Fragmente von Capillargefäfsen, die meist mit fest
gewordenem Blut gefüllt sind. Aufserdem enthält der
apoplektische Herd gewöhnlich in der Blutmasse
eingeschlossene weifsliche Flocken, die man ganz irr-
thümlich zuweilen für eine kleine Crusta inßamma-
toria gehalten hat. Diese Flocken sind, wie man
sich leicht durch das Mikroskop überzeugen kann,
wahre Gebirnsubstanz, aus Fragmenten von Hirnröhren
bestehend und durch die Gewalt des Blutstroms
abgerissen. Nie sondert sich der Faserstoff im Apoplexie
Herde als weifsliche Haut ab, wenigstens in
meinen Beobachtungen.
Wenn der Anfall nicht tödtet, so kann das Daseyn
des Bluts in der Gehirnsubstanz zwei Folgen haben:
1) Eslcann als fremder Körper wirkend Entzündung
und entzündliche Erweichung der Gehirnsubstanz
bedingen, wovon ich in der Folge sprechen
werde.
2) Die Natur kann einen Heilungsprocefs veranlassen.
Die färbenden Theile des Bluts, in seinem
Serum aufgelöst, infiltriren sich allmälig in der Gehirnsubstanz,
das Serum scheint resorbirt zu werden,
während die Färbung, alle Nüancen des Roths
darstellend, lange in den die kranke Stelle urne-eben-
den Gehirntheilen bleibt. Der Faserstoff organisirt
sich alsdann, wie die Pseudomembranen, namentlich
an der Oberfläche des Gehirns, doch wirkt auch dieser
dann noch zuweilen als fremder Körper, und man
bemerkt Spuren der Entzündung in der Umgegend.
Man hat diese Pseudomembranen Reste alter Apo-
plexieen, auch wohl Gehirnnarben genannt. Ich habe
eine solche bei einer an einer Lungenentzündung gestorbenen
Frau beobachtet. Es war eine etwa ein
décimètre lange und einige millimètres breite roth-
braune Membran, die sich auf der Substanz des grofsen
Gehirns gebildet hatte, und schon dem blofsen Auge
ein fasriges Aussehen bot.
Einen interessanten Fall von Rückbildung des
ergossenen Bluts beobachtete ich im Gehirn einer
Taube. Ich hatte dieser einen grofsen Theil beider
Hemisphären hinweggenommen. Sie starb nach ungefähr
14 Tagen. In dem durch die Hinwegnahme
der Hirnhalbkugeln entstandenen leeren Raume fand
ich eine feste weifsröthliche Masse mit eingestreuten
gelblichen Flecken. Es waren kleine dicht an einander
liegende Exsudatkörperchen , einige eingestreute
Pigmentzellen, und Kügelchen, die mit Fettkügelchen
die gröfste Aehnlichkeit hatten.
Capit el 3.
V e r h ä r t u n g des Ctehirns.
Bei* Vergiftung mit adstringirenden Metallen
(Blei) haben aufmerksame Aerzte oft eine Verhärtung
und Vertrocknung der Gehirnsubstanz beobachtet.
Ich habe solche Gehirne einigemal mikroskopisch
untersucht und gefunden, dafs überall die Hirnfasern
so verändert, dafs sie schwer ^zu erkennen sind,
so dafs bei langsam wirkenden Metall Vergiftungen
eine materielle Veränderung in der Gehirnsubstanz
vorzugehen scheint.
C a p i t e l 4.
Hypertrophie des Gehirns und Verhärtung
des verlängerten Markes.
Ich habe nur einen, aber höchst interessanten Fall
beobachtet, und es möchte wohl bis jetzt der einzige