Krieger aus Siid-Xias.
FÜNFTES KAPITEL.
Schwangerschaft und Entbindung.
Die Niasser halten ein Mädchen mit dem Eintritt der Periode
für Befruchtung empfänglich. Nach Angabe der Ost-Niasser
tritt die Menstruation in der Regel im Alter von fünfzehn
Jahren ein. Auch Durdik giebt für niassische Mädchen das
fünfzehnte oder sechszehnte Lebensjahr an und wundert sich
über diesen späten Zeitpunkt im Vergleich zu den Mädchen auf
Suma tra, bei denen die Periode sich bereits ungefähr mit dem
zwölftem Lebensjahr einstellt. Dasselbe Alter wurde mir seinerzeit
auch von den Minangkabau-Malaien in Sumatra angegeben.
Auch bei den kräftigen körperlich gut entwickelten und gut genährten
niassischen Mädchen soll die Menstruation in der Regel
nicht vor dem fünfzehnten Lebensjahr eintreten. Bei diesen Angaben
darf man. jedoch nicht aus dem Auge v erlieren, dass die
Niasser wie die meisten ändern Eingeborenen, nicht sehr zuverlässig
sind, in der Regel geben sie ein höheres Älter an als der
Wirklichkeit entspricht.
In Ost-Nias ist es nicht gebräuchlich dem ersten Erscheinen
der menstrualen Blutung besondere Beachtung zu schenken oder
dafür eine Festlichkeit zu organisieren.
Die Eingeborenen glauben, dass das Menstrualblut voti dem
ganzen Körper geliefert und abgesondert wird. Die Ursache der
Menstruation konnten sie mir nicht angeben, der Monatsfluss
ist für diese Eingeborenen ein Zeichen, dass ein Mädchen geschlechtsreif
geworden ist. In Nias werden die Frauen während
der Menstruation nicht von den Leuten in ihrer Umgebung
gemieden oder gescheut, sie pflegen sich auch nicht von den
Hausgenossen abzusondern. Ebenso wenig glaubt man, dass eine
Frau während der monatlichen Reinigung im Stande is t, ändern
Leuten Unglück zu bringen; wohl aber gebrauchen niassische
Mädchen manchmal das Menstrualblut als Zaubermittel,
meistens wenn es gilt die Liebe eines Mannes zu erwerben.
Es wurde mir angegeben, dass bei den niassischen Mädchen
die Periode öfters sehr unregelmässig ist und manchmal ganz
ausbleibt, ohne dass ein Grund dafür zu finden ist.
Bei alten Frauen hört die Menstruation auf, weil der ganze
Körper austrocknet. Nach Durdik ist dies bei den niassischen
Frauen vor dem vierzigsten Lebensjahr der Fall und das Geschlechtsleben
der Frau dann bereits beendet.
Während der Menstruation seiner Frau pflegt der Niasser
nicht mit ih r zu cohabitieren, er findet es unreinlich, verneint
jedoch die Entstehung von Geslechtskrankheiten durch
Coitus während der Periode. Die Niasser glauben, dass eine
Frau unmittelbar nach der Menstruation die grösste Empfänglichkeit
hat. Wenn in Nord-Nias eine Frau an zu starker
Menstruation leidet, giebt ihr der ere etwas Sirihkalk, über den
er eine Beschwörungsformel ausgesprochen hat. Mit diesem
Kalk muss die Frau den Bauch, von Nabel aus nach oben,
und auch den Rücken einreiben.
Unregelmässigkeiten oder zu starke Blutungen bei der Periode
werden dort den Zauberkünsten irgend einer bösartigen Persönlichkeit
zugeschrieben, die entweder unter den Sirihkalk der