S e it Schönleins Entdeckung der Crystalle in
den Ausleerungen der Typhuskranken habe ich
bei Gelegenheit anderer pathologischer Untersuchungen
auf das etwaige ‘V orhandensein derselben
viele Aufmerksamkeit verwendet. Folgende Resultate
ergaben sich: Crystalle finden sich in sehr
vielen Sekretionen abgelagert, sie bilden sich entweder
schon im Lebenden, oder in der Sekietion,
nachdem sie von dem secernirenden Organe getrennt
sind ; sie kommen sowohl im gesunden, als
krankhaften Zustande des Körpers vor. Die Häufigkeit
derselben bietet einen Belag für die von
neuern Physiologen viel angeregte Meinung, dass
nicht Wenige physiologische Prozesse auf rein phy-
sicalischem und chemischem Wege vor sich gehen.
Ich verwahre mich übrigens im Voraus gegen jede
Hypothese, die man für diese oder jene Krankheit
aus ihren Crystallbildungen ziehen möchte; mein
Streben geht vielmehr dahin, die Allgemeinheit
dieses Phänomens zu zeigen, das gewiss einst die
chemische Analyse leichter und sicherer machen
wird. Die Formen der Crystalle einzeln zu beschreiben,
konnte keinen Nutzen gewähren, da es
der Substanzen nicht wenige giebt, die eine gemeinschaftliche
Crystallisation haben. Gezeichnet
konnte natürlich nur eine geringe Anzahl werden.
I. Cr y s t a l l e im Lebe nden und in der
Le i c h e ; n o rma l e r Zus tand.
! l) Ich erwähne nur, des Vergleichs wegen,
die gleichförmigen Crystalle iro Kückenmaik des
Frosches, die Ehrenberg entdeckt hat; die stabförmigen
Körper in dessen retina, (ähnliche finde
ich auch in der des Pferdes.)