fassreichthums der Lungen. Wahrscheinlich glaube *
ich es, weil ich mir sonst nicht erklären könnte,
wie eine blosse Ausdehnung der Gefässe den Eintritt
der Luft in die Lungenzellen hindern sollte.
2) In höherm Grade entwickelt sich Apoplexie,
die Gefässe zerreissen,: an einzelnen Stellen der
Lunge bilden sich inselförmige Ansammlungen von
Blut. In den Blutkörperchen fand ich keine Veränderung,
aber das Lungengewebe dieserapoplekti-
schen Stellen krepitirte nicht mehr, und zeigte
unter dem MikroScop (das sicherste Mittel, um die
geringste Spur von Luftblasen zu erkennen,) keine
einzige Luftblase mehr, die in der grossen gewöhnlichen
Menge in der umgebenden, nicht von der
Apoplexie getroffenen Substanz vorhanden sind.
3) Entzündung. 1. Grad. Er wird von den
französischen Pathologen mit dem Namen engoue-
mcnt inflammatoire bezeichnet. In dem Capillar-
gefasssystem der Lunge geht folgende Veränderung
vor: die Blutkügelchen häufen sich an, verlieren
ihre Hülle, ihre Farbe, und die Kerne häufen sich
zu den beschriebenen, zusammengesetzten Kugeln
an, die sich durch eine weisse Masse (Kaserstoff?)
vereinigen. Ein Tropfen, aus der in -einer solchen
Lunge angesammelten Flüssigkeit, enthält
diese zusammengesetzten Kugeln zu Hunderten,
und eben so ist das Lungengewebe von ihnen angefüllt.
Wie ich schon früher bemerkt, ist es
mir nach directen Beobachtungen gewiss, dass
diese zusammengesetzten Kugeln innerhalb der
Gefässe sich schon bilden und die Gelasse später
zerreissen. Leider ist mir kein äusseres Kennzeichen
bekannt, um diese Form der Anschoppung,
welche die häufigere zu sein scheint, anders, als
durch das Mikroscop von dem ersten engouement
sicher zu unterscheiden. Die beste Weise, diesen
Zustand künstlich hervorzubringen, ist, den Hunden
Quecksilber in die Jugularvenen einzuspritzen.
Magendie in seinen vortrefflichen Versuchen aus
den letzten Jahren, die vorzüglich mit auf pathologische
Zustände gerichtet waren, und man kann
sagen, dass er, wie früher, in dem physiologischen,
so in dem pathologischen Experimentiren, Methode
und Zweck eingeführt hat, hat diesen Versuch
o-emacht, und gefunden, dass sich hierdurch in
der Lunge kleine Tuberkeln (d. h. kugelichte Anschwellungen)
bildeten. In deren Mitte fand sich
ein Quecksilberkügelchen, das mit einer weissen
Flüssigkeit umgeben war, die er erst für Tuberkelnähnliche
Materie, dann für Eiter hielt. Ich
habe bei meiner Anwesenheit in Paris, in einigen
Versuchen, die er mit mir anstellte, gezeigt, dass
es jene zusammengesetzte Kugeln einzig und allein
sind, die jene weissliche Flüssigkeit bilden. Hier
ist es also ein mechanisches, künstlich in den
Kreislauf gebrachtes Hinderniss, was jene pathologische
Veränderung hervorbringt. Bei dieser
Gelegenheit bemerke ich, dass man bei Injectionen
von Arzneimitteln blindlings zu Werke gegangen,
und die Durchgängigkeit der eingespritzten Substanzen
durch die Capillargefässe nicht berücksichtigt
hat. Ke ine Sub s t a n z s o ll t e einges
p r i t z t we r d e n , bevor man s i c h n i c h t
übe r ze u g t hat, dass sie n i ch t al lein keine
g r ö s s e r e P a r t i k e l n habe, als Blu t k ö rpe r ,
(selbst das reinste destillirte Wasser enthielt deren
noch) sondern auch, ob von den aufgelössten Salzen
nicht C r y s t a 11 e sich im Körper in den Gefässen
niederschlagen. — Die zusammengesetzten Kugeln
finden sich noch besonders zuweilen in der, die
Tuberkelhölen anfüllenden Eiter- und Tuberkelmasse
5 es sind Reste angefangener Entzündung. *)
4) Leberverwandlung. So wenig auch der
Name eine eigentliche Vorstellung des pathologischen
Prozesses gibt, so drückt er doch sehr gut
das äussere Ansehen der Lunge aus. Sie wird
rothbräunlich fest, c-repitirt nicht mehr, und zeigt
unter dem Mikroscop keine Spur von Luftblasen
mehr. Man sieht dann Faserstoff die Zellen der
Lunge anfüllen, und das ganze in eine einförmige
*) Haben die Blutkügelchen ihre färbenden Hüllen verloren,
so kann das Blutroth, durch die Blutgefässe
hindurch, sich dem Bronchialschleim beimischen und
diesen färben, so oft pneumonische Sputa!