
 
        
         
		kannst  Du  das  Kind  holen”.  Das  Krokodil liess sich auch diesmal  
 überzeugen  und  verschwand  im  Wasser”. 
 Es  kommt  mir  jedoch  nicht  wahrscheinlich  vor,  dass  das  
 Verfertigen  des  Krokodil-adu  zu  dem angegebenen Zwecke mit  
 dieser  Legende  etwas  zu  schaffen  hat,  da  es  ja  auf Nias allgemein  
 gebräuchlich  ist,  einen Tier-adu in der Gestalt des Tieres,  
 das  während  oder  nach  der  Gravidität  getötet worden is t, anzufertigen. 
 Wird  ein  Kind  bald  nach der Geburt k ran k , und zwar, nachdem  
 die  Eltern  das  Fleisch  eines  Schweines  gegessen  haben,  
 das  eines  natürlichen  Todes  gestorben ist, trotzdem sie wissen,  
 dass  es  ihnen  in  dieser  Zeit  verboten  ist,  so  wird  ein  adu gemacht, 
   und  die  Knochen  des  Schweines  vor  demselben  verbrannt; 
   die  Knochenasche benutzt man als obat. Hat man einen  
 ladang  abgebrannt  und  ist  das  Kind  kurz  darauf  krank  geworden, 
   so  verbrennt  man  vor  dem  adu,  der  für  das  Kind  
 geschnitzt  worden  ist,  etwas  Holz  und  Blätter. 
 Wenn  man  die  Krankheit  der  Tatsache  zuschreibt, dass der  
 Vater  an  einer  toten  Schlange  vorübergegangen  ist, muss man  
 eine  andere  Schlange  zu  fangen  suchen  und  sie,  am  besten  
 lebendig,  verbrennen. 
 Ist  ein  Diebstahl  begangen  und der Schuldige nicht ausfindig  
 zu machen, so pflegen die Eingeborenen den Dieb zu verfluchen.  
 Ein  Hund  wird  lebendig  verbrannt  und  dabei  der  Fluch ausgesprochen  
 ,  dass  es  dem  Schuldigen ebenso ergehen möge. Die  
 Niasser glauben, dass Diebe, über die dieser Fluch ausgesprochen  
 worden  ist,  sterben  müssen und dabei bellen wie ein sterbender  
 Hund.  Ein niassisches Ehepaar, das gerade ein Kind bekommen  
 hat,  darf  den  Ort,  an  dem  diese  Verfluchung  stattgefunden  
 hat,  nicht  betreten.  Sollten  sie  dieses  Verbot  jedoch  nicht  beachtet  
 haben  und  ihr Kind infolgedessen erkrankt sein, so muss  
 ein  adu  gemacht  und  ein  Hund  vor  demselben  lebendig  begraben  
 werden  '). 
 Auch  noch  bei  anderen  Gelegenheiten,  z.  B.  wenn ein Kind 
 1)  Sundermann,  H.,  Die  Insel  Nias  und  die  Mission  daselbst.  
 Allgem.  Missionszeitschr.  1884.  Deel  XI. 
 mit  irgend  einem  Gebrechen  zur Welt  gekommen ist, glauben  
 die  Niasser manchmal durch das Opfern eines Hundes das Kind  
 heilen  zu  können.  An Stelle des Tieres selbst werden auch wohl  
 nur einzelne Teile desselben geopfert, was wieder das Princip des  
 „ pars  pro  toto ”  einschliesst.  So fand einst Missionar L e ttx) vor  
 einem  niassischen  Hause  im  Moro’o  Gebiet  einen  adu  aufgestellt, 
   an  dessen  Füssen  man  eine kleine Grube gegraben hatte.  
 Über  diese  Grube  war  ein  Bogem gespannt,  an  welchem  die  
 Spitzen  der  Ohren  und  das  Schwanzende  eines  Hundes  befestigt  
 waren.  Da  die  Eingeborenen  glauben,  dass  der  Geist  
 eines  getöteten  Hundes  ihnen  Schaden  tun  kann,  und  die  
 Geister  ausser-  
 dem  doch  nur  
 den Schatten des  
 Opfertieres essen,  
 hatten  sie vorgezogen  
 das Opfertier  
 nur  durch  
 die  Grube  zu  
 ziehen, ihm daraufein  
 Stück von  Fanou 
 Ohren  und  Schwanz  abzuschneiden  und  auf  diese Weise dem  
 adu  „den  Anfang”  und  „das  Ende”  des  Tieres zum Opfer zu  
 bringen. 
 Manchmal  kommt  es  vor,  dass  ein  Kind  bald  nach der Geburt  
 eigenartige  Schüttelbewegungen mit dem Kopfe macht. Der  
 Priester  kommt dann zu der Entdeckung, dass die Veranlassung  
 hierzu  auf  der  Tatsache  beruht,  dass  der  Vater  des  Kindes  
 während  der  Schwangerschaft  seiner  Frau  auf  dem  Meere gefahren  
 ist  oder  ein  Canot  gemacht  hat.  Er  befiehlt  dann  aus  
 Holz  einen  adu  in  der Form eines kleinen Canots zu schnitzen.  
 An  der  Vorderseite  des  Kahnes wird  ein menschliches Gesicht  
 roh  ausgeschnitten  und  als Ladung werden verschiedene kleine  
 Stücke  Holz  hineingelegt.  Man  giebt  diesen  adu  dem Kinde in