kügelchen, künftigen Untersuchungen über die
Störungen der Circulation selbst den Weg bahnen
werde. Vielleicht wird es mir gelingen, auch
einen Theil dieser letztem in dem nächsten Hefte
darlegen zu können. — Uebrigens kann ich nur
Magendie beistimmen, wenn er sagt: dass man
mit dem Namen Entzündung so widernatürliche
Begriffe verbinde, dass es am Ende besser wäre,
den Namen ganz aus der Wissenschaft zu verbannen.
Dadurch wäre freilich leider einer grossen
Zahl von Aerzten der Trost geraubt, den sie
haben, sobald sie irgendwelchen Krankheitszustand
unter der reichhaltigen Rubrik Entzündung ein-
schreiben können, in dem Glauben, dass nun Pathologie
und Therapie sich von selbst ergebe ; und
doch werden einst spätere Untersuchungen zeigen,
dass nicht allein Entzündung im ersten Stadium
andere therapeutische Indicationen hat, als die
Eiterung, sondern dass auch im erstön Stadium
Erscheinungen stattfinden, wo die Entziehung des
Bluts den krankhaften Zustand nicht mehr aufhebt.
Ich werde jetzt die Produkte der Entzündung
beschreiben, aber ohne dur ch die An ordnung
die wi rk l i c h e Au f e in a n d e r fo lg e andeuten
zu wollen.
1) St adi um der En t z ü n d u n g ; Bildung
der zusammengesetzten Kugeln. — Unter gewissen
Bedingungen steht das Blut in den Capillatgefassen
still, die Blutkügelchen verändern sich dann, wie
ich direct mit dem Microscope beobachten konnte,
auf folgende Weise: Sie verlieren ihre Hülle und
ihre Farbe, nur ihre Kerne bleiben zurück; diese
bleiben aber nicht isolirt, Sondern vermittelst einer
weisslichen bindenden Masse agglomeriren sie sich,
und bilden dichte undurchsichtige runde Kugelhaufen,
die in der mittleren Zahl aus 20 bis 30
kleinern Kügelchen bestehen, die, einzeln betrachtet,
ganz hell und durchsichtig sind.*) Sowohl
durch Druck, als durch Behandeln mit Essig‘)
loh werde sie später mit dem Namen der zusammengesetzten
Entzündungskugeln immer bezeichnen.
säure, lösen sich die Kugelhaufen in jene kleinern
auf, und man sieht, dass die Undurchsichtigkeit
nur von der Agglomeration herrührt. Die grossen
Kugelhaufen haben — V3oMillim und mehr die
einzelnen Kügelchen y40o — V£ooM- Durchmesser.*)
Dies Verhältniss entspricht dem der Blutkerne.
Diese zusammengesetzten Kugeln habe ich direct
in den Gefässen beobachtet, so dass wir es hier
nicht mit einer Flüssigkeit zu thun haben, die
erst durch die Whnde d.er Gefasse durchschwitzend
sich in Kügelchen verwandelt. Das Blut-
roth der Blutkügelchen mischt sich dem Blutserum
bei, und färbt dieses roth; daher die verschiedenen
Flüssigkeiten, denen dieses sich beimischt,
Blutfarbe erhalten können, ohne Blutkügelchen
zu fuhren. Dieses, bis jetzt in seiner Natur
ganz übersehene Stadium ist neben dem der Eiterbildung
das wichtigste Phänomen der Entzündung,
und das Letztere konnte ohne das Erstere gar
nicht begriffen werden, wie ich an einem andern
Orte zeigen werde. Es entspricht oft dem, was
man Anschoppung engouement nennt. So z. B.
besteht das wahre krankhafte engouement der Lungen
aus.dieser Agglomeration und Veränderung der
Blutkügelchen. In manchen Organen hat man
sich die abenteuerlichsten Vorstellungen von dem
dort stattfindenden pathologischen Prozess gemacht,
der doch in Nichts anderm bestand, als in jener
Circulationsstörung. — So werden wir es bald
in Hinsicht der Brigth’schen Nierendegeneration
beweisen, und so habe ich auch in Hinsicht der
Gehirnerweichung in einem der Academie überreichten
memoire erwiesen, dass in den a l l e r meisten
Fällen dieser Grad der Circulationsstörung
stattfindet, dass die Blutkügelchen dort
jene zusammengesetzten Kugeln bilden, und dass
das ^.ussch witzende Serum des Bluts eine wahrhafte
Maceration der Gehirnsubstanz veranlasst.
Erst später zerreissen die Capillargefässe, und die
*) Vergl. meine Mitth. über Gebirnerwelcbun^; compte
rendu de Pacademie des sciennes. 8. Mai 1837.