VIII. Mit Cars well *) stimmen meine Ansichten
im Ganzen überein. Er glaubt, dafs im -Allgemeinen
die Erweichung die Folge der Entzündung sei, was
freilich erst noch zu beweisen war, aber im Gehirn
könne sie auch Folge der Verschliefsung der Ge-
fafse seyn. (Diese Gefäfsverschliefsung wird oft genug
erwähnt, selten beschrieben, und nie der Proctefs
angegeben, wie denn eigentlich die Erweichung vor
sich gehe.)
Die Erweichung des Gehirns erscheint nach Car swell
in 3 Graden. In dem ersten ist die Erweichung
kaum dem Finger fühlbar und wird oft übersehen, im
zweiten ändert die Erweichung die Bildung des Gehirns,
in dem dritten ist der Zusammenhang unter-
brochen. Die Farbe hängt von der Gegenwart des
Bluts oder Eiters ab. Gelbe, braune oder Orange-
Farbe zeigt das lange Daseyn der Krankheit an.
IX. Burdach **) sagt, dafs die Erweichung
des Gehirns weniger von einer Schwäche der Bildung
als von einer Irritation abhänge. Die Erveichung er-
scheintnach ihm: 1) nach Verwundungen des Gehirns,
2) um Blutergüsse, 3) um Pseudoplasmen, 4} um
fremde Körper, 5) in Folge von Eiterung, 6) im
Typhus mit Entzündung des Gehirns, 7) in der Meningitis
mit Wasserergufs.
§. 6. Uebersicht .
1) Die Erweichung des Gehirns kann einen Theil
oder das Ganze einnehmen.
Die Erweichung des ganzen Gehirns habe ich
nur im Typhus beobachtet, und die Ursache derselben
*) Illustrations o f elementary forms o f disease. London 1839.
**) Yom Bau und Lebeu des Geliirns. Leipzig 1826.
ist ganz ünbëkatmt. Die Hirnröhren verändern alsdann
ihre Form.
2) Die Erweichung kann die primitive Gehirn«
farlje haben oder doch grauweifs seyn.
In diesem Falle sind entweder eine amörphe
Exsudation oder sparsame zusammengesetzte Kugeln*
oder Eiter der erweichten Gehirnmasse beigemischt,
ünd das Mikroskop vermag die beiden ersten Veränderungen,
aber das blofseAuge den Eiter nur dann zu
erkennen, wenn er in grofser Menge vorhanden,
was der seltenere Fall ist, oder exsudirtes Serum*
wie in der Meningitis, bewirkt die Erw eichung *).
3) Existirt aufser im Typhus noch eine andere
Art Erweichung des Gehirns, die nicht eine mechanische
Maceration des Gehirns durch eine Art Auflösung,
Zersetzung der Gehirnsubstanz? ohne Ablagerung
irgend eines krankhaften Produktes?! Fernere
mikroskopische Untersuchungen müssen diese
gewifs seltenen Fälle erst noch beweiset
4) - Gewöhnlich ist die Farbe der erweichten Gehirnsubstanz
verändert, rosenfarben, gelb, grauu.s. wr.
Wehn diese Farbenveränderungen da sind, so
kann nur das Mikroskop die Natur der Erweichung
Wachweisen.
Diese ist entweder entzündlicher fratur, oder*
durch einen Blutergüfs veranlagst,- ohne Entzündung;
a) In dein ersten Falle kann die Entzündung
primitiv * w ie in allen Geweben, so auch im Gehirn*
sich entwickeln; die festen Theile des-Bluts bilden die
zusammengesetzten Kugeln, die flüssigen gefärbten
Theile dringen durch die Wände dér Blutgefäfse und
veranlassen eine mechanische Maceration der Gehirn«
) Vergl« Obs; VI; VII, und dèn Artikel Meningitis;
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