D i e Entzündung umfasst ein« so grosse Menge
■von Phänomenen, die Beobachtung entzündeter
Theile mit dem Microscöpe ist so schwierig, dass
man sich nicht wundern muss, wenn fast alle
Beobachtungen, die bisher über diesen Gegenstand
gemacht worden sind, noch sehr unsicher sind.
Ja, man hat sogar Störungen in der Blutbewegung,
die nicht Exsudation oder Veränderung des Bluts
zur Folge hatte, den Entzündungserscheinungen
zugezählt. Ein grosses Hinderniss bot auch der
Umstand, dass man, der Bequemlichkeit wegen, an
kaltblütigen Thieren beobachtete. Nur ein einziges
wichtiges Factum ist aus den Beobachtungen
von Haller, Spallanzani, Kaltenbrunner, E. Burdach,
Koch u. s. w. resultirt, dass unter gewissen
Bedingungen das Blut in den Gelassen nicht mehr
fliesst. Niemand hat aber bis jetzt d i r e c t beobachtet,
was aus dem nicht mehr circulirenden
Blute wird; denn Beobachtungen, wie sie z. ß .
in dem sonst vortrefflichen Werke von Gendrin
über die Entzündung vorgetragen werden, dass
das Blut sich in einem Froschschenkel, den er
geätzt, in eine weissliche Flüssigkeit, die er für
Eiter hält, verwandelt habe, sind von keinem Gewicht.
Ich habe geglaubt, vor allen Dingen eine
genaue Beobachtung aller Produkte der Entzün:
düng liefern zu müssen, ehe ich daran denken
dürfe, dieselbe als Lebenserscheinung zu beobachten.
Und wenn ich glaube j dass durch den
Beweis, dass die Primitivfasern der Gewebe keinen
Antlieil an der Hervorbringung der Entzündung
nehmen, ein Schritt vorwärts^ gethan sei,
so glaube ich, dass .die folgenden Beobachtungen,
namentlich die über die Veränderung der Blut