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 kann  die  Frau  sich  eine  schwere  Entbindung  zuziehen.  Auf  
 Befehl  des  Priesters  werden  in  diesem Falle zwei adu gemacht,  
 einer  aus  manawa-  und  einer  aus  talianu-Holz;  es  sind  nur  
 kleine  längliche  Planken,  an  deren oberem Ende Augen, Mund  
 und  Nase  ausgeschnitten  sind,  an  der  Seite sind einige Kokospalmblätter  
 befestigt,  die  bis  zum  unteren  Ende  rund um das  
 Holz  gewunden  werden;  sie  sollen  das  Wamms  und  das  
 Lendentuch  des  adu  bedeuten.  Die  adu  müssen  neben  der  
 Schlafstätte  der  Frau  aufgestellt  werden.  Auch  ist  es  bei einer  
 schweren  Entbindung  gebräuchlich  die  Kisten,  Körbe,  Säcke  
 etc.,  die  sich  in  der  Wohnung  der  Gebärenden  befinden,  zu  
 öffnen,  weil  man  davon  Erleichterung  erhofft. Die dukun versucht  
 durch  Massieren  des  Bauches  von  oben nach unten und  
 durch  Schütteln  nachzuhelfen.  In  West-Nias  hält  man  dies  
 Schütteln  für  gefährlich,  man  glaubt  das  Kind  kann  dadurch  
 den  Hals  brechen  und  der  Kopf  vom  Rumpf  fallen. 
 Ist  man  überzeugt,  dass  die  Ursache  der  Störung  in  dem  
 ungezogenen  Betragen  der  Frau  gegen  ihren  Mann  zu suchen  
 ist,  so  giebt  man  ihr  entweder  das Wasser zu trin k en , in dem  
 der  Mann  seine  Füsse  gewaschen  hat,  wodurch  sie,  wie  mir  
 die  Nordniasser  sagten,  anerkennen  soll,  dass  es  einer  Frau  
 ansteht,  ihrem  Manne  untertan  zu  se in ,  oder  sie  muss  das  
 Wasser  trinken,  in  dem  er  seine  Hände  gewaschen  hat,  was  
 für  den  Mann  als  Ehrenbeweis  gilt,  sie muss ihn dabei gleichzeitig  
 um  Vergebung  für  ih r Vergehen bitten.  Ist er versöhnlich  
 gestimmt,  so  sammelt  er  einige  bulu  dalu  (daun  kaladi)  für  
 seine  Frau,  kocht  sie  mit  santen  (Kokosnussmilch)  und  lässt  
 sie  den  Abguss  einnehmen. 
 Als  Mittel  die  Entbindung  zu  erleichtern gilt auch ein bubur  
 (Brei)  aus  den  bulu  tafu  tafu  (daun  liu-liu),  Reis  und  santen,  
 oder  ein  bubur  aus  den bulu nadalo (pudiing merah), Reis und  
 santen.  Dauert  die  Entbindung  sehr  lange,  so  pflegen  die  
 Eingeborenen  in  Nord-Nias  die  adu  z a tu a , die adu der Ahnen,  
 über  die  Frau  zu  halten;  dies  geschieht  besonders  dan n ,  
 wenn  man  weiss,  dass  die  Frau  während  ihrer  Schwangerschaft  
 ungezogen  gegen  ihre  Eltern  gewesen  ist.  Man  nimmt 
 an ,  dass  die  Ahnen  darüber  erzürnt  sind.  Mit  einer  Feder  
 streicht  die  Frau  das  Blut  eines  Opfertieres,  in  der  Regel  
 eines  Huhnes,  über  den  Mund  der  adu  und  bittet  sie  ihr  zu  
 helfen. 
 In  West-Nias  zieht  man  alle  Nägel  aus  den Wänden, öffnet  
 alle  Kisten  und  Körbe  etc.,  selbst  die  Türen  des  Raumes,  in  
 dem  die  Entbindung  vor  sich  geht.  Sucht  man  die  Ursache  
 zu  der  schweren  Entbindung  in  der  Ungezogenheit  der.  Frau  
 gegen  ihren  Mann  während  ihrer  Schwangerschaft,  so  muss  
 sie  ihn  um  Verzeihung  bitten.  Der Mann  legt, wenn er geneigt  
 ist  ih r  zu  vergeben,  beide  Hände  gekreuzt  auf ihren Kopf und  
 spricht  d a zu :  „ Fisch  komm’  so  schnell  wie möglich zum Vorschein!” 
   Zugleich  giebt  er  ihr  das Wasser  zu  trin k en , in dem  
 er  seine  Hände  und  Füsse  gewaschen  hat.  Schreitet  die  Geburt  
 sehr  langsam  vorwärts und  schwebt die Mutter in Lebensgefahr, 
   so  glauben  die  Niasser  auch  häufig,  dass  böse Geister  
 im  Spiel  sind;  besonders  sind  es  die  matianak,  die  gern  auf  
 die  Geburt  störend  einwirken. 
 Nach  Durdik  soll  es  im  allgemeinen  auf Nias  selten  Vorkommen, 
   dass  eine  Frau  während  der  Entbindung  stirbt.  
 Nach  ihm  gemachten  Mitteilungen  soll  dies  im Laufe von drei  
 Jahren  n u r  einmal  der  Fall  gewesen  sein;  da  er  aber  nicht  
 hinzufügt,  von  wem  diese  Mitteilungen  stammen  und  für  
 welchen  Teil  von  Nias  sie  gelten,  können wir ihnen nur wenig  
 Wert  beimessen.  Es ist nicht anzunehmen, dass es für ganz Nias  
 gilt,  denn  es  ist  ganz  unmöglich an einem oder auch mehreren  
 Orten  zuverlässige  für  die  ganze  Insel  geltende  Tatsachen  zu  
 sammlen;  dazu  haben  die  Bewohner  der  verschiedenen  Gegenden  
 untereinander  zu  wenig  Beziehungen;  die  im  Norden  
 wohnenden  wissen  z.  B.  so  gut  wie  nichts  von  den südlichen  
 und  umgekehrt.  Ich  selbst  hörte  von  den  Eingeborenen, dass  
 der  Tod  einer  Frau  in  Folge  ihrer Entbindung durchaus nicht  
 zu  den  Seltenheiten  gehört.  Dafür  sprechen  auch  die  zahlreichen  
 Vorsorgsmassregeln,  die  man  für  nötig  h ält,  um  dies  
 Unglück zu v erhüten; die mangelhafte Hülfe bei der Entbindung  
 macht  ja   auch  einen  unglücklichen  Verlauf  des Wochenbettes  
 sehr  erklärlich.