Kopf diese Macht besitzen durch den ihm angehörigen Seelenstoff,
der sich dann auf den glücklichen Besitzer überträgt.
Auch Kontrolleur Schröder teilte mir m it, dass der eigentliche
Zweck des Kopfabschlagens bei den Niassern der gewesen ist,
sich zugleich mit dem Schädel des Opfers auch in den Besitz
Abgeschlagener Kopf eines Niassers.
von dessen lume lume, was bei Kruijt der persönliche Seelenstoff
ist, zu setzen. Dem Verstorbenen, für den die Enthauptung
geschieht, wird durch den ihm auf diese Weise zugeführten
abstrahierten Lebensstoff erst ein wirkliches Leben im Jenseits
möglich gemacht. Deshalb müssen bei den Niassern fortwährend
Menschenopfer gebracht werden. Unterlässt man es, so werden
die unzufriedenen beghu selbst auf Kaub ausgehen, um sich
alles was für ih r Fortbestehen nötig ist, zu erbeuten. Durch
den Glauben an den in einem solchen Kopfe ansässigen Seelenstoff
würde sich dann auch erklären lassen, warum die Niasser
in Krankheitsfällen von dem Besitz eines solchen Kopfes die
Genesung abhängig machen ; es ist jedoch auch möglich, dass
man die Geister der Verstorbenen oder andere böse Geister,
welche die Krankheit verursacht h ab e n , durch ein Menschenopfer
günstig stimmen und durch dasselbe bewegen will, ih r
selbst gewähltes Opfer wieder los zu lassen. Es ist denkbar,
dass der Geist den abgeschlagenen Kopf als Stellvertreter gelten
lässt für den von ihm mit Krankheit verfolgten Menschen.
In diesem Sinne erklärt auch Lett ^ das bei Krankheiten
gebräuchliche „Koppensnellen”. Es soll bezwecken', Lature,
der um seine Gäste zu bewirten, wie bereits besprochen w orden
ist, einen Menschen fängt und erkranken lässt, durch
das Anbieten eines Kopfes zu bewegen sein Opfer wieder los
zu lassen. Sundermann 2) konnte von seinen Niassern nicht
erfahren, wodurch dieser Gebrauch bei Todesfällen entstanden
sei. E r schreibt: „E s scheint, dass die aufgehängten Köpfe
nur mehr ein Zeichen von Grösse sein sollen. Wir werden
weiter unten noch hö ren , dass man hier bei Begräbnissen
mit dem Fussende des Sarges ein Hühnchen erdrückt, um
so dem Verstorbenen dasselbe mitzugeben. Anstatt dieses
Hühnchens nimmt man bei den Stämmen im Innern wohl
einen Menschenkopf; ob nun dabei die Idee besteht, diesen
Menschen mit in die Unterwelt zu schicken, weiss ich nicht,
es liegt indessen nahe. Mit dem Götzendienst soll die Sitte
weiter nicht Zusammenhängen. Hier in der Umgegend ist sie
1) Lett, Aug., Im Dienste des Evangeliums auf der W. Küste
von Nias. Missionstraktat, Barmen 1901.
2) . Sundermann, H., Die Insel Nias u. die Mission daselbst.
Rhein. Missionsschr. No. 125, 1905.