreicht die eine Seite
derselben mit ö l , legt auf die mit Öl bestrichene Stelle ein
Ei und nennt dabei hintereinander die Namen von verschiedenen
adu. Bei der Nennung des richtigen adu wird das Ei auf
der Flasche liegen bleiben, während es bei den Namen der
anderen adu jedesmal von der Flasche herabfallen wird. Nach
derselben Methode wird auch wohl mit kupfernen Fingerringen
verfah ren , oder der Priester n immt drei Sirihblätter wie Karten
in die Hand und wirft sie unter Nennung eines adu in die
Höhe. Wenn alle drei Blätter sich im Fallen umkehren, hat
man den adu genannt, den man anfertigen muss.
Noch eine andere Methode besteht d arin, dass man eine
Schüssel mit Wasser füllt und darin am Rande vier Blätter
schwimmen lässt, von denen jedes den Namen eines adu trägt.
Zwischen diese Blätter lässt man noch ein fünftes fallen; das
Blatt, welches durch das fünfte angerührt w ird , giebt den verlangten
adu an.
In ändern Fällen nimmt der Priester einen Speer und streicht
mit der Hand darüber hin, wobei er hintereinander die Namen
der verschiedenen adu murmelt. Wenn er das Gefühl bekommt
als ob die Lanze länger würde, hat er den richtigen adu genannt.
Der Priester kann auch versuchen mit der Faser eines
Palmblattes ein Goldkörnchen aufzunehmen und dabei die
Namen der adu hersagen. Der Name, bei dem es ihm gelingt, giebt
den adu an, den der Kranke braucht. In manchen Gegenden von
Nias legt der Priester einem bestimmten Käfer ein Hölzchen
zwischen die Fiisse und richtet dann verschiedene Fragen an
das Tierchen in der Absicht, die Ursache der Krankheit und
den verlangten adu zu erfahren. Sowie das Tierchen das
Stükchen Holz bewegt, hält man dies für eine bejahende Antwort.
Zu demselben Zwecke kann der Priester auch eine Schüssel
n ehmen , auf deren Rand er eine grosse Anzahl kleiner Palmblattstückchen
legt; jedes dieser Stückchen stellt einen adu
vor, ausser dem grössten, das einen Sarg bedeuten muss. Wenn
der n u r für den Priester sichtbare Schatten nach einem der
kleinen Stückchen zeigt, dann erfährt er den adu, der dem
Kranken Genesung bringen kan n , weist der Schatten auf ein
oder mehrere Stückchen, die adu vorstellen und dann auf