Erweichung der Knochen.
Im Kind^salter ist die Ursache der Erweichung
oder vielmehr die Nichtossificirung der Knochen häufig
Rachitismus, und ich mache in dieser Beziehung
auf die trefflichen Untersuchungen von Guér in aufmerksam.
Hievon scheint ganz unterschieden werden
zu müssen eine Erweichung der Knochen bei Erwachsenen.
i Es ist diefs eine furchtbare, glücklicherweise
nicht häufige Krankheit.
Ich habe bis jetzt zwei Beispiele im Leben beobachtet;
das erste war ein junger Mensch von 25 Jahren,
im Hospital Cochin in Paris, dessen Knochen,
besonders der Extremitäten, fast wie Wachs, jeden
Eindruck annahmen, was.ihnen die bizarresten Formen
aufge'drückt hatte; das zweite war ein Arzt,
der an Erweichung der Knochen, aber in weniger hohem
Grade litt.
Untersucht habe ich die Knochenerweichung an
den Schfcnkelknochen eines Erwachsenen, ,von dem
mir einige Stücke von einem Interne gegeben wurden.
Die Consistenz war so verändert, dafs' die Knochensubstanz
sich wie ein Muskel zerschneiden liefs.
Die Erweichung begann im Centrum und dehnte sich
nach der Peripherie aus, wo sich noch einige kleine
normale Knochenlamellen erhalten hatten, so däfs
ich die Entwickelung der Strukturveränderung verfolgen
konnte.
. 1) In den Lamellen, die fast noch normale
Consistenz hatten, sah ich deutlich die normalen Knochenkörper
zwischen den Knochenkanälen, aber hier
und dort erblickte man ein Knochenkörperchen, das,
ohne seinen Durchmesser geändert zu haben, nicht
mehr mit Kalkerde gefüllt und durchsichtig geworden
war; die fadenförmigen Verlängerungen der Knochenkörper
fingen an zu verschwinden.
2) In der Knochensubstanz, die so erweicht war,
dafs man sie mit dem Scalpel durchschneiden konnte,
zeigten sich die Körperchen im Mittelpunkte durchsichtig,
dig Ränder erschienen noch ein wenig schwarz,
aber ohne, Verlängerungen-und waren unregelmäfsig.
In, diesem Grade sah man keine Knochenkanäle mehr,
Säuren entwickelten nur nach und nach eine geringe
Quantität Kohlensäure. Es schien die Resorption der
erdigen Masse zuerst in den Körperchen, dann in
der Zwischensubstanz vor sich zu gehen.
3) Der in solchem Grade erweichte Knochentheil,
dafs man ihn mit den Fingern zerreifsen konnte, zeigte
die Knochenkörperchen vollkommen durchsichtig, ohne
Verlängerungen. Ihre Consistenz war noch fester,
als die der Zwischensubstanz, von der, man sie leicht
isoliren konnte. In allen den Graden war freies Fett
in grofser Menge zwischen den Lamellen der Knochen
abgelagert. , •
§.?. .
Kücfrbildung der Knochen in Knorpel (Euch
ondrom und Ostcosarcom).
Die Verwirrung, welche in den Chirurgieen über
die verschiedenen« Geschwülste herrscht, die sich in
den Knochen entwickeln , ist unendlich grofs; nur eine
genaue Untersuchung wird die Natur der verschiedensten
Entartungen aufhellen-* die man mit dem allgemeinen
Namen Osteosarcom eben so bequem als freigebig
bezeichnet. Eine genaue Unterscheidung ist
aber auch für den praktischen Chirurgen von der
gröfsten Wichtigkeit, da die Möglichkeit der Amputation
eines Knochens von der Natur der Entartung
bestimmt werden soll. Gewöhnlich betrachtet man