lieh nicht zugleich einen Blutergufs veranlassen. Die
Meinung von Rochoux ist daher unhaltbar.
IV. La llem and *) von dem wir die besten
Beobachtungen über die Gehirnerweichung besitzen,
stellt folgendes Schema auf:
1) Congestion ohne Ergufs. Schlagflufs mit Blutergufs.
2) Entzündung des Gehirns,.
1. Periode. Erweichung mit Injection.
2. Periode. Entzündung mit Ergufs.
3. Periode. Erweichung mit Eiterung.
Uebrigens sei die Erweichung immer Folge der Entzündung.
Die Erweichung der .ersten Periode sei Folge
eines Ergusses von Blut, das sich infiltrire. In den
andern Graden infiltrire sich der Eiter. Die gelbgrüne
Farbe zeige sicher das Daseyn von Eiter, wie
die rosenfarbene das 4on Blut an.
Obgleich meine Ansichten über die entzündliche
Natur der Hi rnerweichung wenigstens für viele Fälle -
derselben mit denen des geachteten Arztes von Montpellier
übereinstimmen, so kann icbdoch die von ihm
angenommene Eintheilung nicht billigen. Was die
erste Periode anbetrifft, so ist die Erweichung, wenn
sie nur durch ergossenes Blut vor sich geht, -gar
nicht entzündlicher Natur ; soll sie dies werden , so
ist es nicht das ergossene Blut selbst, was sich verändert,
sondern dies wirkt als Reiz, oder wie mpn es
Sonst nennen möge, auf das noch circulirende Blut
und erregt in ihm Entzündung, Bildung von zusammengesetzten
Kugeln, Exsudat oder Eiterung. Die
beiden andern Perioden können sehr gut in Eins zu-
*) Recherches anatomico - pathologiques sur l’encephale et ses
dépendances. Paris 1820 ff.
sammenfallen. Auch dafs die gelbgrüne Farbe immer
Daseyn von Eiterkügelchen anzeige, ist unrichtig,
indem dann nicht Eiter, sondern die Entzündungskugeln
sich vorfinden.
V. Andral *) sucht, wie immer, die Extreme zu
vereinigen. Man mufs anderswo (sagt er) als in einer
Entzündung die-Ursache al l e r Erweichungen suchen.
Man kann diese auch nicht Capillar-Apoplexie
nennen, da in gewissen Fällen Blutinfiltration die Erweichung
begleitet, in andern nicht; die Erweichung
könne Jpoplexie capillaire oder Encephalite seyn, sei
aber nicht nothwendig das, eine oder das andere. (Dafs
eine Capillarapoplexie in dem Sinne Cru veil h ie r ’s
in der Erweichung nicht existire, habe ich schon
gezeigt.)
VI. Rec ami e r hält die Erweichung kurzwe«-
für eine Entartung „sat gewem“, was uns freilich
nicht viel fördert.
VII. Aberc romb i e **) vergleicht die Erweichung
mit dem Brande, aber er glaubt, dieser sei
Folge der Entzündung wie in andern Geweben, oder
Folge der Obliteration der Gefäfse.
Mit dem Brande konnte keiner von den mir beobachteten
Fällen verglichen werden. Der Brand der Gew
ebe ist eine gewissen Gesetzen folgende Auflösung
der Moleküle, w'ie ich sie nie in den Gehirnröhren
beobachtet. Dafs sie Vorkommen können, darf man
in einer Erfahrungswissenschaft nicht läugnen, aber
in den zahlreichen Fällen, die ich bei den Schrift-1
Stellern verglichen, war dies gewifs nicht der Fall.
'*) Clinique médicale, tome V. p. 367. Bruxelles.
**) J o h n A b e r c r omb i e , Pathological and practical researches
o f diseases o f the brain and the spinal cord. Edinburgh
1828.