C a p i t e l 2.
T o n d e r C o n g c s t i o n u nd A p o p l e x i e
de s f i c h i rns .
Es ist auch hier nicht meine Absicht, eine Geschichte
dieser Krankheiten zu geben, über die wir vor-^
treffliche Arbeiten von Abercromb i e, Cruvei l-
h ie r, Rochou xu.-s w. besitzen, sondern nur Bemerkungen
mitzutheilen, die, aus zahlreichen Untersuchungen
geschöpft, unsere bisherigen Ansichten
erweitern oder berichtigen können.
Die Congestion der Gehirnsubstanz gibt sich
durch das Daseyn von zahlreichen Blutpunkttm vorzüglich
in der weifsen, sonst blutarmen kund. Man
sieht sie sogleich auf einem Durchschnitte; diese Blutpunkte
sind nicht etwa ergossene Bluttröpfchen, sondern
mit Blut gefüllte durchschnittene Gefäfse, die
man bei einiger Uebung mit der Nadel oder Pincette
leicht hervorzieht. Bringt man eine solche feine Gehirnlamelle
unter das Mikroskop, vergleicht man sie
mit dem gesunden Gehirn, so ist man erstaunt über
die dichten zahlreichen Capillargefäfse in dem kranken
Gehirn. Das eigenthümliche Aussehen der Ge- ;
fäfse, das beständige Vorkommen haben mich zu der
Vermuthung veranlafst,' dafs es sehr gut neug e b i l det
e Capillargefäfse seyn können. In der Apoplexie
ergiefst sich plötzlich Blut, sei es an der Oberfläche,
sei es im Innern der Gehirnsubstanz. Die lähmenden
oder tödtenden Folgen sind in der Regel nicht durch
die Zerstörung der Substanz, sondern durch den y
vom Blut ausgeübten Druck hervorgebracht. Bei
Thieren, die durch Verletzung von Gehirnblutge-
fäfsen gelähmt daliegen, braucht man nur den Schädel
zu öffnen, das Blut hinwegzunehmen, um sie am
Leben zu erhalten; ein interessanter Versuch, den
ich nach Magen die oft wiederholt habe. Vielleicht
wird einst die Diagnose und die Chirurgie vollkommen
genug, um an der Oberfläche des Gehirns Statt
findende Ergiefsungen erkennen und in verzwei f
el te^ Fällen durch die Trepanation entfernen zu
können., was bis jetzt selten geglückt. Der Bluter-
gufs Wird nur durch das Zerreifsen von Gefäfsen bedingt.
Ich kenne keine Apoplexie ohne Blutkörper
im Coagirium, und diese nicht ohne zeiiissene Capillargefäfse.
In der Rege l zerreifsen die Capillargefäfse,
nur in seltenem Fällen die gröfsern Gefäfse,
Wenn sie verknöchern, z.'B. bei Greisen zuweilen.
Will- man mit französischen Aerzten die erste Form
Apoplexie eapillaire nennen , so ist nichts dagegen
einzuwenden, wenn man nur sich eiinneit, dafs die
meisten Apoplexieen das sind. Die Ursachen, waium
die Capillargefäfse zerreifsen, ob z. B. dei stärkere
Blutstrom vom Herzen aus, ob eine Veränderung in
der Struktur der Haargefäfse, so dafs diese unter gewissen
Bedingungen zerreifsbarer. werden, sind uns
gänzlich unbekannt- Ro c h o u x meint, es ginge
immer eine Erweichung der Apoplexie vorher. Direkt
beweisen läfst sich das nie, und die Beobachtung
spricht dagegen, denn, wie ich in der Abhandlung
über die Erweichung zeigen werde, ist in einigen
Fällen Entzündung die Ursache der Erweichung,
durch das Daseyn des Bluts veranlafst, oder diese ist
rein mechanisch durch dieselbe Ursache, wobei das
Blut nicht lange genug aufserhalb der Gefäfse mit
der Gehirnsubstanz in Berührung war. Das ergossene
Blut oder der apoplektische Herd, unmittelbar
oder wenige Tage nach dem Anfall untersucht, enthält
rothes Coagulum, d. h. Blutkügelchen, nicht
sehr festen, immer gefärbten Faserstoff, und ohne
Ausnahme in allen meinen Beobachtungen zahlreiche