die das Beschneiden als Beruf ausüben. Die dortige Methode
ist folgende: Der Knabe setzt sich vollständig nacld mit auseinander
gespreizten Oberschenkeln auf ein längliches Stück
Holz. Der Sachverständige hockt sich vor den Knaben auf die
Erde. Zwischen der grossen und zweiten Zehe des linken Fusses
hält er ein schwarzes spitziges Stückchen, faso genannt,
dessen spitzes Ende er mit der linker Hand unter das
Präputium bringt, um es zu erheben. Auf die auf diese Weise
emporgezogene Präputialfalte macht der dukun der Länge nach
über das untergeschobene Stäbchen einen schwarzen Strich
mit Holzkohle. Dann schneidet er das Präputium an dieser
Stelle mit einem scharfen Messer durch.
Ist diese Operation ausgeführt, so werden die Wundränder
seitwärts auseinander gezogen und das Blut mit kaltem Wasser
abgewaschen. Auf die Wundränder wird ein obat appliziert,
meistens gebraucht man dazu das wollige flaumartige Gewebe
der batang laoro; dadurch wird die Wunde schnell trocken
und die Blutung hört auf. Nach der Operation legt man den
Knaben auf den Bücken; unter den Penis legt der dukun ein
daun batang taoro, worauf das Glied ruht. Mit einem tali,
der hinter dem Kücken durchgezogen w ird , befestigt man das
Blatt an dem Körper. Über den Knaben wird, von einem Balken
oder Stock gehalten, ein Tuch gespannt, das ihn zeltförmig von
den Füssen bis an die Brust bedeckt, ohne dass der Bauch
berührt wird.
Meistens findet die Operation des Morgens statt, kurz nach
dem Erwachen; vorher erhält der Knabe zu essen; Lombok
oder Salz ist ihm jedoch verboten.
Am Tage nach der Operation wäscht der Knabe die Wunde
mit warmem Wasser ab, worauf wieder dasselbe obat aufgelegt
wird. Vier Tage lang muss er liegen bleiben uncLdie gleiche
Therapie anwenden. Gewöhnlich ist dann die Wunde so weit
geheilt, dass er wieder aufstehen und umhergehen darf. Nach
weiteren zehn Tagen ist die Wunde gänzlich genesen, so
lange aber wird sie täglich gereinigt und mit dem genannten
obat behandelt.
Am Tage vor der Operation lässt man den Knaben im Fluss
baden und den ganzen Körper tüchtig mit Wasser übergiessen.
Die Beschneidung findet stets bei abnehmendem Monde sta tt;
man glaubt, dass die Blutung viel stärker sein w ird , wenn es
bei Vollmond geschieht und dass die Wundränder bei zunehmendem
Mond stark anschwellen werden. Zur Feier der Beschneidung
wird eine kleine kanduri gegeben, ein Fest, an dem
die Frauen jedoch nicht teilnehmen; wohl erhalten sie in ihren
eignen Bäumen ihren Anteil an den Leckereien. Frauen dürfen
auch bei der Operation nicht zugegen se in , während Männer
und Knaben wohl zusehen dürfen.
Von den heidnischen Niassern werden vor der Beschneidung
zehn adu verfertigt und aufgehängt; dadurch sichert man
sich einen normalen Verlauf der Heilung. Ausserdem wird
viel geopfert, teils um das starke Bluten der Wunde zu verhüten
, teils zu Ehren der adu z a tu a , der adu für die Ahnen,
denen man das wichtige Ereignis mitteilen will.
Der dukun erhält für seine Behandlung keine andere Belohnung
als etwas Essen; er nimmt natürlich auch an der
Festmahlzeit teil. Man betrachtet seine Arbeit mehr oder
weniger als einen Freundschaftsdienst.
Nach der Angabe der Eingeborenen ist die Beschneidung ein
sehr alter Brauch, darum hält man auch noch immer daran
fest. Etwas Näheres über die Beschneidung und die Bedeutung
derselben konnte ich von ihnen nicht erfahren. Ein Junge
würde sich schämen, wenn er sich nicht beschneiden liesse,
seine Kameraden würden ihn auslachen und die Mädchen
wollen keinen Unbeschnittenen zum Manne.
Auch in Nord-Nias werden n u r die Knaben beschnitten;
die Operation findet so ziemlich in derselben Weise statt wie
in. Ost-Nias. Nach der Operation streut der dukun etwas
Holzkohle auf die Wunde, um das Bluten zu stillen. Vier
Tage lang wird die Wunde in Ruhe gelassen und erst dann
vorsichtig abgewaschen. Blutet sie nicht mehr, so geschieht
weiter nichts mehr, zeigt sich aber noch etwas B lu t, so wird
sie a u f s Neue met Holzasche bestreut. Erst wenn sich durchaus
kein Blut mehr zeigt, darf der Knabe wieder aufstehen.