lieh einst ein Mädchen ungehorsam gegen ihre Mutter war,
fluchte ihr dieselbe und wünschte ihr, dass sie in einen
Affen verwandelt werde, was augenblicklich geschah. *) Die
Legende lautet: In früheren Zeiten waren die Reiskörner sehr
gross, viel grösser als jetzt, so gross, dass ein einziges Reiskorn
eine ziemlich grosse Schüssel füllte. Eines Tages befahl eine
Mutter ihrer Tochter ein Reiskorn in der Mitte durchzubrechen
und die eine Hälfte zu kochen. Die Tochter war sehr hungrig
und gehorchte ihrer Mutter nicht, sondern kochte das ganze
Reiskorn, welches so aufschwoll, dass die Schüssel zersprang.
Die Mutter wurde sehr zornig und schlug ihre Tochter,
worauf diese auf die fuläwa, den Rost auf dem das Holz getrocknet
wird, flüchtete. Da verfluchte die Mutter ihr Kind und
sprach den Wunsch aus, sie möge in einen Affen verwandelt
werden. Dies geschah sofort, das Mädchen in einen Affen verwandelt,
kletterte höher und höher und entfloh durch das
Dachfenster aus dem Hause. Der Rührlöffel, den das Kind in der
Hand gehalten und gegen den Körper angedrückt hatte, wurde
zum Schwanz.
Noch aus einem ändern Grund werden in einigen Gegenden
von Nias die Katzen geschont, man glaubt nämlich, dass
Menschen, die zu ihren Lebzeiten eine Katze getötet oder geschlagen
haben, im Jenseits nicht in das Seelenreich kommen
können.
Die Siidniasser glauben, dass der Wächter (mandroko), der
bestimmt, welche Seelen in das Seelenland eingehen dürfen,
die Gestalt einer Katze hat. Nur diejenigen, die ihm ein Stück
weisses baumwollen Zeug zum Geschenk mitbringen, werden
eingelassen. Dies Zeug wird zu diesem Zweck dem Toten in
den Sarg gelegt. 2)
Der Glaube, dass nach dem Tode des Menschen aus seinem
Körper ein Tier entstehen k an n , ist in ganz Nias allgemein
1) Sundermann, H., Niassische Traditionen und Gleichnisse. Das
Ausland 1887.
2) Kruijt, Alb. C., Het animisme in den Indischen Archipel.
Den Haag, 1906.
verbreitet. In Ost-Nias erzählte mir ein Eingeborner, dass,
wenn ein schlechter Mensch gestorben ist, sich das Grab nach
einiger Zeit öffnet und an der Stelle, wo der Rauch der Leiche
gelegen hat, eine Schlange und da wo der Kopf gewesen ist,
ein wildes Schwein zum Vorschein kommt.
Diese Tiere sind beghu, welche die Gestalt eines Tieres angenommen
haben, man nennt sie zadi-zadio. In der Regel
unterscheiden sie sich von den normalen Vertretern ihrer Gattung
durch andere Farbe und andere Haare. Derjenige, dem
ein solches Tier begegnet, kann vor Schreck krank werden und
Fieber bekommen.
Wir haben schon gesehen, wie nach der Meinung der Niasser
die Seelen schlechter Menschen nicht in das Seelenland kommen,
sondern in allerlei Tiere übergehen. Diejenigen, die
keine männlichen Erben hinterlassen, werden zu Nachtschmetterlingen,
die Seelen der Ermordeten zu Heuschrecken. Unverschämte
Menschen werden zu Schlangen, ihr Grab öffnet sich,
die Schlange kriecht heraus um auf Erden weiter zu leben.
Andere Niasser wieder meinen, dass eine Maus, die.fortwährend
aus- und einläuft, die Seele eines kinderlos gestorbenen
Menschen ist, ein beghu zilo raha. Sie kann auch die
verkörperte Seele eines bösartigen Menschen sein, der zu seinen
Lebzeiten aus Rosheit alles zerschlug.
Die Geister der Sklaven werden nach dem Glauben mancher
Niasser in Regen- oder Erdwürmer verwandelt.
Noch eine andere niassische Legende weist auf die Möglichkeit
hin, dass lebende Menschen in Tiere verwandelt werden
können: Auf Si Malur, an der Westküste von Sumatra, sollen
in früheren Zeiten vier Häupter regiert haben. Einer von ihnen
war Laboret, der später jedoch wegen seiner Erpressungen
von seinem Volk und zuletzt auch von seiner Frau verlassen
wurde. Aus Verzweiflung sprang er darauf in’s Meer, wurde
aber von einem Wallfisch verschlungen und an der buginesischen
Küste wieder ausgeworfen.
Hier gelang es ihm sich aufs Neue zum Radjah aufzuwerfen,
aber nach einer erlittenen Niederlage verschwand er wieder
auf geheimnisvolle Weise, um in der Gestalt einer Eidechse