6) Das Molluscum ist eine ziemlich seltene Krank heit
der Haut; eine historische Darstellung einer andern
Gelegenheit aufbewahrend, werde ich mich hier
auf die Beschreibung des von mir beobachteten Falles
beschränken. Mit dieser Krankheit war ein 34jähriger
junger Mann in’s Hospital gekommen. Nach seiner
Aussage dauerte sie seit seiner Geburt. Nicht dieser
Krankheit wegen, sondern wegen einer Dysurie suchte
er Hülfe, die mit dem Tode endete. Bei der Lek
chenöflnung fand sich eine Kinde'skopfgrofse Geschwulst,
ziemlich consistent, von einer fibrösen Haut
umschlossen, weifsgrau fettig auf dem Durchschnitte,
die, im Becken gelagert, die Blase zusammendrückend
ein unheilbares Uebel bildete.
Bei diesem Individuum waren alle Stellen der
Haut mit kleinen-W e i c h e n Geschwülsten, selbst im
Gesicht, bedeckt, zuweilen weifs, zuweilen röthlich,'
von der Grofse eines Hirsekornes bis zu der eines
Taubeneies. Die ^ahl ist an den verschiedenen Körperstellen
verschieden, so dafs ich auf einem Stück
Haut von 1 Decim,_ Länge und eben so viel Breite
eine grofse von 10 Millim. Durchmesser, vier kleinere,
vier und zwanzig kleine zähle, ohne eine grofse
Zahl sehr kleiner von der Gröfse eines Hirsekorns
zu rechnen, die schwer zu zählen sind. Doch ist diese
Zahl nicht an allen Stellen der Haut gleich, an einigen
viel weniger. Die Epidermis nimmt keinen
Theil an der Entartung und läfst sich leicht von den
Geschwülsten abziehen. Die Geschwülste wurzeln in
der cutis (derme); wenn sie klein sind, so liegen sie
in der oberflächlichen Substanz derselben; sind sie
gröfser, so reichen sie bis aufs Fettgewebe hinunter
und zwar tritt.dann der eigenthümliche Umstand ein,
dafs sie nach allen Seiten von einer »dünnen Schicht
unverletzter Cutis umschlossen sind. Die Consistenz
.der Geschwulst ist durchgehends weich, so dafs sich
nicht bleibende Eindrücke hervorbringen lassen,
die Farbe rothbraun oder Farbe der' Haut. Im
Innern sind die Geschwülste zuweilen röthlich, doch
meist weifslich. Sie scheinen dem blofsen Auge
von einer zähen zusammenhängenden, nicht fasrigen
Masse. An vielen Stellen] der Haut zeigen sich,
selbst wo äufserlich keine Hervorragungen sichtbar
runde, ein wenig nur erhabene Flecke von veränderter
mattweifser Farbe, wahrscheinlich neu beginnende
Geschwülste.
Unter dem Mikroskop sieht man, dafs die röthe-
ren Geschwülste zahlreichere Capillargefäfse als die
übrigen enthalten; die Grundmasse besteht aus normalen
Zellgewebsfasern, aus einer weifslichen Masse,
die bald körnig, bald zu aufserordentlich feinen, bei
250maliger Vergröfserung kaum sichtbaren, durch
eine feine Zwischenmasse verbundenen Fäserchen
sich organisirt hat. Die Zellgewebsfasern liegen nicht
in Bündeln wie im gewöhnlichen Zellgewebe, sondern
isolirt, obgleich zahlreich, und sich durchkreuzend
bilden sie Netze. Die Geschwulst in der Unterleibshöhle
bestand gröfstentheils aus einer feinkörnigen
Weifslichen Masse und eigenthümlich veränderten Fettkügelchen
, so dafs sie wahrscheinlich den fettartigen
Geschwülsten angehört; vergl. die Abhandl. über die
Entwicklungsstufen der Fettgeschwulst.