meldet wird, dass in dem einen oder ändern Kampong die
Krankheit ausgebrochen ist, wird der Vaccinator augenblicklich
dorthin geschickt. Erst daraufhin impft er auf’s Neue in
öri’s , in denen die Bevölkerung vor mehr als einem Jahr zuletzt
geimpft worden ist.
Die Resultate sind günstig, was die Bevölkerung selbst übrigens
anerkennt. In Gegenden, die vor zwei Jahren schwer von den
Pocken zu leiden hatten, hört man jetzt kaum von der Krankheit.
Sowie sich einzelne Pockenfälle in einem Kampong zeigen,
berichtet es der Kampongvorsteher dem Civilbeamten persönlich
und bittet den Vaccinator in seinen Kampong zu
schicken. Anfangs war wohl etwas Widerstand seitens der Bevölkerung
zu bemerken und zwar hauptsächlich wegen der mit
dem Impfen verbundenen kleinen Beschwerden und Schmerzen;
sobald man jedoch beobachtete, dass die Ungeimpften
wie die Fliegen starben, sah die Bevölkerung den Nutzen der
Vaccination ein und die Häuptlinge erbaten es sogar als eine
Art Gunst, die Leute in ihrem Kampong zuerst zu impfen, um
den Kampong vor dem Aussterben zu behüten. Die Eingeborenen
glauben, dass es dem beghu, den sie für den Erreger
der Pocken halten, durch die Vaccination unmöglich wird,
seinen verderblichen Einfluss auszuüben.
Der Nordniasser unterscheidet drei Arten von Pocken:
1. die b ahi, wobei sich grosse mit Blut und Eiter gefüllte
Blattern entwickeln und die Haut abblättert.
2. die sowuwa zitaora (rot wie die Frucht der tao ra ); hierbei
bilden sich sehr grosse rote Pockenblattern, die in weiten
Zwischenräumen über den ganzen Körper verbreitet sind.
3. die sowulu zuchu (schmerzhaft, als sei man mit den Blättern
der zu ch u , eine Brennnesselart, in Berührung gekommen.)
Diese Pocken sind k lein , sehen weiss aus und der ganze Körper
ist dicht damit besät.
Frü h er badete man die Pockenkranken, um ihre Schmerzen
und das brennende Gefühl zu lindern und um Blut und Eiter
abzuwaschen; die Resultate waren gering, die meisten Menschen
starben, n u r einzelne genasen.
Jetzt isoliert man die Pockenkranken in einer Hütte, welche
im Wald oder in der ladang errichtet wird. Diejenigen, die
den Kranken das Essen bringen oder sie nach ihrem Tode begraben,
müssen Leute se in , welche die Pocken bereits gehabt
haben.
Zum Schluss verdanke ich der Bereitwilligkeit von Hauptmann
P. Hajenius, des obersten Civilbeambten von Süd-Nias, über
die Pocken in diesem Teil der Insel noch die folgenden vom
l ten September 1911 datierten Berichte.
In Süd-Nias wurde im Anfang des Jahres 1909 mit der
Vaccination begonnen. Man schickte dazu einen Niasser aus
Gunung-Sitoli, der schon früher manchmal geimpft hatte in das
südliche Gebiet. Man glaubte, dass die Eingeborenen sich durch
einen Landsmann leichter dazu bewegen lassen würden, als
durch einen Fremden. Anfangs sind nicht besonders viel
Impfungen gemacht worden und wenn es geschah, war es
hauptsächlich mit menschlicher Lymphe. Später wurde jedoch
animalische Lymphe gebraucht. Als gegen Ende desselben
Jahres die Pocken in einem südlichen Kampong ausbrachen,
wurden alle Kampongbewohner und die Leute des pasar (Markt)
vacciniert und darauf alle Kampongs, die in einem Kreis um
Telok Dalgm liegen. Darauf sind die Kampongs geimpft worden
, die in einem Kreis um den Kampong hijl Samaitane, in
dem die Epidemie ausgebrochen war, sind gelegen. Erst dann
kamen die übrigen Kampongs an die Reihe.
Als nach einiger Zeit auch ein gelernter Vaccinator und mit
ihm noch ein Assistent in Süd-Nias angekommen waren, wurde
die Arbeit in derselben Weise vom Bivouak zu Lahusa am
Masiofluss aus fortgesetzt. Den Militärpatrouillen wurdejedes-
mal ein Manteri mitgegeben, der die Bevölkerung an den verschiedenen
Orten vaccinieren musste. Damit ist man noch nicht
fertig geworden. Nach Empfang der Lymphe aus dem Institut
in Weltevreden geht der Vaccinator in die Gegenden, wo noch
viel zu impfen ist und kommt nicht eher zurück als bis der Stoff
verbraucht ist. Erst wenn alles geimpft ist, kann man zu einer
festen Regelung übergehen und zwar so, dass der Vaccinator
im Lauf eines Jahres überall gearbeitet und inspiziert hat.
Die Resultate der Vaccination sind in dieser Unterabteilung