einem Toten bringen kann. Mir scheint, aus dem angeführten
Lied an den adu zatua spricht die Furcht vor der Rache
des Verstorbenen, der aus Aerger darüber dass er gestorben
ist, einen ändern zu töten sucht. Ebenso wenig macht Friess uns
deutlich, warum bei den Niassern der Zweck des Köpfeschnellen
nicht der ist, dem Toten als höchste Ehrbeweisen einen Gefährten
in das Jenseits mitzugeben; findet man doch gerade diese Vorstellung
bei verschiedenen Stämmen im Niederländisch-Indien.
So behaupten die Bergtoradja’s auf Celebes, dass sie einen Menschen
opfern, damit seine Seele dem Verstorbenen beim
Tragen all’ der verschiedene Dinge, die er in der Seelenstadt
nötig h a t, behülfhch sein k a n n ; auch in der Minahassa ßnden
bei Todesfällen Enthauptungen statt, weil man glaubt, die
Seele des Ermordeten werde der Seele des Verstorbenen
dienen. Dieselbe Vorstellung bestand bei den verschiedenen
Dajakstämmen, den Batakkern, den Bewohnern der Insel
Savoe und den Eingeborenen der Philippinen. Der Witwenverbrennung
, die früher auf Bah und in alten Zeiten auch
auf Java Sitte w a r, scheint eine ähnliche Bedeutung zu
Grunde zu hegen J).
Dass „koppensnellen” bei Krankheiten auch jetzt auf Nias
noch vorkommt, beweist der Bericht aus den „Delibladen”
von 16 Dez. 1912, abgedruckt im „Algemeen Handelsblad”
Amsterdam, 11 Jan. 1913. Danach sollen in Ost-Nias drei
Eingeborenen gefangen genommen sein, die ein junges Mädchen
ermordet hatten. Die Leute erklärten es auf Befehl des Dorfhauptes
getan zu haben, der einen Kopf für sein krankes Kind
brauchte.
Die hohen Preise, welche ehemals in Nias für einen Schädel
bezahlt w u rd en , erschwerten mir das Sammeln dieses Materials
seh r; ausserdem hielten es die Eingeborenen für eine Ungerechtigkeit,
dass mir das Sammeln abgeschlagener Köpfe
gestattet wurde, während ihnen der Besitz derselben verboten
war, denn sie konnten natürlich durchaus nicht begreifen,
1) Wilken, G. A., Het animisme bij de volken van den Indischen
Archipel. Verspr. Geschr. III. 1—287.
Geschmückter Schädel aus Süd-Nias.