krankhafte Disposition in den Gefässen beginnt,
wie' ich in den schwächeren Graden der Entartung
der Niere, deren Individuen an andern Krankheiten
gestorben waren, direct beobachten konnte,
z u e r s t in den Malpighischen Gefässschlingen,
und breitete sich erst von dort aus nach dem
Centrum der Medullarsubstanz. Es findet hier also
zuerst die Störung in den äussersten Capillarge-
fässnetzen statt. .Nur wenn die Medullarsubstanz
einige kranke Gefässe hat, die zugleich zerreissen,
konnten die zusammengesetzten Kugeln auch im
Urin Vorkommen. Wenn die Krankheit weit fortschreitet,
findet man Eiterkügelchen in geringer
Quantität in der Corticalsubstanz abgelagert, und
ich habe sie mehrmals sogar deutlich in den Harnkanälen
gefunden und gezeichnet. Die Existenz
der Eiterkügelchen in hohen Graden der Krankheit
ist bis jetzt, ebenfalls noch nicht nachgewiesen
worden. Die Harnkänäle selbst boten nie irgend
eine Veränderung ihres Aussehens, und die
minutiösesten Untersuchungen haben mich überzeugt,
dass die Verletzung der Niere einzig allein
in der ihrer Gefässe beruhe. Das Blut bot keine
mikroscopisch wahrnehmbare Anomalie. Durch
die Nachweisung dieser Veränderungen in den
Gefässen gewinnt die Erklärung der Wassersucht
und das Dasein des Eiweisses im Urin ‘ eine feste
auf anatomischen FaktisN begründete Basis. Das
Blut wird verändert, indem die Blutkörper ihre
Hüllen verlieren und durch Coagulation dichte
Haufen bilden ; das Serum muss nothwendig durch
die Gelasse in die Harnkanäle durchsiekern. Es
enthält das Blutroth der Hüllen aüfgelösst; daher
der blutige Urin, daher der Eiweiss in demselben,
und eben daher endlich die Entfärbung der Corticalsubstanz,
deren Capillargefasse nur noch verändertes
Blut führen. Niemand wird läugnen,
dass die Rindensubstanz einen grossen Theil Harns
bereitet, dass ferner eine grosse Quantität Flüssigkeit
durch die Nieren aus dem Körper ausser dem
Harn ausgeschieden werden. Die Störung in den
Gefassen macht dies unmöglich; eben so bewirkt
I ia Druck der Venen Ausbauchung von Wässer,
daher die Erscheinung des Hydrops. In therapeutischer
Hinsicht bestätigen meine Beobachtungen
die früheren Erfahrungen über den Nutzen
der Antiphlognose, und ich füge ein zweites hinzu :
das Un rationelle und Unnütze harntreibender Mittel !
R e s u . 1 t a t e :
1 ) Qas Wesen der Degeneration der Nieren,
die man in geivissen Fällen von Wassersucht findet,
besteht in einer Störung in der Circulation
in den Capillargefässen der Corticalsubstanz und
zwar-zuerst in den Gefässkanälen, die man mal-
pighische Körper nennt.
2) Diese Störung besteht in einer Hemmung
des Kreislaufs, die Blutkörper verlieren einen
Theil ihrer Substanz, agglomeriren sich, und es
findet keine Circulation mehr in den so affizirten
Gefässen statt. >— Daher Eiterung des eiweisshaltigen
Serums in die Harnkanäle, eiweisshaltigen
Urin und Hydrops.
3) Wenn inan in einem Hydrops längere Zeit
hindurch eiweisshältigen \J rin , den man keiner
andern Krankheit der Harnwege zuschreiben kann,
findet, so hat man Ursache, auf das Dasein der
oben beschriebenen Degeneration der Nieren zu
schliessen.'
4) Für das erste Stadium der Krankheit sind
die. antiphlogistischen Mittel die einzig rationellen;
für das spätere sind für den jetzigen Standpunkt
' unserer therapeutischen Kenntnisse keine bestimmten
a priori anzugeben,' und d ie E r f a h r u n g
hat deren noch n i c h t gegeben , obgleich die
Krankheit auch in spätem Stadien nicht selten heilt.