sprachen werden. Noch einfacher ist die Sache, wenn es dem
jungen Mann gelingt seinen Zweck zu e rreichen, indem er in der
Nähe des Mädchens drei Cigaretten hintereinander raucht, sodass
sie den Rauch einatmet. Auch ein anhaltendes Folgen mit den
Blicken kann die gewünschte Wirkung haben, oder der junge
Mann kann beim Schlafengehen drei limau adulo (Citronenart)
unter sein Kopfkissen legen und dabei den Namen des Mädchens
aussprechen. In dieser letzteren Methode finden wir die
bei vielen Eingeborenen des indischen Archipels wiederkehrende
Überzeugung, dass man durch Nennung des Namens den
Träger desselben in seine Gewalt bekommt. Noch ein anderes
Verfahren besteht d a rin , dass der junge Mann aus einem
Pisangstamm eine Figur schnitzt, die das Mädchen seiner
Wahl darstellen soll und dieselbe in den Wald bringt unter
Aussprechen einer Beschwörungsformel, in welcher er die
Geister anruft ihn sein Ziel erreichen zu lassen. Er kann auch
eine limau adulo an einem tali aus einem weissen, roten und
schwarzen Band befestigen und dies alles d an n , Zauberformeln
dabei aussprechend, vor dem Hause des Mädchens an
einer Stelle, die sie häufig betritt, begraben. Statt der Citrone
kann er etwas Kokosnussöl nehmen, das er in einen kleinen
Bambusköcher giesst, mit Kapok verschliesst und in derselben
Weise vergräbt.
Eine kompliziertere Methode ist folgende: der junge Mann
verschafft sich einige Haare des Mädchens, und sucht dann
sieben limau adulo, von denen er die beste Frucht aussucht;
er bohrt ein Loch hinein und steckt das Haar des Mädchens in
das Loch. Diese Citrone begräbt er mit noch vier von den
anderen Citronen vor dem Hause des Mädchens; die übrigen
beiden Citronen nimmt er mit nach Hause und versteckt sie
unter sein Kopfkissen. Um Mitternacht steht er auf und schlägt
dreimal hintereinander auf sein Kopfkissen. Er glaubt, dass
das Mädchen in demselben Augenblick erschrocken aus dem
Schlafe auffahren und an ihn denken wird. Das Weitere
kommt dann schon von selbst.
Nach dem Glauben der Niasser besitzen manche Leute
die Kraft ihre Mitmenschen durch Verwünschungen krank
zu machen. In einer Legende wird erzählt, dass einst Toeha
börö zesolo eine Verwünschung über seine Dorfgenossen aussprach
und aus dem eheha wondrakö (dem Geist der Verwünschung)
entstand d e r Teto kara-Baum, dessen Früchte zur Erde
fielen und Krankheiten unter den Menschen v erursachten, besonders
Fieber, Hautentzündungen und Bauchleiden. Auch
dem bösen Blick scheinen manche Niasser als Krankheitserreger
Bedeutung beizumessen und zwar nicht n u r dem bösen
Blick der Menschen, sondern auch dem der Tiere. So erzählte
mir z. B. Krontroleur Schröder, dass man in einem Kam-
pong in Süd-Nias, als das Kind eines Häuptlings gestorben
war, die Krankheit dem Blick eines Karbouwen (ost-indischer
Büffel), der das Kind angeblickt hatte, zuschrieb. In Ost-Nias
hörte ich von den Eingeborenen, dass es böse Menschen giebt,
welche die Kraft besitzen, durch ihren Blick Frauen krank zu
machen. Auch aus der bereits gemachten Mitteilung, dass ein
junger Mann ein M ä d c h e n in sich verliebt machen kann, indem
er sie anhaltend mit seinen Blicken verfolgt, geht hervor,
welcher Einfluss dem Blick zugeschrieben wird.
Auch von manchen Geistern, wie die beghu n a ssi, glauben
die Niasser, dass sie durch ihre Blicke Krankheiten verursachen
können. Von Herrn Wasterval hörte ich, dass die Eingeborenen
im Masiogebiet, in Medjinadaro, Baleicha, Ulu-Talu, Luwaha,
Sesuwo und Sumambawa nicht an den bösen Blick von Menschen
und Tieren glauben.
In Lawindra (Medjinagebiet) soll ein verfallenes Opferhaus
(bernadu) stehen, welches dem , der danach h in sieh t, Krankheit
ja den Tod bringen kann. Zwar scheinen Ausnahmen nicht
ausgeschlossen zu se in , denn der Bivouakkommandant konnte
alles ungestraft besichtigen, doch das hatte seinen Grund darin,
dass die Eingeborenen ihn als ere (Priester) beschauten.
Im Norden von Sesuwa erzählte m a n , d ass, wenn ein Weisser
die adu ansieht, dies den Bewohnern des Hauses Krankheit
bringen kann. —
Eine besondere Krankheitsgruppe wird von den Niassern
als Strafe für Vergehen gegen ihre religiösen Pflichten und ihren
adat aufgefasst. Wir haben bereits besprochen, wie nach dem