eben. Obgleich (lies, streng genommen, nicht in
den Kreis dieser Abhandlung gehört, so ist es
mir doch zu wichtig, dass Irrthümer leicht einwurzeln
über einen, für die Pathologie so wichtigen
Gegenstand, als dass ich nicht das negative
Resultat meiner Untersuchungen hier vorläufig mittheilen
sollte ! Ich übergehe die sonderbaren-Mei-
nungen, die-auf gar keine Thatsaclien gestützt
sind, ^ass z. B. die Eiterkügelchen abgestossene
Theilchen der Primitivfasern der Gewebe seien,
was direkt durch meine Untersuchungen widerlegt
ist, eben so die nur auf ungenauere Beobachtungen
gestützten Meinungen Gendrin’s, dass die
Eiterkügelchen verwandelte Blutkügelchen seien.
Denn wenn Gendrin die Blutmasse in den Ge-
fässen sich in eine homogene Masse nach Anwendung
der Reizmittel verwandeln sah, so folgt
daraus noch/nicht, dass hier wirklich Eiterkügelchen
sich gebildet hatten, noch weniger, dass gerade
die Blutkügelchen sich verwandelt hatten.
Hierzu hätte es genauere Zeichnungen und Beschreibungen
bedurft. Auf eine andere Weise
versuchte Donue die Entstehung der Eiterkügelchen
aus dem Blute zu beweisen. Er mischte
ungefähr 1 Eiter zu 8 — 9 Blut. Die Coagulation
bildete sich fast so rasch wie gewöhnlich; nach
8—20 Stunden wurde das Coagulum zerfliessend,
und lösste sich ganz auf. Ungefähr 6 Stunden
nach der’Mischung sah er unter dem Mikroscope
die Blutkügelchen bleich werden, ihre Form verändern,
und am andern Morgen, wenn das Blut
ganz flüssig war, fand er nur noch Eiterkügelchen!!
So weit gehen seine Aussagen, nach den von ihm
gefundenen Fakta. — Zweifelhaft blieb er nur,
ob die Auflösung (dissölution) wie durch ein chemisches
Reagens bewirkt sei, oder ob die Blutkügelchen
eine Art Eiterverwandlung erlitten hätten.
Er neigte zur Annahme dieser letzten Meinung.
Die Wahrheit der von Donue' angekündigten
Fakta würde von der grössten Wichtigkeit
für die Pathologie sein | ich beeilte mich daher,
durch eigene Versuche sie zu bestätigen, oder zu
/
widerlegen. — Ich erhielt folgende Resultate:
Die Liquefaktion des Blutcoagulums, dass sich
in dem mit Eiter gemischten Blute erzeugt, findet
nur zuweilen statt,- oft ist nach mehreren Tagen
auch nur ein kleiner Theil flüssig geworden. Zuweilen
ändern die Blutkügelchen ihre Form gar
nicht, zuweilen aber stellt sich folgende Veränderung
ein: ihre Ränder werden ungleicher, der
Kern weniger umschrieben, der ganze Körper undurchsichtiger.
Die Blutkügelchen werden aber
ni cht gr ö s s e r , noch bieten sie jene, den Eiterkügelchen
eigenthümliche punktirte Fläche. Imm
e r konnte ich die veränderten Blutkügelchen
ohne die geringste Schwierigkeit von den zugemischten
Eiterkügelchen unterscheiden. Ich beobachtete
dies c o ns t a nt , und selbst, nachdem der
Eiter mit dem Blut mehrere Tage in Contact gewesen
war. — Ich finde daher die Beobachtung
Donue’s unriehtig, und halte die Einwirkung des
Eiters auf die Blutkügelchen durchaus für analog
derjenigen., die Wasser und einige andere Flüssigkeiten
auf sie ausüben. Von einer Verwandlung
der Blutkügelchen kann durchaus keine Rede
sein. — Eine letzte Arbeit über den Eiter hat
unter einem viel versprechenden Titel geliefert
Bonnet. *) Der Verfasser hat den Eiter in natura
gar nicht mit dem Mikroscope untersucht, vielmehr
liess er denselben crystallisiren, und bestimmte
aus, den Formen der Crystalle die ch&mi^che Natur
nach Raspail’s Crystallzeichnungen! und am
Ende dienen doch oft des Verfassers .Bestimmungen
der Salze nur zur Bestätigung des schon genannten;
denn Niemand wird unter den Chemikern
eine solche Analyse gelten lassen. Uebrigens
enthält die Arbeit einige nicht uninteressante That-
sachen in chemischer Rücksicht, die hier nicht
*) Gazette medicale 23. September 1837. Memoire sur
la composition et l'absorption du pus. Die letztere,
und zwar durch die Circulation, nimmt der Verfasser^
schon als ausgemacht an, da er sie erst hätte beweisen
müssen.