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 in  der  Familie  aus,  so  versucht  man  das  schnell  durch  ein  
 nachträgliches  Opfer  an  Köpfen  gut  zu  machen. 
 „ So  erscheint  dann  das  Köpfeschnellen  um  der  Krankheit  
 I willen  gewagt,  während  doch  de  facto  das  Unglück  n ur  die  
 I  äussere  Veranlassung  ist,  dem  Toten  die  Schuld  abzutragen.” 
 Nach  Friess  ist  das  Köpfeschnellen  bei  den  Niassern  eine  
 I  Äusserung  des  Spiritismus  und  steht  in  engem  Verband  mit  
 I  der  Ahnenverehrung.  Es  ist  ein  Menschenopfer,  durch  wel-  
 I  ches  man  sich  die  Gunst  der  Ahnen  sichern  und  sich  vor  
 [  Krankheit  und  anderm  Unheil  schützen  kann.  Dem  Verstorbenen  
 muss  Ehre  erwiesen  werden  und  die  grösste E h r e ,  die  
 [  man  nach der Meinung der Niasser einem Toten erweisen k a n n ,  
 besteht  darin  ihm  einen  abgeschlagenen  Kopf  zu  besorgen.  
 Wird  dem  Toten  das  schuldige  Opfer  vorenthalten,  so  rächt  
 er  sich,  indem  er Krankheit und Unglück über seine Nachkommen  
 bringt. 
 „ Es  handelt  sich  bei dieser Unsitte auf Nias also nicht darum  
 dem  Toten  eine  Begleitung  in  die Unterwelt mitzugeben; es ist  
 auch  nicht  der  Fall,  dass tapfere Niasser sich durch Erbeutung  
 [  menschlicher  Schädel  Siegestrophäen  verschaffen  oder  sich  
 gewissermassen  den  in  ihnen  enthaltenen  Seelenstoff aneignen  
 und  den  eigenen  potenzieren  wollen;  es  gilt auch  nicht 
 dabei  im  tiefsten  Grunde dem  mordlustigen  Ahnen  ein 
 stellvertretendes  Opfer  für  die  eigne  Person  zu  stellen, 
 sondern  nach  der  in  den  mitgeteilten  Liedern enthaltenen 
 Auffassung handelt es sich beim  „Koppensnellen” um den höchsten  
 Ehrbeweis,  den  nach  überlieferter  niassischer  Sitte  die 
 1  Söhne  ihrem  verstorbenen  und  fortlebenden  Vater  zu  liefern  
 verpflichtet  sind,  damit  dieser  in  der  oberen  Welt  nicht  als  
 ein  Ehrloser  verächtlich  wird  und  in  seinem  gerechten  Zorn  
 sich  an  den  Söhnen  rächen  muss,  d.  h.  also  um  einen  tiefwurzelnden, 
   mit  dem  „Spiritismus”  eng verknüpften religiösen  
 Brauch.”  .. 
 Ganz  befriedigen  kann  uns  die  Beweisführung  von  Friess  
 nicht,  denn  er  unterlässt  anzugeben,  warum  nun  gerade  ein  
 abgeschlagener  Kopf  der  grösste  Ehrenbeweis  is t,  den  man 
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