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 in  Nord-Nias  an  den  schwarzen  Pocken. 
 Fragen  wir  uns  nun,  welchen  Ursachen  man  die  schnelle  
 Ausbreitung  und  den  tötlichen  Verlauf dieser Infektionskrankheiten  
 zuschrieben  muss,  so  müssen  wir  ohne  Zweifel  den  
 grössten  Teil  der  Schuld  auf  die  äusserst  unhygienischen  
 Verhältnisse  schieben,  unter  denen  die  Niasser  leben.  Wie  
 bereits  gesagt,  sind  die  niassischen  Häuser auf Pfählen gebaut;  
 aller  Schmutz,  den  der  Niasser  aus  seinem  Hause  entfernen  
 will,  wird  einfach  unter  das  Haus  geworfen;  im  Inneren  des  
 Landes  erhöhen  die  unter  den  Häusern  wühlenden  Schweine  
 die  Verunreinigung  noch  bedeutend.  In vielen Häusern, wenigstens  
 in denen von einfachen armen Eingeborenen, giebt es keinen  
 Abort,  die  Faeces  werden  durch  eine  Öffnung  im  Fussboden  
 des  Wohnraumes  unter  dem  Hause  abgelagert. Die Ventilation  
 in  den  niassischen  Wohnungen  ist  entweder ungenügend oder  
 wird  falsch  angewendet.  Wenn  die  Hausbewohner  die  atap-  
 Verschläge  geschlossen  h a lte n ,  kann Rauch und schlechte Luft  
 keinen  Ausgang  finden,  werden  sie  dagegen  geöffnet,  sind  
 die  Bewohner  häufig  dem  heftigsten  Zug  ausgesetzt.  Das  
 Licht  fällt  in  ungenügender  Menge  in  die  Häuser,  es  riecht  
 dumpf,  muffig  und  feucht  und  die  Reinlichkeit  lässt meistens  
 viel  zu  wünschen  übrig.  Unter  und  neben den Häusern bilden  
 sicht  leicht  Pfützen,  in  denen  die  verschiedenen  Infektionskeime, 
   Fliegen-  und  Moskitolarven  üppig  gedeihen  können.  
 Der  Niasser  selbst  ist  durch  eine  unregelmässige  und  ungenügende  
 Nahrung,  die  häufig  noch  unreinlich  zubereitet  ist,  
 wenig  kräftig  und  hat  einer  Infektion  n u r  geringen  Widerstand  
 entgegenzusetzen.  Der  nicht  selten  übermässige  Genuss  
 von  Palmwein  muss  natürlich  auch  sehr  nachteilig auf diesen  
 schlecht  ernährten  Organismus wirken. Dazu kommt dann noch  
 die  körperliche  Unreinlichkeit  des  Niassers;  von einem Wechseln  
 der  Kleider  ist  kaum  jemals  die  Rede,  und  das  Baden,  
 wenn  es  überhaupt  geschieht,  dient  mehr  zur  Erfrischung  
 als  zur  körperlichen  Reinigung. 
 In  Folge  der' grossen  Unreinlichkeit  ist  das  Haar  meistens  
 voll  Ungeziefer  und  die  Haut  häufig  manchmal  krank. 
 Jedoch  sind  die  hygienischen  Verhältnisse  nicht  überall  
 dieselben,  im  Süden  herrschen  in  dieser  Beziehung  entschieden  
 bessere  Zustände  als  in  den  übrigen Teilen der Insel.  
 Wir  haben  bereits  bemerkt,  dass  das Christentum einen guten  
 Einfluss  ausgeübt  hat;  überall  wo  Missionare  ansässig  sind,  
 werden  die  Eingeborenen  mit  Nachdruck  darauf  gewiesen,  
 ihre  Wohnungen  und  ihren  Körper  reinlich  zu  halten.  Auch  
 unsere  Regierung  arbeitet  daran  die  ungünstigen  Verhältnisse  
 zu  verbessern;  sie  besteht  darauf,  dass  die  Kampongs ordentlicher  
 und  reinlicher  gehalten  werden.  Ein  erstes  Erfordernis  
 hierzu  ist,  dass  die  Schweine  nicht frei unter den Häusern umherlaufen  
 ,  denn  dadurch werden besonders  zur  Regenzeit  die  
 Wege  und  der  Platz  unter  den  Häusern in schmutzige Sümpfe  
 verwandelt.  Freilich  wird  es  noch  eine Weile dauern, bis diese  
 Massregeln  über  das  ganze  Land  mit  Kraft  durchgeführt werden  
 können. 
 Ebenso  wird  es  noch längere Zeit dauern, ehe man den Aberglauben  
 der  Eingeborenen,  der  sie  verhindert  heilsame Massregeln  
 zur  Bestreitung  und  Verhütung  von  Krankheiten  zu  
 ergreifen,  gänzlich  ausgerottet  hat  und  sie  von  dem  Nutzen,  
 welchen  die  von  der  Regierung  empfohlenen und eingeführten  
 hygienischen  Verordnungen  für  sie  haben,  überzeugt  hat. 
 Meine  eigne  Erfahrung  hat  mich  gelehrt,  dass  die  Eingeborenen  
 auf  Nias  der  europäischen  Heilkunde im allgemeinen  
 kein  Mistrauen  entgegen  bringen,  sehr  häufig  holten  sie  sich  
 ärztlichen  Rat  bei  mir  und  ebenso  setzten  sie augenscheinlich  
 in  die  ärtzliche  Hülfe  der  Missionare  Vertrauen. 
 Während  meines  Aufenthaltes  im  Bivouak von Telok Dalam  
 kamen  mit  allerlei  Krankheiten  behaftete  Eingeborene zu dem  
 Militairarzt;  manche  liessen  sich  sogar  bereden  zur  besseren  
 Behandlung  einige  Wochen  im  Krankensaal  des  Bivouak  zu  
 bleiben,  sogar  ziemlich  eingreifende  Operationen  liessen sie' an  
 sich  vornehmen. 
 Nach  diesen  Erfahrungen  erscheint  es  mir  sehr wünschenswert, 
   dass  sich  Missionar-ärzte  auf Nias  niederlassen,  da  die  
 ärzliche  Hülfe  für die Eingeborenen vollkommen unzureichend  
 ist; das Vertrauen, welches die Eingeborenen schon jetzt in man