Himmel aus verschiedenen Abteilungen, eine derselben ist für
die im puerperium Gestorbenen.
Auf Wetar glaubt der Eingeborene, dass die Seelen der gestorbenen
Wöchnerinnen sich an dem Vorgebirge Eden Kukun
versammeln, wo sie ein angenehmes Leben führen.
Zum Schlüsse teilt Lasch noch mit, dass bei den Minang-
kabau-Maleien der Padanger Bovenlanden die kurz vor der Entbindung
gestorbene Frau in den Sarga, den Himmel, versetzt
w ird , und ebenso wird den Puerperae bei den Shan’s in Hinterindien
ein Platz im Himmelreich zuerkannt. Zu bemerken aber
ist, dass sowohl die Mitteilungen über die Shan’s wie über die
Eskimo’s vielleicht nicht ganz zuverlässig sind.
Den von Lasch genannten acht Völkern kann ich aus der
Litteratur noch ein neuntes hinzufügen, nämlich die Atjeher,
die nach Jacobs *) glauben, dass die F ra u , welche in Folge
der Entbindung stirbt, im Jenseits besondere Ehren geniesst
und dass deshalb ihre Leiche mit besondrer Sorgfalt und
Feierlichkeit behandelt werden muss.
Jacobs fügt noch hinzu, dass diese Auffassung bei den
mohammedanischen Völkern ziemlich allgemein ist, es ist mir
jedoch nicht gelungen noch mehr Beispiele in der Litteratur
zu finden. Wohl ist bei Stern 2) ein Ausspruch Mohammeds
citiert: „ Die Mutter, die bei den Gehurtswehen stirbt, wird in
den Rang der Märtyrerinnen erhoben und kommt sofort in das
Paradies”. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass d a , wo
wir im indischen Archipel bei mohammedanischen Eingeborenen
derartige Auffassungen finden, diese sehr wohl aus der
vor-mohammedanischen Zeit stammen können. F ü r diese Annahme
spricht, dass sich auch bei nicht dem Islam angehörenden
Volksstämmen dieselben Vorstellungen finden. Auch darf nicht
unerwähnt bleiben, dass Jacobs an einer ändern Stelle seines
Buches erzählt, dass nach dem Glauben der Atjeher die Seelen
der im Wochenbett gestorbenen Frauen den Gravidae, die im
1)1 Jacobs, Julius, Het familie-en Kampongleven op Groot-Atjeh,
eene bijdrage tot de Ethnographie van Noord-Sumatra. Leiden, 1894.
2) Stern, Medizin, Aberglauben und Geschlechtsleben in der Türkei.
Begriff sind Mutter zu werden, nachstellen. Die pontianak
dringt in den Körper der Schwangeren und martert sie, indem
sie bei der grossen Zehe anfängt, bis auf den Tod.
Vielleicht hoffen die Atjeher, dass sie durch die besondere
Sorgfalt, mit der sie die Leiche einer Wöchnerin behandeln,
die pontianak versöhnlich stimmen und sie von Böswilligkeiten
zurückhalten können?
Auch Snouck Hurgronje x) erwähnt bei den Atjehern das
Bestehen der pontianak oder buröng, die es auf Wöchnerinnen
abgesehen haben. Jede Wöchnerin, die durch eine buröng um's
Leben gebracht wird, soll selbst wieder eine buröng werden.
Die Atjeher stellen sich diesen Geist in Gestalt einer Frau vor
mit einem grossen Loch im Rücken, aus dem die Eingeweide
hervorkommen.
Steinmetz 2) hat als Erklärung für die Ehren, welche nach
dem Glauben mancher Völker der im Wochenbett gestorbenen
Frau im Jenseits zu teil werden, angenommen, dass „ die verstorbene
Wöchnerin ihre Erhebung der Gleichstellung mit dem
auf dem Schlachtfelde getöteten Krieger verdanken könnte oder
der Sucht eine Compensation für ih r trauriges Schicksal zu
finden.” F ü r die erste Erklärung würde auch das von den
Nahua’s Mitgeteilte sprechen.
Ausser den matianaks giebt es auch noch andere böse
Geister, die unter gewissen Umständen den Menschen von
Nutzen sein können. So hörte ich von den Minangkabau-
Maleien in Sidjungdjung, dass die Geister der Verstorbenen
ihre eignen Familienmitgleider vor Krankheiten behüten, und
nur andre Leute, die nicht zur Familie gehören, krank machen 3).
Auch die Javanen kennen Geister, die ausser dem Bösen,
das sie den Menschen zufügen, ihm auch irdische Genüsse
verschaffen können; sie müssen sich freilich dafür nach ihrem
1) Snouck Hurgronje, C., De Atjehers, Leiden, 1893.
2) Steinmetz, S. R, Continuität oder Lohn und Strafe im Jenseits
der Wilden. Archiv für Anthropologie. Bd. XXIV.
3) Kleiweg de Zwaan, J. P., De Geneeskunde der Menangkabau-
Maleiers, Amsterdam 1910.