An ändern Orten wieder hielt man uns für Kuliwerber
und glaubte, dass meine Untersuchungen bezweckten die
kräftigsten und besten Männer für Kuliarbeiter auszusuchen.
Auch gab es Eingeborene, die das Messen für eine Art Registrierung
hielten; sie fürchteten, wenn ihre Körpermasse bestimmt
seien, gänzlich in die Macht der Holländer zu kommen.
Gewiss ist, dass ich ohne Hülfe der bürgerlichen und militärischen
Autoritäten und der Missionare keinesfalls in so kurzer
Zeit die Resultate hätte erzielen können, die mir jetzt zur
Verfügung stehen. Diese Hülfe der genannten Autoritäten
wurde mir zu Teil auf die Empfehlung und durch die Autorität
seiner Excellenz des Kolonialministers J. H. de Waal Malefijt
und seiner Excellenz des General-Gouverneurs von Nieder-
ländisch-Indien A. Idenburg, denen an dieser Stelle meinen
untertänigen Dank auszusprechen ich nicht versäumen
möchte. Nur durch den Einfluss, die Ueberredung und das
Ansehn der Reamten und Missionare waren die Eingeborenen
zu bewegen, sich von mir untersuchen zu lassen. Nicht selten
waren langwierige Unterhandlungen mit den Häuptern nötig,
ehe sich die Eingeborenen dazu bereit erklärten, ausserdem
suchten wir durch Geschenke, besonders durch Verteilung von
Arzeneien den Widerstand zu überwinden. Wir fingen mit
unsrer Arbeit in Gunung Sitoli a n , wo ich mich im Besonderen
der Hülfe und Unterstützung des Assistent-Residenten von Nias
Herrn N. van Vuuren, des Kontrolleurs Engelbert Schröder,
der sich im Auftrag der Regierung zu ethnologischen und
linguistischen Studien auf der Insel aufhielt und des Missionars
Momeyer erfreuen durfte.
Sobald das anthropologische Material in dem Hauptort und
den umliegenden Kampongs erschöpft war, zogen wir landeinwärts
, um in dem Kampong Lölöwua, ungefähr fünf Stunden
von der Küste entfernt, unsre Arbeit fortzusetzen. Der Assistent-
Resident, Herr van Vuuren, hatte die Freundlichkeit, dem
dortigen inländischen Bezirksvorsteher den Auftrag zu geben,
so viel wie möglich zum Gelingen unsrer Arbeit beizutragen;
auch dem in Lölöwua wohnenden Missionar Schmidt sind
wir zu grossem Dank verpflichtet. Nachdem wir uns
ungefähr vier Monate in dem östlichen Teil der Insel aufgehalten
hatten, begaben wir uns nach dem Norden, wo es m ir
durch die kräftige Unterstützung des civilen Regierungsbeamten,
Hauptmann R. Th. Maidman in kurzer Zeit gelang eine Anzahl
von Männern aus diesem n u r dünn bevölkerten Gebiet zu
untersuchen. Hierauf führte unser Weg in den westlichen
Teil von Nias. Die ersten Wochen verbrachten wir in dem
Bivouak von Sirombu, wo mir unter anderen, nach einem
Überfall, die im Moroogebiet gefangen genommenen Eingeborenen
zur Verfügung gestellt wurden. Hier waren es dercivile
Regierungsbeamte von West-Nias, der inzwischen an Dysenterie
verstorbene Leutenant Versteege, Leutenant Dubourcq und
der Missionar Kinlein, welche Interesse für unsre Arbeit zeigten.
In dem landeinwärts gelegenenen Kampong Lölöwau wurde
darauf noch ungefähr einen Monat lang weiter gearbeitet.
Ein schwerer Malariaanfall nötigte mich jedoch die Insel
für einige Zeit zu verlassen und in Sumatra im Gebirge der
Padanger Hochlande Genesung zu suchen. Nach einem zweimonatlichen
Aufenthalt in Fort de Kock kehrte ich nach
Nias zurück, um noch im südlichen Teil der Insel einige
Zeit zu arbeiten. Der civile und militärische Regierungsbeamte
daselbst, Hauptmann Hajenius und Leutenant Itzig Heine sowie
der Militärarzt Dr. Ch. Winckel Hessen mir ihren kräftigen
Beistand zu teil werden. Meinem Kollegen Winckel verdanke
ich ebenfalls einen grossen Teil meiner Photographien von Nias.
Durch einen ernstlichen Malariarückfall wurde ich jedoch
bereits nach einigen Wochen auf ’s Neue gezwungen die Insel
zu verlassen und auf den Rat von Dr. Winckel musste ich
den P la n , auch vom Süden aus landeinwärts zu ziehen,
gänzlich aufgeben. Ich darf jedoch nicht unterlassen Hauptmann
A. Baptist, dem Befehlshaber der Truppen auf Nias,
dem Unterleutenant J. A.Wasterval, Befelshaber in Lahusa (Süd-
Ost Nias) und dem civilen Regierungsbeamten von West-Nias,
Herrn Laverman meinen Dank auszusprechen für die wichtigen
Auskünfte, welche sie mir über Lebensweise, Sitten und Gebräuche
der Niasser verschafften.
Der Unterleutenant E. A. Herbst, der mich auch jetzt